Freiwillig mit Corona infiziert: Umstrittene Studie sorgt für Aufsehen

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Für eine britische Studie haben sich Probanden freiwillig mit dem Coronavirus infizieren lassen. Die ersten Ergebnisse der Untersuchung liegen nun vor.

London – Immer wieder werden Fälle bekannt, bei denen sich Menschen vorsätzlich mit Corona infizieren. Ein Mann wurde von der niederländischen Polizei festgenommen, weil er im Internet offenbar Coronaviren zur Selbstinfektion angeboten hatte. Nun hat eine sogenannte Human-Challenge-Studie des Imperial College London für Aufsehen gesorgt.

36 Freiwillige im Alter von 18 bis 29 Jahren ohne vorherige Infektion oder Impfung wurden absichtlich mit dem Coronavirus infiziert. Die Probanden sollten während des gesamten Verlaufs der Infektion beobachtet werden. Damit ist die Studie des Imperial College London weltweit die erste, die ein detailliertes Monitoring des gesamten Covid-19-Verlaufs durchführt. Professor Christopher Chiu von der Abteilung für Infektionskrankheiten leitete zusammen mit seinem Forschungsteam die Untersuchung Ergebnisse Anfang Februar 2022 veröffentlicht wurden.

Bei dem Virus handelte es sich jedoch um den ursprünglichen Sars-CoV-2-Stamm. Varianten wie Alpha, Delta und Omicron wurden nicht berücksichtigt. „Obwohl es aufgrund des Auftretens von Varianten wie Delta und Omicron Unterschiede in der Übertragbarkeit gibt, handelt es sich im Grunde genommen um dieselbe Krankheit“, erklärte Professor Chiu vom Imperial College London.

Britische Studie: Freiwillige werden absichtlich mit dem Coronavirus infiziert

Die Freiwilligen erhielten eine niedrige Dosis des Coronavirus – eingeführt durch die Nase. Dann wurden sie zwei Wochen lang von klinischem Personal des Royal Free Hospital in London überwacht. Darauf deutete ein erstes Ergebnis der britischen Studie hin ein einzelnes Nasentröpfchen genug, um sich mit Covid-19 zu infizieren. 16 der Probanden entwickelten leichte bis mittelschwere erkältungsähnliche Symptome, sagten die Forscher.

Diese Symptome traten auf:

  • Verstopfte oder laufende Nase
  • Niesen
  • Halsentzündung
  • Kopfschmerzen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Ermüdung
  • Fieber

13 der mit dem Coronavirus Infizierten berichteten von einem vorübergehenden Verlust ihres Geruchssinns. Dies normalisierte sich jedoch bei fast allen Teilnehmern innerhalb von 90 Tagen wieder. Drei Probanden bemerkten erst nach mehr als drei Monaten eine Verbesserung.

Niemand entwickelte ernsthafte Symptome oder Veränderungen in der Lunge. Zudem werden alle Teilnehmer zwölf Monate nach der Studie durch das Forschungsteam um Professor Christopher Chiu nachbeobachtet, um mögliche Corona-Langzeiteffekte zu überwachen.

36 Freiwillige haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Die ersten Ergebnisse der Studie wurden jetzt veröffentlicht. (Symbolbild)

© Martin Schütt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Ergebnisse der Corona-Studie: Inkubationszeit kürzer als erwartet

Für die 18 Infizierten gilt die Inkubationszeitraum 42 Stunden und war damit deutlich kürzer als bisherige Schätzungen, die die durchschnittliche Inkubationszeit laut den Ergebnissen der Studie auf fünf bis sechs Tage bezifferten. Die ersten Symptome traten auch nach 42 Stunden auf.

Nach etwa fünf bis sechs Tagen erreichte die Corona-Infektion sie Höhepunkt. Allerdings wurden in einigen Labortests auch nach neun und maximal zwölf Tagen noch hohe Konzentrationen des infektiösen Virus festgestellt. das Werte in der Nase laut den Forschern signifikant höher waren als im Rachen. Dies deutet nach Ansicht der Experten darauf hin, dass das Virus nicht über den Mund, sondern über die Nase ausgeschieden wird.

Eine weitere Erkenntnis der Forscher bezog sich auf sogenannte Lateral-Flow-Tests (LFTs), die „ein beruhigend zuverlässiger Indikator dafür sind, ob ein infektiöses Virus vorhanden ist“. Das schloss diejenigen ein, die keine Symptome entwickelten.

Britische Studie liefert „weitere Eckdaten“ zum Coronavirus

Obwohl die Studie eine sichere Annäherung an reale Covid-19-Infektionen bei Jugendlichen darstellt, müssen bei den Ergebnissen die kleine Stichprobe, die geringe Diversität der Probanden und die begrenzte Zeit der Nachbeobachtung berücksichtigt werden. Zudem wurden die Ergebnisse noch nicht von unabhängigen Gutachtern überprüft.

Die Forscher sind jedoch zuversichtlich, dass die Studie wichtige Erkenntnisse in der Corona-Forschung erbracht hat. „Diese wichtige Studie hat zusätzliche Schlüsseldaten zu Covid-19 und seiner Verbreitung geliefert, was von unschätzbarem Wert ist, wenn wir mehr über dieses neuartige Virus erfahren, damit wir unsere Reaktion feinabstimmen können“, sagte Jonathan Van-Tam, Associate Chief Medical Officer für England .

Human-Challenge-Studien, bei denen gesunde Menschen einem Erreger ausgesetzt werden, sind unter Medizinethikern wegen möglicher Gesundheitsrisiken umstritten. Solche Studien wurden in der Vergangenheit genutzt, um Grippe- und Malaria-Impfstoffe zu entwickeln. In diesen Fällen wurde den Teilnehmern jedoch ein potenzielles Medikament verabreicht.

Forscher haben kürzlich in einer Auffrischungsstudie die Wirksamkeit von Corona-Impfungen untersucht. Die Daten haben jedoch einen entscheidenden Haken. (Käse)

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