Erfurt/Jena (dpa/th) – Nach Ansicht des Jenaer Historikers Jörg Ganzenmüller tritt die wissenschaftliche Beschäftigung mit der DDR in eine neue Phase. Tatsächlich habe die historische Erforschung der Geschichte der DDR noch nicht richtig begonnen, sagte Ganzenmüller am Samstag bei einer Veranstaltung im Thüringer Landtag in Erfurt. Das konnte erst jetzt geschehen, da immer mehr Studenten an die Universitäten kamen, die die DDR nicht mehr aus eigener Erfahrung kannten. „Du stellst andere Fragen zu etwas, das dir fremd ist.“
Nach Ansicht von Ganzenmüller hatte die bisherige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR vor der Wiedervereinigung oft eher sozialwissenschaftliche als historische Züge. Er hat die Professur „Europäischer Diktaturvergleich“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne und ist zudem Sprecher des Forschungsverbundes Diktaturerfahrung und Transformation.
Auf einer Tagung des Forschungsverbundes im Thüringer Landtag ging es um die Frage, wie ostdeutsche Geschichte der Öffentlichkeit vermittelt werden könnte. Es sei wichtig zu verstehen, dass es nicht „eine Geschichte des Ostens“ gebe, sagte Landespräsidentin Birgit Keller (Linke). „Es ist so vielschichtig wie die Menschen und ihre Geschichten – und jede einzelne ist es wert, gehört, gesehen und darüber berichtet zu werden.“
Der Forschungsverbund wird getragen von der Universität Jena, der Universität Erfurt, der Stiftung Ettersberg und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
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