Klima – Kampf gegen Entwaldung: Klimaschützer fordern Einigung – Wissen

Startseite » Klima – Kampf gegen Entwaldung: Klimaschützer fordern Einigung – Wissen

Berlin (dpa) – Hundert Tage nach der Initiative von mehr als 140 Staaten auf der Weltklimakonferenz, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen, fordern Umweltschützer, die Erklärung schnell mit einem verbindlichen Vertrag abzusichern.

Schon 2014 habe es eine ähnliche Vereinbarung gegeben, doch die Zerstörung des Waldes gehe weiter, sagte Susanne Winter, Waldexpertin der Umweltorganisation WWF, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Der Glasgow Declaration droht nun ein ähnliches Schicksal. Sie muss daher schnell mit verbindlichen Vereinbarungen abgesichert werden.“

Winter bemängelte, dass der am 2. November in Schottland veröffentlichte Text zu wenige konkrete Schritte enthalte – etwa dazu, wie die artenreichen Naturwälder, die auch besonders viele klimaschädliche Treibhausgase speichern, geschützt werden sollen. Stattdessen liegt der Fokus auf Waldwachstum, zu dem auch schnell wachsende Holzplantagen gehören. Der WWF identifizierte diese Holzplantagen jedoch als viertstärksten Treiber der Waldzerstörung. „Außerdem sind sie für den Artenschutz oft wertlos“, resümiert der Experte.

Verbindlicher Pakt zum Stopp der Entwaldung notwendig

Winter sagte, das Beispiel Brasiliens zeige, wie dringend ein verbindlicher Pakt zum Stopp der Entwaldung sei. Gerade hat die dortige Regierung das Budget der Umweltbehörde für die Bekämpfung von Waldbränden massiv gekürzt. „Das steht in direktem Widerspruch zur Glasgow Declaration, die auch Brasilien unterzeichnet hat.“

Winter forderte Nachbesserungen am Gesetzesvorschlag der EU-Kommission, bald Importe von Waren zu verbieten, die durch die Zerstörung von Wäldern entstanden sind. Der Entwurf weist in die richtige Richtung, hat aber noch entscheidende Schwächen. „Viele Ökosysteme wie Savannenwälder, Grasland, Feucht- und Moorgebiete oder Mangroven sind zunächst nicht einzubeziehen, wodurch ein Großteil der Naturzerstörung gesetzlich nicht gestoppt oder in andere Gebiete verlagert wird“, beklagte sie. Zudem sind viele wichtige Produkte noch nicht erfasst – darunter beispielsweise Gummi, Mais, zahlreiche Holzprodukte oder Stahl. Neben effektiven Kontrollen ist es besonders wichtig, dass Verstöße schnell gerichtlich verfolgt werden können. Es gibt noch ein Problem mit dem Entwurf.

Dem Projekt drohe ein ähnliches Schicksal wie der Holzhandelsverordnung EUTR, sagte Winter. „Sie soll seit 2013 den Import illegaler Holzprodukte stoppen, ist aber kläglich gescheitert, weil es kaum Kontrollen gibt und bei nachgewiesenen Verstößen meist nur dumme Strafen verhängt werden.“

© dpa-infocom, dpa:220209-99-48092/2