Geschichte – Hamburg – Kommission empfiehlt Umbenennung von elf Straßen – Wissen

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Hamburg (dpa/lno) – Eine Expertenkommission zum Umgang mit NS-verseuchten Straßennamen hat die Umbenennung von elf Straßen und Plätzen in Hamburg empfohlen. Als Beispiele nannte die Historikerin Miriam Rürup am Donnerstag die Heynemannstraße in Hamburg-Nord, den Högerdamm in Mitte, den Reinckeweg in Wandsbek und den Albert-Schäfer-Weg in Harburg.

In ihrem Abschlussbericht stellte die achtköpfige Kommission fest: „Durch die Benennung einer Straße nach einer Person soll die Leistung dieser Person in besonderer Weise gewürdigt werden. Eine Ehrung in dieser Form ist nicht mehr haltbar, wenn das Handeln der Person eklatant gegen das heutige verstößt.“ Werte verletzt.“ Die Mitgliedschaft in der NSDAP allein ist kein Grund.

Zu der empfohlenen Umbenennung erklärte Rürup, der Gynäkologe Theodor Heynemann (1878-1951) habe an Zwangssterilisationen teilgenommen. Im November 1945 machte der Architekt Fritz Höger (1877-1949) das „Weltjudentum“ für die deutsche Niederlage verantwortlich. Der Historiker und Jurist Heinrich Reincke (1881-1960) war als Leiter des Staatsarchivs für die Herausgabe der „Arischen Akten“ zuständig.

Für den Einsatz von Zwangsarbeitern im Gummiwerk war der Vorstandsvorsitzende der Harburger Phoenix AG, Albert Schäfer (1881-1971), verantwortlich. Doch erst vor wenigen Jahren wurde Schäfer für seine Rolle bei der kampflosen Übergabe Hamburgs an britische Truppen geehrt. Der Weg im Stadtteil Eißendorf wurde 2003 nach ihm benannt.

Die Kommission empfahl auch, drei zwischen 1933 und 1945 vorgenommene Umbenennungen rückgängig zu machen. Eine weitere Ehrung gebührt unter anderem der Künstlerin Käthe Kollwitz, die seinerzeit dem völkisch-nationalistischen Schriftsteller Walter Flex weichen musste. Elf Namensgeber sollen den Experten zufolge lediglich einen Kommentar zu einem Zusatzschild oder einer Website erhalten.

Dazu gehört auch eine hochangesehene Hamburger Volksschauspielerin: „Wir haben auch über Heidi Kabel lange diskutiert und festgestellt, dass sie eigentlich ein wunderbares Beispiel ist, um zu zeigen, wie man die NS-Ideologie für seine – auch auf opportunistische Weise – in 33 versuchen kann sozusagen – für sich selbst und für sein Weiterkommen und seine Karriere, aber nach ’45 auch bereut“, sagte Rürup.

Nach den Erkenntnissen der Kommission war Heidi Kabel (1914-2010) Mitglied der Reichstheaterkammer und seit 1938 des NS-Frauenbundes. Laut ihrer Autobiografie drängte sie ihren Mann, den Schauspieler Hans Mahler, 1937 in die NSDAP einzutreten, damit er bessere Chancen hätte, wenn er sich um eine Stelle als Direktor in Lüneburg bewirbt. Diese Selbstkritik sollte auf einem Hinweisschild deutlich gemacht werden.

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