Das Hofbräuhaus befürchtet eine Verwässerung seiner Marke – und sieht auch Verwechslungsgefahr. „Die Namensverwechslung ist vor allem im internationalen Bereich hundertprozentig. Dort heißen wir Hofbräuhaus“, erklärte Hofbräu-Sprecher Stefan Hempl vor dem Prozess. In vielen Sprachen gibt es kein „äu“ – für englischsprachige Gäste ist das weltberühmte Hofbräuhaus ein „Hofbräuhaus“. Das ist auch die Internetadresse lizenzierter Ableger des Münchner Originals in den USA, etwa in Las Vegas.
Deshalb ließ Hofbräu München nach eigenen Angaben auch die entsprechenden Domainnamen mit der Marke „Hofbräuhaus“ schützen. Bei Konflikten wurden in der Regel gütliche Einigungen erzielt.
Partner zahlen für den Namen
Neben mehreren „Hofbräu-Häusern“ nach dem Vorbild des Münchener Hofbräu-Originals – in den USA, aber auch in Brasilien und China – betreiben Franchisepartner ein Dutzend Hofbräu-Wirtshäuser im deutschsprachigen Raum: zum Beispiel in Klagenfurt in Österreich, in Berlin und Hamburg. Und gerade in Dresden gibt es ein „Hofbräu zur Frauenkirche“. Aber all diese Partner zahlen für den Namen der Brauerei in München.
Das von Herzog Wilhelm V. gegründete Münchner Hofbräuhaus besteht seit 1589. 1879 wurde die Marke beim Kaiserlichen Patentamt eingetragen. Der Markenschutz für das Staatliche Hofbräuhaus in München wurde jetzt bei der EU-Behörde für geistiges Eigentum (EUIPO) mit Sitz in Alicante, Spanien, angemeldet.
Auch das Gräfliche Hofbräuhaus Freising, das Hofbräuhaus Traunstein, die Stuttgarter Hofbräu und die Bamberger Hofbräu haben sich dort Rechte gesichert. Aber diese existieren friedlich neben dem Hofbräuhaus München. „Mit anderen Traditionsbrauereien, die wie Hofbräu München ebenfalls auf eine lange Geschichte und Biertradition verweisen können, wurden meist einvernehmliche Koexistenzvereinbarungen geschlossen“, so München.
Standort am alten Brunnen
Der Lebensmittelhändler Scheller hingegen hatte zunächst nichts mit einer Brauerei zu tun. Nur dass einer seiner vier Läden direkt am Brunnen der Dresdner Brauerei „Hofbräuhaus Aktienbrauerei und Malzfabrik zu Dresden“ liegt, die 1872 gegründet wurde und vor rund 100 Jahren die Produktion einstellte. Das Gericht rügt, dass die Jahreszahl 1872 auf Schellers Website irreführend sei.
Scheller ließ den Brunnen freilegen, den die Kunden nun durch eine Glasplatte sehen können. Er sicherte sich den Namen, ließ sein eigenes Bier brauen und verkauft es nun in seinen Lebensmittelgeschäften. Scheller betonte vor dem Prozess, es gehe um die Wiederbelebung der Tradition. „Wir sind keine Trittbrettfahrer, sondern beziehen uns auf ein Stück Dresdner Geschichte.“
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