Impfstoff, Termin, Sicherheit
Was Sie über Impfungen in Apotheken wissen sollten
Von Hedviga Nyarsik
2.7.2022, 18:43 Uhr
Ab dieser Woche können sich neben Zahnärzten und Tierärzten auch Apotheker gegen Corona impfen lassen. Jede vierte Apotheke in Deutschland ist impfberechtigt. Aber die wenigsten fangen schon an. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Piks in der Apotheke.
Um die Impflücke zu schließen und mehr Auffrischimpfungen zu ermöglichen, können Apotheker ab dieser Woche auch Spritzen einsetzen. „Wir wollen diejenigen erreichen, die noch nicht geimpft sind, weil ihnen zum Beispiel die Organisation eines Impftermins zu aufwändig war“, sagte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening, der dpa . Sie geht davon aus, dass mehrere hundert Apotheken noch in dieser Woche mit Impfungen beginnen.
Das hört sich erstmal nicht nach viel an. Im Dezember hieß es noch, rund die Hälfte der 18.700 Apotheken in Deutschland seien Umfragen zufolge bereit, sich zu beteiligen – je nach Konditionen und Vergütung. Overwiening ist sich jedoch sicher, dass die Zahl der impfenden Apotheken nach und nach steigen wird: „Eine vierstellige Zahl hat sich bereits bei ihrer jeweiligen Landesapothekerkammer gemeldet, dass sie die personellen, räumlichen und versicherungstechnischen Voraussetzungen für eine Impfung erfüllt.“ Insgesamt haben rund 6.000 Apotheker die notwendige Ausbildung absolviert.
Die Ausweitung der Impfkampagne auf Apotheken ist derzeit nicht zwingend erforderlich. Die Nachfrage nach den Corona-Piks nimmt weiter ab. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sinkt die Zahl der täglichen Impfungen seit Wochen kontinuierlich. „Die Impfungen in den Apotheken kommen sehr spät“, beklagt Virologe Alexander Kekulé im Gespräch mit ntv. „Aber wenn das Virus im Herbst wieder losgehen könnte, dann ist es gut, dass sie üben.“ Und auch Overwiening ist zuversichtlich: „Sollte die STIKO eine weitere Auffrischungsimpfung empfehlen, wird der Bedarf sicher noch einmal deutlich steigen.“
Wer sich für eine Impfung in der Apotheke des Vertrauens entscheidet, sollte Folgendes wissen und beachten:
Wen dürfen Apotheken impfen?
Das Infektionsschutzgesetz sieht vor, dass sich alle Bürger ab 18 Jahren in einer Apotheke impfen lassen können, sofern die Mitarbeiter dafür geschult wurden. Für die Impfung von Kindern über 12 Jahren ist eine spezielle Ausbildung erforderlich. Die Impfung von Kindern unter 12 Jahren bleibt hingegen den Kinderärzten überlassen. Apotheken können wie Ärzte Erst-, Zweit- und Auffrischimpfungen durchführen und auch den Impfpass ausstellen. Auch der Apotheker führt zunächst ein Aufklärungsgespräch und holt das Einverständnis des Patienten ein. Apotheken erhalten pro Impfung 28 Euro, am Wochenende 36 Euro.
Wie bekommt man einen Termin?
Die Bundesapothekerkammer empfiehlt, Termine zu vereinbaren, damit die Apotheke den Impfstoff entsprechend einstufen kann und nichts weggeworfen werden muss. Damit wird auch von vornherein verhindert, dass zu viele Kunden gleichzeitig in der Apotheke sind. Eine Übersicht über impfende Apotheken gibt es ab diesem Dienstag unter www.mein-apothekenmanager.de.
Einige Apothekerkammern bieten auf ihren Webseiten auch gesonderte Informationen zum Thema an. Bei der Suche nach der Bayerischen Apothekerkammer können Nutzer beispielsweise nach Impfapotheken filtern. Auch die Suchfunktion der Apothekerkammer Baden-Württemberg wird eine solche Funktion anbieten. Und die Apothekerkammer des Saarlandes bietet auf ihrer Website ein Excel-Dokument an, das regelmäßig aktualisiert wird.
Mit welchen Impfstoffen impfen Apotheken?
Apotheken können alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe verwenden. „Uns stehen die gleichen Impfstoffe zur Verfügung wie den niedergelassenen Ärzten – Biontech, Moderna und Johnson & Johnson“, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, der „Rheinischen Post“. Wenn der neue Impfstoff von Novavax kommt, wird er auch angeboten.
Ist die Impfung in der Apotheke sicher?
Apotheken müssen eine mehrstündige theoretische und praktische Ausbildung bei einem Arzt absolvieren, bevor sie Covid-19-Impfungen anbieten können. Außerdem lernen die Teilnehmer Erste-Hilfe-Maßnahmen für Notfälle. In der Apotheke sind separate Räume einzurichten und eine Haftpflichtversicherung zu unterhalten. Zahlreiche Apotheken, die mittlerweile auch an der Corona-Impfung beteiligt sind, verfügen bereits über entsprechende Erfahrungen aus Pilotprojekten zur Grippeimpfung.
In anderen Ländern sind die Apotheken längst mit dabei: In Frankreich, der Schweiz und Großbritannien seien Impfungen gegen Corona längst im Gange, so Preis. „In Großbritannien befindet sich die Hälfte der 3.000 Impfstellen in Apotheken.“
Gibt es Kritik an Apotheken-Impfungen?
Viele Ärzte hatten sich zuvor gegen eine Impfung in Apotheken ausgesprochen. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, erklärte in einer Pressemitteilung: „Nur gemeinsam bekommen wir die Corona-Pandemie in den Griff – und alle an ihrer Stelle.“ Impfen ist und bleibt eine primäre medizinische Aufgabe.
Rechtsanwalt der Apothekergewerkschaft Hansen: „Grundsätzlich ist es zu befürworten, wenn ärztliche und pharmazeutische Tätigkeiten in getrennten Händen bleiben und sich die jeweiligen Fachkenntnisse dann ideal ergänzen.“ Allerdings sollte in der aktuellen Notsituation die grundsätzliche Kritik an einer möglichen Vermischung beiseite geschoben werden, um möglichst viele Impfungen garantieren zu können, fügt sie hinzu.