Berlin (dpa) – Der versprochene Corona-Bonus von einer Milliarde Euro für hohe Belastungen in der Pandemie soll Pflegekräften in Kliniken und Pflegeeinrichtungen ausgezahlt werden.
Die Hälfte der Zahlungen soll verteilt werden, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im ZDF klarstellte. „Der Bonus kommt jetzt relativ schnell. Aber das ist noch nicht alles, die Arbeitsbedingungen müssen sich insgesamt verbessern.“ Den Höhepunkt der Akutbelastung sehen die Kliniken in der aktuellen Welle mit der Virusvariante Omicron noch nicht.
Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hatte angekündigt, dass es einen Bonus für Pflegekräfte geben soll. Dafür will die Regierung eine Milliarde Euro bereitstellen und den Steuerfreibetrag für Bonuszahlungen auf 3.000 Euro anheben. Lauterbach sagte, ein entsprechender Entwurf sei inzwischen erarbeitet worden und solle dem Bundestag vorgelegt werden. Der Bonus soll an die Pflegekräfte gehen, weil sie im Fokus der Corona-Krise standen.
Wer kann mit Bonuszahlungen rechnen?
Ein Eckpunktepapier von Lauterbach sieht eine Prämie von bis zu 550 Euro für Vollzeitbeschäftigte in der Altenpflege vor. Die Prämie soll gestaffelt sein, Helfer sollen rund 60 Euro bekommen, Auszubildende bis zu 330 Euro. Sie soll ab dem 30. Juni und spätestens bis zum 31. Dezember ausgezahlt werden, heißt es in dem in Berlin bekannt gewordenen Blatt. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe darüber berichtet.
Für Pflegekräfte in Kliniken ist ein Bonus für Krankenhäuser geplant, die im Jahr 2021 mehr als zehn Covid-Fälle mit künstlicher Beatmung behandelt haben. Das sind 837 Kliniken, die 95 Prozent aller Corona-Patienten versorgen. Krankenhausträger und Arbeitnehmervertreter sollen gemeinsam entscheiden, wer wie viel Prämien bekommt.
„Die Prämien sollen sich in erster Linie an Pflegekräfte in der Krankenpflege richten. Pflegekräfte in der Intensivpflege sollen einen höheren Bonus erhalten als Pflegekräfte in anderen Bereichen“, heißt es in den Eckpunkten. Demnach könnten rund 280.000 Pflegekräfte Geld bekommen.
Mit Blick auf die Corona-Situation sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Andreas Wagener, der „Rheinischen Post“: „Der Höhepunkt der omicron-Belastung in den Krankenhäusern ist noch nicht ganz erreicht.“ Die Belegungszahlen steigen derzeit, wenngleich die Dynamik nachlässt. Vor allem auf den Normalstationen steigen die Fallzahlen. Die Belegung der Intensivstationen ist derzeit stabil.
Die Sieben-Tage-Inzidenz sank laut Robert-Koch-Institut (RKI) weiter auf 1306,8 gemeldete Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Vortag 1346,8, vor einer Woche 1437,5). Die Gesundheitsämter meldeten nun 125.902 neue Fälle an einem Tag, vor weniger als einer Woche. Innerhalb von 24 Stunden wurden jedoch weitere Todesfälle registriert: 306.
Die Bedeutung des PCR-Tests
Die Association of Accredited Laboratories in Medicine äußerte sich besorgt darüber, dass zu viele kranke Menschen nicht mehr mit genaueren PCR-Labortests getestet werden könnten. In die offizielle Statistik gehen nur PCR-bestätigte Fälle ein – werden weniger Infektionen per PCR abgeklärt, fallen Werte wie die Sieben-Tage-Inzidenz geringer aus.
Hintergrund der Befürchtung sind ALM-Daten, wonach in der vergangenen Woche in vielen Laboren eine „spürbare Entspannung“ eingesetzt habe. Die Auslastung gab der Verband im Bundesdurchschnitt mit 73 Prozent an, nach 86 und 93 Prozent in den Vorwochen. Gut zwei Millionen PCR-Tests wurden gemacht, davon war ein weiterer hoher Anteil von fast der Hälfte positiv (Vorwoche: rund 2,3 Millionen Tests). Die rückläufige Zahl an PCR-Tests bedeutet keine Entspannung in der Pandemie.
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