Eins lernen aus den USA stützt den Verdacht, dass sich die Einnahme von Acetylsalicylsäure positiv auf den Heilungsprozess bei COVID-19 auswirkt. Wichtigstes Ergebnis der Studie: Patienten, die mit dem Wirkstoff, besser bekannt als Aspirin, behandelt werden, haben ein deutlich geringeres Risiko, einen schweren Verlauf zu nehmen, auf die Intensivstation verlegt zu werden und schließlich an COVID-19 zu sterben. Allerdings ist die Studie mit Vorsicht zu genießen.
Das Problem: Die Studie der University of Maryland in Baltimore ist keine reguläre klinische Studie. Das Experiment wertete Daten von Patienten aus der ersten Corona-Welle aus, die aufgrund ihrer Erkrankung auf der Intensivstation gelandet waren. Von den 412 Patienten hatten 98 Personen ohnehin Acetylsalicylsäure eingenommen, 314 wurden nicht mit dem Schmerzmittel behandelt. Für eine reguläre klinische Studie muss die Testgruppe vergleichbarer sein.
>> Schülerin (15) hat seit neun Monaten nur noch positive Corona-Schnelltests <
Den Forschern zufolge musste die Gruppe, die Acetylsalicylsäure erhielt, weniger beatmet werden. Nur 35,7 Prozent der Patienten waren an Beatmungsgeräte angeschlossen. Bei Patienten, die nicht mit Aspirin behandelt worden waren, benötigten 48,4 Prozent eine Beatmung. Die mit Aspirin behandelten Patienten litten unter Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herz- und Nierenerkrankungen, was die Wirksamkeit des Schmerzmittels weiter belegt, da diese Risikogruppen naturgemäß einen schwereren Verlauf einer Corona-Erkrankung haben. Um die Ergebnisse zu validieren, streben die Wissenschaftler nun eine klinische Studie an.
Aspirin gibt es seit über 100 Jahren
Aspirin ist nicht nur das bekannteste Produkt von Bayer, sondern bis heute ein wichtiger Kassenschlager. Das Schmerzmittel Aspirin machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 494 Millionen Euro. 2012 erzielte der Leverkusener Konzern auch mit dem zur Herzinfarkt-Prophylaxe weiterentwickelten Aspirin Cardio/Protect einen Umsatz von 476 Millionen Euro. Der Großteil der Aspirin-Tabletten wird im Bayer-Werk Bitterfeld in Sachsen-Anhalt produziert.
Die Ursprünge reichen über 100 Jahre zurück. Am 10. August 1897 stellte der Bayer-Chemiker Felix Hoffmann den Wirkstoff Acetylsalicylsäure erstmals in reiner Form her. Der Markenname entstand aus „A“ für Acetyl und „spir“ für Spirinsäure – diese Bestandteile waren am Anfang. Am 6. März 1899 wurde Aspirin in das Warenzeichenregister des Kaiserlichen Patentamtes eingetragen. Etwa 50 Jahre später begann der Schritt zu einem Medikament zur Vorbeugung von Herzinfarkten.
Mittlerweile produzieren verschiedene Unternehmen weltweit mehr als 50.000 Tonnen des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure pro Jahr. In Form von hintereinander gelegten Tabletten ergibt sich laut Bayer eine gigantische Distanz von der Erde zum Mond und zurück.
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mit dpa