Gesundheit – Ampel zieht nicht in weiteren Corona-Kurs – Gesundheit

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Gesundheit – Ampel zieht nicht in weiteren Corona-Kurs – Gesundheit

Berlin (dpa) – Rund anderthalb Wochen vor der nächsten Bund-Länder-Runde ist die Ampelregierung über den weiteren Verlauf in der Corona-Pandemie gespalten.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sehen noch keine Zeit für Lockerungen – die FDP drängt hingegen auf schnelle Öffnungsschritte. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann stellte Bundeskanzler Scholz in Frage. Der Grünen-Politiker sagte am Samstag im Deutschlandfunk: „In einer Pandemie muss der Regierungschef stark führen, anders geht es nicht.“

Wirtschaftsminister Habeck sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Natürlich brauchen wir eine Öffnungsperspektive, aber die Lockerungen müssen zum richtigen Zeitpunkt kommen.“ Die Omicron-Welle ist noch nicht gebrochen. Er plädierte für Einheitlichkeit bei den Lockerungen. „Ich finde es wichtig, dass wir die einzelnen Schritte koordinieren, was zuerst kommt“, sagte er. „Wir müssen sehen, wie sich die Pandemie entwickelt. In Deutschland haben wir eine vergleichsweise niedrige Durchimpfungsrate, insbesondere bei älteren Menschen. Aber es gibt Anlass zur vorsichtigen Hoffnung.“

Konsultationen Mitte Februar

Auch Scholz hatte zuletzt Vorbehalte geäußert. Die FDP hingegen fordert schon länger Lockerungen – obwohl die Corona-Zahlen in Deutschland derzeit Rekordhöhen erreichen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Sonntag erstmals eine Sieben-Tages-Inzidenz von mehr als 1400. Befürworter von Öffnungsschritten argumentieren jedoch, dass der Krankheitsverlauf bei einer Omicron-Infektion meist eher mild ist. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat kürzlich darauf hingewiesen, dass die Rechtsgrundlage für die aktuellen Corona-Maßnahmen am 19. März ausläuft.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte die Bundesregierung auf, einen Öffnungsplan vorzulegen. „Wenn wir sicher sein können, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird, sollten Freiheitsrechte nicht mehr wie in anderen Phasen der Pandemie in den Hintergrund treten“, sagte der CSU-Chef der „Bild am Sonntag“ https://www. sueddeutsche.de/gesundheit / „Wir sollten weitere Schritte zur Öffnung von Kultur, Sport und Handel unternehmen, wenn die Zahl der Krankenhäuser stabil bleibt. Der konsequente Einsatz von FFP2-Masken ermöglicht die Aufhebung von Kontaktbeschränkungen.“

Das nächste Spitzengespräch zwischen den Ministerpräsidenten und Scholz ist für den 16. Februar angesetzt. Dort könnten bundesweite Lockerungen vereinbart werden. Bund und Länder haben sich am 24. Januar darauf verständigt, „Perspektiven der Öffnung“ zu entwickeln, sobald das Gesundheitssystem überlastet werden könnte. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte wiederholt erklärt, dass der Höhepunkt der Omicron-Welle in Deutschland voraussichtlich Mitte Februar erreicht werde.

Umfrage: 49 zu 44 in der Bevölkerung

Lauterbach warnte am Wochenende erneut vor übereilten Schritten. „Unsere Strategie ist bisher gut aufgegangen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Mit gezielten Maßnahmen und Auffrischimpfungen konnten ältere und vorerkrankte Menschen geschützt werden. „Aber wenn wir uns jetzt zu früh entspannen, stellen wir unnötigerweise unseren eigenen Erfolg in Frage und riskieren neue, gefährliche Infektionen und eine Verlängerung der Welle. Was wir in Wochen aufgebaut haben, können wir in Tagen verspielen.“

Mit Blick auf Scholz sagte Ministerpräsident Kretschmann, dass es in einer Krise einer Richtlinienkompetenz des Regierungschefs bedürfe. Wenn die Koalitionspartner dem nicht relativ frei folgen, ist das ein Problem. Er erinnerte an die Aussage von Scholz, wer bei ihm eine Tour bestelle, bekomme sie auch. Kretschmann warnte davor, Kompromisse einzugehen, auch wenn das in einer Regierung mit drei Partnern kompliziert wäre. Die Lösung, eine generelle Corona-Impfung über Gruppenanträge im Bundestag einführen zu wollen, sei ein langwieriger Prozess „mit der Gefahr, dass am Ende alles zerredet wird und keine klare Linie dabei herauskommt“.

Laut einer von „Bild am Sonntag“ in Auftrag gegebenen Insa-Umfrage gibt es erstmals seit langem wieder eine Mehrheit in der Bevölkerung, die für Öffnungsschritte ist. Demnach sind 49 Prozent für Lockerungen, 44 Prozent dagegen. Befragt nach dem Nutzen einzelner Maßnahmen gaben 53 Prozent an, dass sie die 2G-Regeln im Handel nicht mehr sinnvoll finden (nützlich: 42 Prozent). Kontaktbeschränkungen für Geimpfte würden von 66 Prozent abgeschafft und von 27 Prozent beibehalten. 49 Prozent halten 2G plus in der Gastronomie für nicht mehr sinnvoll und 47 Prozent für sinnvoll.

© dpa-infocom, dpa:220206-99-994411/4