Berlin (dpa) – Kurz vor Beginn der Berlinale hat die Festivaljury die Bedeutung der großen Leinwand und des Films insgesamt betont.
„Kino ist so wichtig“, sagte Jurypräsident M. Night Shyamalan, der vor allem als Regisseur von „The Sixth Sense“ bekannt ist. „Wir sitzen alle hier, weil wir das Kino sehr lieben“, sagte die deutsche Filmemacherin Anne Zohra Berrached („24 Wochen“). Der französisch-tunesische Produzent Saïd Ben Saïd verglich das Filmerlebnis bei der Pressekonferenz mit einer Religion: „Wir sind zurück in der Kirche.“
Hitchcock und Christiane F.
Nach prägenden Filmen gefragt, nannte Schauspielerin Connie Nielsen das deutsche Drogendrama „Christiane F.“ (1981): Das hat sie damals geschockt, ihr aber gezeigt, dass Film in ihrer dänischen Heimat mehr ist als Marilyn Monroe oder das sonntägliche Fernsehkino. Berrached erinnerte sich, wie sie als Kind zum ersten Mal die große Leinwand erlebte: mit Alfred Hitchocks „Window on the Courtyard“.
Weitere Jurymitglieder sind: die Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga (Simbabwe), die im Herbst mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, der Oscar-nominierte Regisseur Ryûsuke Hamaguchi (Japan, „Drive my Car“) und der Filmemacher Karim Aïnouz (Brasilien/Algerien, „Central Airport THF“).
Auf dem Festival entscheidet die Jury über die Gewinner der Bärentrophäen im Wettbewerb. Wegen der Corona-Pandemie findet die Berlinale dieses Jahr in Präsenz, aber in kleinerer Form statt.
Beginnen Sie mit François Ozon
Das Programm startete mit dem neuen Film des französischen Regisseurs François Ozon: Isabelle Adjani und Denis Ménochet sowie die deutsche Schauspielerin Hanna Schygulla spielen in „Peter von Kant“.
Der Film ist laut Festival eine freie Interpretation des Werks des deutschen Regisseurs Rainer Werner Fassbinder (1945-1982). In „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972) erzählt er von einer Modedesignerin, die ihre Sekretärin abschätzig behandelt und sich in ein weibliches Model verliebt – darin spielte bereits Hanna Schygulla.
Präsenzfest mit Corona-Auflagen
Angesichts der Infektionslage in Deutschland wurde lange gerungen, ob die Berlinale stattfinden kann. Nun soll es Einschränkungen beim Kinobesuch geben. Am Potsdamer Platz stehen Busse für Corona-Tests bereit. Zur Eröffnungsfeier (19.30 Uhr) wurden rund 800 Gäste erwartet. Auf der Gästeliste standen Schauspielerinnen wie Iris Berben, Maria Furtwängler und Heike Makatsch, Schauspieler Burghart Klaußner und Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
In den Kinos soll während des Festivals nur jeder zweite Sitzplatz besetzt sein. Außerdem gilt die 2G-Plus-Regelung: Zugang haben nur Personen, die bereits gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen sind. Wer noch keine Auffrischimpfung erhalten hat, braucht ebenfalls einen Test. Im Kino herrscht Maskenpflicht. Tickets sind dieses Mal nur online erhältlich, um Warteschlangen zu vermeiden.
Die Awards werden in diesem Jahr früher als üblich verliehen – die Jury wird ihre Entscheidungen voraussichtlich am Mittwoch (16. Februar) bekannt geben. Danach sind mehrere Publikumstage geplant.
In den Jahren vor der Pandemie wurden regelmäßig mehr als 300.000 Tickets für die Berlinale verkauft, diesmal dürften es angesichts der reduzierten Sitzplatzkapazität weniger sein. Die 72. Internationalen Filmfestspiele enden am 20. Februar.
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