MS Amadea ist mit dem bisher umweltfreundlichsten SCR-System ausgestattet

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MAN PrimeServ, die After-Sales-Marke von MAN Energy Solutions, hat eine SCR-Lösung entwickelt, die auf der MS „Amadea“, einem von der Bonner PHOENIX Reisen GmbH gecharterten und von BSM Cruise Services betriebenen Kreuzfahrtschiff, nachgerüstet wird. Als „Traumschiff“ war die Amadea Hauptdrehort einer sehr beliebten deutschen Fernsehserie.

Die von MAN PrimeServ Augsburg entwickelte Nachrüstung integriert ein SCR-System in die beiden MAN 7L58/64-Viertakt-Antriebsmotoren des Amadea und sorgt für eine optimale Leistung des Antriebssystems.

Die Nachrüstung ist Ausdruck der Bemühungen von PHOENIX Reisen, die Umweltfreundlichkeit des Schiffes zu verbessern. Damit erfüllt das Schiff die für die Kreuzfahrtindustrie wichtigen und von der UNESCO geschützten norwegischen Fjorde. Für MAN PrimeServ lag der Fokus bei diesem Projekt auf der Minimierung der Schadstoffemissionen bei gleichbleibender Motorleistung und Antriebseffizienz.

Bernd Siebert, Head of Retrofits & Upgrades, MAN PrimeServ, erklärt: „Das war ein wichtiges Pilotprojekt für MAN PrimeServ, das trotz der Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie letztlich reibungslos verlief. Insbesondere haben wir die SCR-Systeme mit vormontierten Waben erfolgreich geliefert, um den engen Zeitplan einzuhalten. Abgesehen von einigen kleineren technischen Anpassungen nach dem Einbau konnten wir die erforderlichen Abgastemperaturen für den SCR-Betrieb und die Wabenregeneration während der Tests problemlos erreichen. Wir müssen noch den genauen Harnstoffverbrauch ermitteln, der erforderlich ist, um die notwendige NOx-Reduktion zu erreichen, aber glücklicherweise wurden die Motoren kürzlich mit neuen MAN-Turboladern ausgestattet, die einen sicheren Betrieb der SCR-Systeme gewährleisten.“

Für das Amadea-Projekt war eine Stahlkonstruktion erforderlich, um Platz für die Installation der SCR-Systeme und Nebenaggregate zu schaffen. Das normalerweise in Neubauten eingebaute modulare SCR-System war nicht zu 100 % auf die Nachrüstung übertragbar und erforderte im Fall des Amadea einige Anpassungen. Auch die mechanische und elektrische Integration sowie die Systemparametrierung erforderten einige Ressourcen. Die formelle Übergabe der Amadea an PHOENIX Reisen erfolgte Mitte Januar 2022 nach Abnahme durch die Klassifikationsgesellschaft. Bosse Berg, Technischer Superintendent bei BSM CS, und sein Motorenteam bestätigten die erfolgreiche Emissionsreduzierung während der Inbetriebnahme des Systems und erklärten, dass sie von seiner Leistung überzeugt sind.

Siebert ergänzt: „Mit dieser SCR-Lösung werden PHOENIX Reisen und BSM CS zu Vorreitern im Kreuzfahrtsegment in Sachen Emissionsreduzierung. Wir erhalten vermehrt Anfragen von Kreuzfahrt- und Fährunternehmen, die ihre Umweltfreundlichkeit verbessern möchten, noch bevor die entsprechenden gesetzlichen Regelungen eingeführt werden. Wir haben viele Lektionen aus dem gesamten Amadea-Projekt gelernt und wertvolle kommerzielle Erfahrungen gesammelt, die für ähnliche Projekte in der Zukunft von Nutzen sein werden.“

Technische Aspekte

MAN PrimeServ Augsburg hatte bereits die Turbolader des Amadea nachgerüstet, dadurch den Wirkungsgrad des Motors verbessert und den CO2-Ausstoß deutlich reduziert. Beide Projekte unterstreichen den Anspruch von MAN Energy Solutions, zunehmend Anbieter von kompletten Antriebslösungen zu sein.

Die SCR-Lösung von MAN brachte die Motoren des Amadea von Tier 0 auf Tier III und reduzierte die NOx-Emissionen um 90 %. Dies entspricht einer Einsparung von 600 Tonnen pro Jahr. Das SCR-System von MAN ist die umweltfreundlichste Lösung auf dem Markt und bietet ein Höchstmaß an Einsatzbereitschaft und Sicherheit. Das SCR-System ist bereits ab 15 % Motorlast verfügbar und ermöglicht einen sauberen Betrieb auch bei langsamen Geschwindigkeiten in den Fjorden, in der Nähe von Häfen und bewohnten Gebieten.

Die vollständig modulare SCR-Lösung wurde in das Motorsteuerungssystem von Amadea integriert. Durch einen geschlossenen Regelkreis und mit Hilfe einer Wetterstation, die Umweltdaten sammelt, wird die NOx-Reduktion maximiert und der Ammoniakschlupf auf nur noch 10 ppm und damit auf PKW-Niveau reduziert. Der geringe Ammoniakschlupf verbessert nicht nur die Umweltbilanz, da Ammoniak ein klimaschädliches Treibhausgas ist, sondern reduziert auch den Harnstoffverbrauch und damit die Größe des Harnstofftanks.

Eine von MAN PrimeServ zu Projektbeginn durchgeführte Machbarkeitsstudie bestätigte die Eignung des kompakten, modularen SCR-Systems für die begrenzten Platzverhältnisse an Bord des Schiffes. Die Integration in einen schmalen Reaktorschacht war nur durch die spezielle 87 cpsi-Wabe und deren hohe Reaktivität in einem zweischichtigen Slim-Reaktordesign möglich.