Er war ein berühmter Spieler, ein Held, das Genie und die Galionsfigur intelligenter Maschinen: Dr. Watson Vor elf Jahren ging sein Stern im amerikanischen Fernsehen auf. Eine „Mondlandung“ für künstliche Intelligenz, so schwärmte die damalige IBM-CEO Ginni Rometty wenige Jahre später von den drei glorreichen TV-Abenden, in denen Dr. Watson die damals unangefochtenen „Jeopardy“-Spielekönige Ken Jennings und Brad Rutter besiegte. Sein bemerkenswertes Sprachverständnis und der blitzschnelle Zugriff auf fast enzyklopädisches Wissen, seine Fähigkeit, riesige Datenmengen parallel zu verarbeiten und immer wieder Neues dazuzulernen, machten Watson damals weltberühmt. Mit diesen Fähigkeiten würde er dann die Medizin revolutionieren. In fünf Jahren, so kündigte Rometty nach der Gründung von Watson Health an, würde hinter jeder medizinischen Entscheidung die unerreichbare Logik von Watsons Algorithmen wirken.
So weit ist es noch nicht gekommen. Vielmehr ist Dr. Watson jetzt ein gefallener Held. Die Tech- und Finanzindustrie schimpft bereits auf den unrentablen Heilsbringer. Seit Anfang des Jahres wird spekuliert, dass wesentliche Teile von Watson Health für eine Milliarde Dollar an eine Private-Equity-Gesellschaft verkauft werden. Aus den fünfzig Partnerschaften etwa mit der berühmten Mayo Clinic oder den American Cancer and Cardiology Societies ist kaum etwas Verwertbares geworden. Der Technologiemarkt ist hungrig nach Gesundheitsdaten: Seit der Mutterkonzern versucht hat, den Watson Health Transfer als kleines gebrochenes Bein zu verkaufen, melden Oracle und Microsoft Zukäufe aus der Medizindatenbranche für viele Milliarden Dollar. Ist künstliche Intelligenz der Engpass für den Erfolg?