ÖPNV im Raum Kassel: NVV-Aufsichtsrat lehnt Preiserhöhung ab

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ÖPNV im Raum Kassel: NVV-Aufsichtsrat lehnt Preiserhöhung ab

Es bleibt nun bei den Ticketpreisen für Busse und Bahnen in Nordhessen. Der NVV-Aufsichtsrat hat die geplante Preiserhöhung für den Sommer abgelehnt. Unser Foto zeigt den Altmarkt in Kassel.

© Lothar Koch

Eine weitere Erhöhung der Ticketpreise für Busse und Bahnen wird es im Sommer nicht geben: Der NVV-Aufsichtsrat hat die vom Land geforderte Erhöhung abgelehnt.

Kassel – Im öffentlichen Nahverkehr der Region bleiben die seit Januar geltenden Tarife bestehen. Der Aufsichtsrat des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) hat Pläne zur erneuten Anhebung der Fahrkartenpreise zum 1. Juli 2022 abgelehnt. Das teilte der NVV-Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Siebert (SPD), Landrat des Kreises Kassel, am Freitag mit.

Siebert betonte, die von der Hessischen Landesregierung für den Sommer geforderte Ablehnung der Tariferhöhung um 3,9 Prozent sei im Aufsichtsrat mit den Stimmen des Kasseler Oberbürgermeisters und aller nordhessischen Landräte gebilligt worden. „Die Fahrt mit Bus und Bahn muss bezahlbar bleiben. Gerade jetzt brauchen wir ein attraktives Angebot, das den Umstieg vom Auto auf den ÖPNV erleichtert. Eine Tariferhöhung zum jetzigen Zeitpunkt wäre daher das falsche Signal.“

Die sechs kommunalen Aufsichtsratsmitglieder des NVV – die Stadt Kassel sowie die Kreise Hersfeld-Rotenburg, Kassel, Schwalm-Eder, Werra-Meißner und Waldeck-Frankenberg – sind sich einig, dass das Land seinen Anteil deutlich erhöhen muss Finanzierung öffentlicher Verkehrsmittel. In der Finanzierungsperiode von 2017 bis 2022 kommen rund drei Prozent der NVV-Mittel aus dem Landeshaushalt, die restlichen 97 Prozent kommen von Bund und Kommunen, so Siebert. „Statt höherer Ticketpreise wollen wir eine ausgewogenere Lastenverteilung zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Fahrgästen erreichen, um die großen Zukunftsaufgaben des ÖPNV mit Blick auf den Klimawandel langfristig adäquat zu finanzieren und die Verkehrswende.“

Bereits zum Jahreswechsel hatte der NVV die Ticketpreise für Bus- und Bahnnutzer um durchschnittlich 1,4 Prozent erhöht. Der NVV hatte Anfang Februar eine weitere Erhöhung im Sommer in Betracht gezogen und dies mit den Einnahmeausfällen in der Pandemie und den gestiegenen Treibstoff- und Energiekosten begründet. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hatte diesbezüglich bereits einen Zuschlag von 3,9 Prozent ab Sommer angekündigt. Mit seinem Nein reagiert der NVV-Aufsichtsrat anders auf die von der Landesregierung geforderte Preiserhöhung als der Verkehrsverbund Südhessen.

Im Vorfeld der Sitzung am Donnerstagnachmittag deutete der neue NVV-Aufsichtsratsvorsitzende Siebert an, dass die vom Staat gewünschte Lohnerhöhung wohl keine Zustimmung finden werde. Wie berichtet, stießen die Pläne zur Anhebung der NVV-Ticketpreise erneut auf scharfe Kritik von Parteien, Umwelt- und Verkehrsverbänden der Region. Die Kritiker sind sich einig, dass die Preiserhöhung das falsche Zeichen für die Verkehrswende und den Ausbau des ÖPNV wäre.

Bei der Frage der Verantwortung gehen die Meinungen jedoch auseinander. Während die Linken in Stadt und Kreis Kassel fordern, dass die schwarz-grüne Landesregierung mehr Geld für den ÖPNV bereitstellt, betonen die Grünen in Kassel, dass das Land Hessen zuletzt eine Rekordsumme für den ÖPNV bereitgestellt hat und deshalb nicht kann allein die Verantwortung übernehmen.

(Andreas Hermann)

Andreas Siebert, Landrat des Kreises Kassel und NVV-Aufsichtsratsvorsitzender

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