Der Strukturwandel bleibt eine Herausforderung
Der Arbeitsmarkt in Pforzheim und im Enzkreis hat sich 2021 deutlich erholt. Der Leiter der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit warnt davor, zu früh zu feiern.
Im zweiten Jahr der Pandemie hat sich der Arbeitsmarkt in Pforzheim und im Enzkreis deutlich erholt. Die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim verzeichnet Zuwächse von bis zu 1,5 Prozent bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und bis zu 68 Prozent bei den gemeldeten Stellen.
Dennoch warnt Martina Lehmann, CEO, dass die Krise noch lange nicht vorbei ist, zumal der Strukturwandel auch nach der Pandemie weitergehen wird. Qualifizierung und Weiterbildung sind aus ihrer Sicht der Schlüssel, um die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt positiv zu gestalten.
„Angesichts der wirklich großen Herausforderung, die wir im zweiten Jahr der Pandemie hatten, können wir insgesamt eine wirklich gute Bilanz vorlegen“, sagte Lehmann während einer Pressekonferenz am Montag. In Pforzheim sei beispielsweise bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ein „deutlicher Aufwärtstrend“ zu verzeichnen.
Sie liegt trotz der „niedrigsten Bewertung seit dem Zweiten Weltkrieg“ sogar über dem Niveau von 2019, als niemand die Pandemie kommen sah: 59.040 Menschen waren zum 30. Juni 2021 registriert, ein Plus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auffällig ist, dass der größte Zuwachs (+530 Beschäftigte) in der Zeitarbeit verzeichnet wurde, gefolgt von der Verwaltung (+242) und dem Baugewerbe (+180). Auf der anderen Seite gibt es Arbeitslose vor allem aus dem verarbeitenden Gewerbe (-203), der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie (-198) und dem Gastgewerbe (-178).
Etwas anders sieht es im Enzkreis aus: Hier liegen 63.444 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte noch unter dem Niveau von 2019 und auch gegenüber 2020 ist ein leichtes Minus von 0,5 Prozent zu verzeichnen. Neueinstellungen gab es vor allem im Konsumgüterbereich ( +451), Baugewerbe (+207) und öffentliche Verwaltung (+71), darunter litt vor allem die Industrie: Ein Minus von 933 schlägt der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie zu Buche, negativer Spitzenwert.
Strukturwandel zeigt Wirkung
Für Lehmann ist das nicht allein auf die Pandemie zurückzuführen. „Hier macht sich der Strukturwandel bemerkbar, der sich in kleinen Schritten vollzieht“, betont sie. Vor allem ungelernte Arbeitskräfte haben es immer schwerer, den Anforderungen der Zeit etwa in Sachen Digitalisierung gerecht zu werden. Neben der demografischen Entwicklung und dem ökologischen Wandel ist dies einer von drei Trends, die aus ihrer Sicht derzeit zusammenwirken.
In Pforzheim und im Enzkreis liegt der Anteil der Unternehmen, in denen Technik über kurz oder lang menschliche Arbeitskraft ersetzen kann, heute bei fast 50 Prozent und damit etwa doppelt so hoch wie noch vor knapp zehn Jahren. Laut Lehmann richten sich bereits drei von vier offenen Stellen an Fach- und Fachkräfte und „jeder zweite Arbeitslose hat seine Ausbildung nicht abgeschlossen“. Auch deshalb sei es „wichtig, die Leute frühzeitig ins Boot zu holen, damit sie mithalten können“, sagt Lehmann.
Die Agentur für Arbeit setzt dabei gezielt auf Qualifizierung und Weiterbildung und hat die ursprünglich für Schüler gedachte Berufsberatung bereits auf erwachsene Arbeitnehmer ausgeweitet.