Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert (SPD), hält es für „nicht sinnvoll“, dass 16-Jährige Bier und Wein kaufen dürfen. „Für mich sprechen viele medizinische Argumente dafür, das Erwerbsalter für Bier, Wein und Sekt auf 18 anzuheben“, sagte Blienert der „Welt“ (Freitagausgabe). „Wir werden sehen, was politisch möglich ist.“
„Was überhaupt nicht funktioniert, ist das sogenannte begleitete Trinken“, sagte Blienert der „Welt“. Laut Jugendschutzgesetz dürfen Jugendliche ab 14 Jahren im Beisein eines Sorgeberechtigten Bier, Wein oder Sekt trinken.
„Wir müssen schrittweise von einem freien, wuchernden Wachstum zu einem regulierten, kontrollierten Konsum von Tabak und Alkohol übergehen“, sagte er. „Die Verfügbarkeit ist eine zu niedrige Schwelle.“ Blienert findet es „paradox, dass man fast überall rund um die Uhr am Automaten Tabak kaufen kann. Auch darüber brauchen wir eine fundierte Debatte.“
Der Drogenbeauftragte sagte, dass für Alkohol und Tabak nicht geworben werden sollte. „Ich halte es für notwendig, die Werbemöglichkeiten für Alkohol und Tabak klar einzuschränken.“ Auch Werbung für Glücksspiele hält er für unangemessen. „Die Verantwortung liegt hier aber nicht beim Bund, sondern bei den Ländern. Ich persönlich würde sagen: Diese Werbung sollte gestoppt werden.“
Gleichzeitig setzt sich die Bundesregierung für die Legalisierung von Cannabis ein – wenn auch in kontrollierter Form. Auch Blienert forderte eine Neuausrichtung der Drogenpolitik. „Strafrecht ist in Gesundheitsfragen keine Therapie, sondern problematisch und behindernd“, stellte er fest. Der Fokus sollte auf dem Gesundheitsrecht liegen, nicht auf dem Strafrecht. Drogenkonsumenten sollten nicht stigmatisiert, sondern gehört und akzeptiert werden. Blienert kündigte an, mit den Ländern und Kommunen „über den Ausbau und die Förderung von Drogenkonsumräumen“ zu sprechen.
Veröffentlicht: 11.02.2022 – Quelle: Agence-France-Presse