Pforzheim. Die Leiter fällt krachend zu Boden und zerstört die sorgfältig konstruierte Atmosphäre auf einen Schlag. Alles hätte so schön laufen können: Das Publikum war begeistert, das Licht gedimmt, dichter Bühnennebel hatte sich erhoben. Fabian Berger, Martin Burtscher und Wassilis Reigel hatten ihre schwarzen Hoodies und Jogginghosen angezogen – bereit, so richtig abzutanzen. Wobei: Eigentlich ist es völlig egal. An dieses kleine Missgeschick am Anfang wird sich sowieso niemand erinnern, wenn man an all die Dinge denkt, die danach schief gelaufen sind: Gummipuppen fliegen mit Furzgeräuschen über die Bühne, Jacken lassen sich nicht öffnen, Konfetti landet im Zuschauerraum, Hosen rutschen bis zum Boxer herunter Shorts erscheinen.
Chaos ist programmiert, wenn Fabian Berger, Martin Burtscher und Wassilis Reigel im Kulturhaus Osterfeld auftreten. Die drei kommen aus der Schweiz, nennen sich Starbugs Comedy und sind sich für nichts zu schade, auch nicht für einen Striptease. Doch zunächst ziehen sie weiße Mützen und schwarze Afro-Perücken, Feinripp-Unterhemden, dunkle T-Shirts und blaue Jeansjacken an. Sie bringen Sie in den wilden Westen, auf den Tennisplatz und in den Dschungel, wo der Löwe schläft. Oder war es die fauchende Katze? Ist egal. Hauptsache, das Programm geht weiter.
Für ausschweifende Erklärungen bleibt keine Zeit. Berger, Burtscher und Reigel lassen lieber Taten sprechen. Das ist besser so, denn es gibt nichts, was sie nicht können. In eine Eisenstange blasen? Im Takt der Musik klatschen? Sich rhythmisch auf die Oberschenkel klopfen. Hebt die Hände in die Luft? Hecht springt? Auf Stühlen sitzen und das Publikum grimmig anstarren? Kein Problem für die drei Schweizer, die auch die rote Fahne mit dem weißen Kreuz dabei haben. Zum Winken natürlich.
Sie sind cooler als James Bond, streitsüchtiger als Ritter, furchteinflößender als der Löwe aus dem MGM-Vorspann, besser im Melken imaginärer Kühe als Heidi und Ziegenhirt zusammen. Und: Bei ihnen weiß man nie, was passiert: Plötzlich tauchen Hände an Stellen auf, wo man sie nie erwartet hätte. Cowboys lassen sich von einem Indianer Zigaretten anzünden und Bierflaschen öffnen. Mehr – oder eher weniger – elegant in den Sonnenuntergang geritten auf mechanischen Pferden mit Münzeinwurf. In schwindelerregende Höhen geht es dagegen nur mit dem Motorrad, immer weiter, immer schneller – zumindest bis es laut knallt und dem Fahrer schwarz vor Augen wird. Hoppla. Aber immerhin: Motorräder produzieren keinen Pferdemist, den man per Hand mit einem roten Sack einsammeln muss.
Kaum vorstellbar, dass da Zeit für knisternde Erotik bleibt, inklusive Händchenhalten, verliebten Blicken und langen Umarmungen. Aber weit gefehlt: Auch beim Tennisspielen gibt es genussvolles Stöhnen und intime Tänze mit der Gummipuppe. Vorausgesetzt natürlich, dass es professionell aufgeblasen wird. Was willst du noch?