Große Fortschritte sieht das Umweltbundesamt bei der Feinstaub- und Stickoxidbelastung

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Große Fortschritte sieht das Umweltbundesamt bei der Feinstaub- und Stickoxidbelastung

Das Umweltbundesamt (UBA) sieht große Fortschritte bei der Luftqualität in Deutschland, aber auch weiteren Handlungsbedarf. Die derzeit geltenden Grenzwerte für Stickstoffdioxid würden inzwischen an der überwiegenden Mehrheit der Messstellen eingehalten, für Feinstaub sogar an allen Messstellen, sagte UBA-Präsident Dirk Messner am Donnerstag. Gemessen an den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist jedoch eine weitere, deutliche Reduzierung der Schadstoffe notwendig.

„Die positive Entwicklung der Luftqualität der letzten Jahre hat sich auch 2021 fortgesetzt“, sagte Messner. In Bezug auf Stickstoffdioxid nannte er als Hauptursache technische Verbesserungen bei Dieselfahrzeugen. Vor rund zehn Jahren wurden die EU-Grenzwerte an bis zu 75 Prozent der Messstellen und in rund 90 Städten überschritten. Mittlerweile ist dies nur noch an einzelnen Stellen in fünf Städten der Fall.

Feinstaub wurde laut UBA das vierte Jahr in Folge nicht überschritten, bei den besonders gefährlichen Kleinstpartikeln schon seit 2010. „Auch das ist eine sehr positive Entwicklung“, sagte Messner.

Besonders groß sind die Erfolge im Vergleich zur Ausgangssituation im städtischen Verkehrsbereich. „Das ist eine gute Nachricht für Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen“, sagte Messner. Die Situation dort ist heute vergleichbar mit der in vielen ländlichen Gebieten vor zehn Jahren.

Mit Blick auf die WHO-Richtwerte drängte Messner jedoch auf eine deutliche Verschärfung der EU-Grenzwerte. Er verwies auf Zahlen der Europäischen Umweltagentur EEA, wonach es 2019 in der EU noch 307.000 vorzeitige Todesfälle allein durch Feinstaub gegeben habe, davon 53.800 in Deutschland. „Jedes Mikrogramm weniger Luftverschmutzung ist gut für unsere Gesundheit“, betonte er.

Auf Basis der aktuellen WHO-Richtwerte erfüllen diese bei Stickstoffdioxid 78 Prozent der Messstellen in Deutschland nicht, bei größeren Feinstaubpartikeln (PM10) sind es immerhin 40 Prozent der Stationen, bei kleinen Feinstaubpartikeln ( PM2,5) und bei Ozon sind es rund 99 Prozent der Stationen.

Auch die Deutsche Umwelthilfe kritisierte die bisherigen Maßnahmen zur Luftreinhaltung als unzureichend. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch nannte die Anpassung der EU-Grenzwerte einen „klaren Auftrag für die Bundesregierung“.

Um die Belastung mit Stickoxiden weiter zu reduzieren, setzt das Umweltbundesamt laut Messner auf den für den Klimaschutz ohnehin geplanten Abschied von Fahrzeugen mit fossilen Verbrennungsmotoren. Laut UBA sind 56,2 Prozent der NO2-Emissionen auf Dieselfahrzeuge zurückzuführen.

Schwieriger ist die Situation beim Feinstaub, wo neben dem Verkehr auch Energieerzeugung, Landwirtschaft und Holzfeuerungen zur Belastung beitragen. Auch im Straßenverkehr spielt laut UBA der Reifenverschleiß eine wichtige Rolle, der auch bei Elektrofahrzeugen auftritt. Gleichwohl erhofft sich Messner auch Synergieeffekte mit dem Klimaschutz, wenn im Rahmen der Mobilitätswende Fahrleistungen reduziert und der ÖPNV ausgebaut und gleichzeitig weniger Schadstoffe in Energie und Landwirtschaft produziert werden.

Anders bei den bislang gerade aus Klimaschutzgründen geförderten Pelletsheizungen. Hier sprach sich Messner dafür aus, den weiteren Ausbau zu beenden und zumindest bei Neuanlagen generell „auf Holzfeuerung zu verzichten“. „Holz sollte im Wald bleiben oder zu langlebigen Produkten verarbeitet werden“, riet der UBA-Chef.

Veröffentlicht: 10.02.2022 – Quelle: Agence-France-Presse