Genf (dpa) – UN-Generalsekretär António Guterres hat die ungleichen Chancen von reichen und armen Ländern bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie scharf kritisiert.
„Die Ungleichheit bei der Verfügbarkeit von Impfstoffen ist das größte moralische Versagen unserer Zeit. Menschen und Staaten zahlen den Preis“, sagte Guterres am Mittwoch beim Start einer WHO-Kampagne zur Unterstützung ärmerer Staaten.
16 Milliarden Dollar (14 Milliarden Euro) möchte die Weltgesundheitsorganisation vor allem bei den reichen Ländern sammeln, um in den kommenden Monaten gezielt Impfstoffe, Tests und Medikamente zur Verfügung zu stellen. In Afrika seien anders als in Europa und anderen reichen Regionen nur 8 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, sagte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa.
2,2 Milliarden Euro aus Deutschland
Mit dem Geld für den sogenannten ACT Accelerator kann laut WHO ein Pool mit 600 Millionen Impfdosen geschaffen, 700 Millionen Tests gekauft und die Behandlung von 120 Millionen Patienten ermöglicht werden. Angesichts der weltwirtschaftlichen Folgen der Pandemie seien die 16 Milliarden Dollar ein sehr überschaubarer Betrag, so der WHO-Botschafter für globale Gesundheitsfinanzierung, Gordon Brown.
Die Bundesrepublik – mit 2,2 Milliarden Euro bisher einer der größten und verlässlichsten Geldgeber der Kampagne – kündigte weitere Unterstützung an. „Auch 2022 wollen wir unseren gerechten Beitrag leisten“, sagte Staatssekretär Niels Annen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Um besser auf künftige Corona-Wellen vorbereitet zu sein, investiere Deutschland bereits 500 Millionen Euro in die Produktion von Impfstoffen in Afrika – vor allem in Ghana, Ruanda, Senegal und Südafrika, sagte Annen. Auch der Impfstoffhersteller Biontech will dort entsprechende Standorte errichten.
„Wir haben einen Plan, wir haben die Werkzeuge, wir haben Hoffnung“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Wenn sich die Welt jetzt solidarisch zeigt, könnte die Pandemie noch in diesem Jahr unter Kontrolle gebracht werden. Die WHO strebt an, bis Mitte des Jahres 70 Prozent der Weltbevölkerung geimpft zu haben. Den Angaben zufolge liegt sie derzeit bei etwa der Hälfte.
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