Ein kleines Ensemble will es wissen: Das Kulturkellertheater Heilbronn probt einen Neuanfang

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Ein kleines Ensemble will es wissen: Das Kulturkellertheater Heilbronn probt einen Neuanfang

Christina Rieth (l.) ist neu im Ensemble des Kulturkellertheaters, das Elisabeth Beker leitet. Neben ihm: die langjährige Gastregisseurin Ingrid Richter-Wendel. Foto: Andreas Veigel Foto: Veigel, Andreas

Man könnte meinen, das Kulturkellertheater sei eine reine Frauensache – ist es aber nicht, auch wenn es immer starke Frauen sind, die die Geschicke des kleinen Privattheaters lenken. Das Theater hat, wie der Name schon sagt, seine Heimat im Kulturkeller an der Gartenstraße, Heilbronns ältester Kabarettbühne. 1983 als Gartenhausgesellschaft Heilbronn eV gegründet, wurde der Kulturtreff in den beiden Kellerräumen des Gewerkschaftshauses 1995 in Kulturkeller umbenannt.

1989 gründete Ruth Weipert ihr eigenes Ensemble, das Kulturkellertheater, das Weipert seitdem leitet. Eine Aufgabe, die die „Mutter Beimer“ des Kulturkellers nun an Elisabeth Beker übergeben hat. Seit 2006 ist Theaterfan Beker – „wo ich auch lebte, das Theater stand in meiner Freizeitunterhaltung immer an erster Stelle“ – Mitglied des Ensembles des Kulturkellertheaters, kurz KKT. Seit den 1990er Jahren spielt sie auch im örtlichen Kabarett Die Hegelmeiers und auch in deren Nachfolgetruppe Heilbronner Leibgercht.

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Es ist offensichtlich, dass noch nicht alles zusammenpasst

Es ist nichts Neues, aber seit Corona sind die Produktionen des KKT immer wieder ins Stocken geraten. Am 26. März soll ihr KKT-spezifisches Theaterleben mit der Wiederaufnahme von „Verdammte Herzenssache“ wieder in Gang kommen. Es ist offensichtlich, dass noch nicht alles zusammenpasst. 60 Prozent der derzeit erlaubten Raumnutzung mit 60 Stühlen macht maximal 36 Gäste. Dabeisein ist (fast) alles für die quirligen Spieler.

Die nun dauerhafte Belüftung während einer Vorstellung wurde von der Geschäftsstelle genehmigt. Gastronomie – Getränke und Snacks – sind wieder möglich, zumal die Ehrenamtlichen aus dem Kulturkeller auf Einnahmen und Spenden angewiesen sind. Die jährliche Ausfallbürgschaft der Stadt betrug 2.500 Euro, die nun in einen Festzuschuss umgewandelt wurde.

Zwei Newcomer in einem kleinen Ensemble

Zum KKT-Ensemble gehören neben Beker Katrin Bayer, Raik Singer und als Newcomer Udo Grunwald, bekannt als Klinikclown und aus dem Theaterschiff-Ensemble, sowie Christina Rieth. Ingrid Richter-Wendel, Grande Dame des Heilbronner Theaterlebens, engagiert sich seit Jahren als feste Gastregisseurin.

Christina Rieth lebt seit gut vier Jahren in Heilbronn und freut sich auf ihr neues Engagement. Nach seinem Schauspielstudium an der Live Act Akademie in Stuttgart gründete der gebürtige Calwer das Dollinger Theater, tourte mit selbst geschriebenen Krimi- und Kabarettstücken durch Kneipen und Kabaretts und war in Fernsehproduktionen wie „Kalt ist die Angst“, „Tatort“ u den Kinostreifen „Faustdick“ zu sehen.

„Ich mag es, wenn man das Publikum spürt“

„Ich mag die Intimität kleiner Räume, in denen man das Publikum spüren kann, wenn man auftritt.“ Ihr eigenes kleines Theater hat sich aufgelöst. „So wie es aussieht, hat Corona vielen in der freien Szene den Boden unter den Füßen weggezogen.“

Das finanzielle Damoklesschwert – pandemiebedingte Sitzplatzkapazität – wiegt bei Gastspielen im Kulturkeller schwerer als bei Eigenproduktionen. Für März geplante Künstler haben bereits abgesagt, weil es sich einfach nicht rechnet. Weder für den Gast noch für den Kulturkeller. Das Gastspielprogramm steht für das erste Halbjahr. Wie im letzten Jahr stehen die Open-Air-Veranstaltungen im Weingut Fischer im Juli und August auf dem Programm.

Der besondere Charme des KKT

Unabhängig davon plant das Kulturkellertheater seine Produktionen. „Wir sind sehr wenige im Ensemble. Jeder ist sehr einzigartig“, bringt die resolute Ingrid Richter-Wendel den Charme des Kellertheaters auf den Punkt. Man spürt, dass sie durch das stählerne Bad der Gefühle eines Stadttheaters gegangen ist – und gerne ihre Vorstellung von Theater teilt. Was nicht heißt, dass die anderen nicht anderer Meinung sind. Auch wenn die professionelle Schauspielerin und KKT-Regisseurin weiß, was sie will, „das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“.

Theaterstückauswahl, Bühne, Kostüme, Einnahmen, Tantiemen: In einem Privattheater macht jeder alles. Hier zeigen sich Stärken und Talente. Genau deshalb stellt sich das kleine Ensemble neu auf, will einfach effizienter werden.

Spielplan: Los geht es am 26. März mit der Wiederaufnahme des Kammerspiels „Verdammte Herzenssache“ von Cornelia Molle mit Katrin Bayer und Raik Singer, vier weitere Vorstellungen stehen bis Juni auf dem Programm. Der Leipziger Autor Molle will ein weiteres Stück für das Ensemble des Kulturkellertheaters schreiben. Ingrid Richter-Wendel, ständige Gastregisseurin, plant mit „Once a Tiger“ und „Shakespeares Complete Works Slightly Shortened“ die nächsten Produktionen. Zehn Prozent der Einnahmen des kleinen Theaters gehen an den Verein Kulturkeller, der die Räume zur Verfügung stellt.