Arbeitsmarkt: Kein Mangel an jungen Menschen, aber dringend benötigtes medizinisches Personal – Gesundheit & Leben

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Arbeitsmarkt: Kein Mangel an jungen Menschen, aber dringend benötigtes medizinisches Personal – Gesundheit & Leben

Von den rund 407.000 ausgebildeten MFAs in Deutschland sind rund 330.000 in Arztpraxen beschäftigt. „Aber es gibt viele MFAs, die sehen, dass sie entweder ins Krankenhaus oder in die ambulante Versorgung gehen, weil sie dort teilweise deutlich weniger Stress haben oder das Gehalt höher ist“, sagt Schreiber, die selbst ausgebildete MFA ist.

Gassen beobachtet, dass es einen intensiven Wettbewerb um die MFA, früher Arzthelferin, gibt. „Wir haben jetzt die Situation, dass Krankenhäuser massiv Arzthelferinnen abwerben. Leider haben wir in den Praxen einen strukturellen Wettbewerbsnachteil, weil die gesetzlichen Krankenkassen die umfangreiche Lohnerhöhung aus dem letzten Jahr nicht vollständig als Mehrkosten gegenfinanzieren wollen.“ “, sagte Gassen. „Das bedeutet, dass es für Arztpraxen sehr schwierig ist, diese höheren Gehälter zu zahlen. Das verschärft das Problem nur.“

Kritik am politischen Umgang mit Praktiken

Mit Blick auf die Krankenhäuser werde deren Bedeutung für die Gesundheitsversorgung während der Pandemie zwar immer wieder thematisiert, die Praktiken aber nicht in gleichem Maße wahrgenommen, so der KBV-Vorsitzende. „Wir hätten erwartet, dass es für sie auch einen staatlichen Corona-Bonus gibt.“

Schreiber kritisierte zudem, dass für MFA kein Sonderbonus vorgesehen sei. „Ein ganz großes Problem ist die fehlende Wertschätzung seitens der Politik, der Gesellschaft und jetzt in der Pandemie auch bei den Patienten“, sagte sie. Einige von ihnen werden zunehmend anspruchsvoller und aggressiver. „Die Kollegen werden angegriffen, verbal, teilweise auch körperlich.“ Das MFA fühlte sich von der Politik enttäuscht und allein gelassen. „Man hat das Gefühl, dass die ambulante Standardversorgung völlig aus dem Blickfeld gerät, also nicht wahrgenommen wird.“

Der Großteil der Covid-Patienten wird ambulant behandelt. Der Stress hat laut Schreibers Beobachtung zugenommen, zum Beispiel durch zusätzliche Aufgaben während der Impfung. Aber auch durch die Umsetzung der Teststrategie, die notwendige Neuorganisation der Sprechzeiten und die unzuverlässige Liefermenge der wöchentlich zu bestellenden Impfstoffdosen hatten sich extrem viele Überstunden angesammelt. „Es gibt Kollegen, die fangen früher an, hören später auf und haben keine Mittagspause mehr.“

© dpa-infocom, dpa:220211-99-88912/4