Wien (dpa) – Der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth ist im Alter von 79 Jahren in seiner Heimatstadt Graz gestorben.
Das bestätigte der steirische Ministerpräsident Hermann Schützenhöfer am Dienstagabend. Roth galt als einer der großen, stets politischen Erzähler und Schriftsteller Österreichs.
Berühmt wurde der Autor vor allem durch seinen siebenteiligen Zyklus „Die Archive des Schweigens“, an dem er zwischen 1978 und 1991 arbeitete. Große Anerkennung fand auch der folgende „Orkus-Zyklus“. Zuletzt schrieb er den Venedig-Roman „Es gibt keinen bösen Engel als die Liebe“. Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller wurde 2016 mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.
Experimentelle Prosa und Theater
Nach dem Willen seines Vaters, der Arzt war, studierte er zunächst Medizin, brach das Studium jedoch ab. Von 1966 bis 1977 arbeitete er als Programmierer und Organisationsleiter im Rechenzentrum Graz, um neben seiner literarischen Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ab Anfang der 1970er Jahre veröffentlichte er experimentelle Prosa (um 1972 „Die Autobiographie des Albert Einstein“) und versuchte sich auch als Dramatiker („Lichtenberg“, „Sehnsucht“, „Twilight“).
Ein großzügiger Vorschuss eines Verlegers ermöglichte es Roth, sich ganz auf seine Arbeit am „Archiv des Schweigens“ zu konzentrieren. 1980 erschien hier „The Quiet Ocean“, dessen Verfilmung 1983 auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde Vielfalt literarischer Gattungen, in denen Fiktion und (auch fotografische) Dokumentation zusammenfließen.
Mit „Der See“, dem ersten Roman seines Zyklus „Orkus“, sorgte Roth 1995 für Aufsehen in den Reihen der FPÖ, die ihren damaligen Parteivorsitzenden Jörg Haider in einem fast ermordeten populistischen Politiker erkannte.
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