▷ Kommentar zu Benedikt XVI.: Notorische Ignoranz / Raimund Neuß

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▷ Kommentar zu Benedikt XVI.: Notorische Ignoranz / Raimund Neuß

08.02.2022 – 18:04

Kölner Rückblick

Köln (ots)

Es ist ein merkwürdiger Brief, den Benedikt XVI. schrieb an die Gläubigen im Erzbistum München und Freising. Er bezeugt tiefe Betroffenheit über Missbrauchsverbrechen. Joseph Ratzinger zeigt sich beschämt und entschuldigt sich. Doch wie genau ist es zu verstehen, wenn er – mit einem Zitat aus der Messe – nach der eigenen „Überschuldung“ fragt?

Umso größer ist mein Schmerz über die Vergehen und Fehler, die während meiner Amtszeit und an den betroffenen Stellen passiert sind“, schreibt der ehemalige Erzbischof von München. Ratzinger bekennt sich hier zur politischen Verantwortung, wie der Kölner Psychiater Manfred Lütz sagt – mehr nicht. Er steht für Gleichzeitigkeit „Schlimmes ist passiert, als er im Amt war. Aber was wusste er? Nichts, lesen wir in einem begleitenden „Faktencheck“.

Ratzingers Scheitern damals in München liegt genau in dieser notorischen Ignoranz. Diese Aussage ändert nichts an seinen späteren Verdiensten bei der Missbrauchsbekämpfung an der Spitze der Glaubenskongregation. Den Erzbischof von München soll es allerdings interessiert haben, welche Priester ihm andere Bischöfe schickten. Ob ihr Einsatz gerechtfertigt war. Ein Bischof kann seine Verantwortung nicht delegieren – dieser Tipp von Ratzingers Nachfolger, Friedrich Kardinal Wetter, macht den ganzen „Faktencheck“.

Eine Passage sollte Benedikt gutgeschrieben werden. Er erinnert sich an die schlafenden Jünger auf dem Ölberg und fühlt sich von dieser Geschichte angezogen. Ja, er war einer dieser Menschen, die nicht wach waren, wenn sie ihre volle Aufmerksamkeit hätten aufbringen sollen. Wenn sich Benedikt nur auf dieses Eingeständnis beschränkt hätte.

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Originalinhalt aus: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell