FREUDENBURG. Sonja Bart ist die Kräuterexpertin in der Region Trier. 17.000 Menschen haben ihren Blog „Krautgeschwister“ auf Facebook abonniert. Der Blog umfasst zehn verschiedene Facebook-Gruppen mit bis zu 62.000 Mitgliedern. Eine riesige Community, in der sich Interessierte austauschen und Menschen für ein natürlicheres und nachhaltigeres Leben inspirieren können.
Von Alexander Scheidweiler
„DIY-Community einfach – natürlich – gesund“ lautet das Motto in geschwungenen Lettern über dem „Krautgeschwister“-Blog auf Facebook, der sich rund um Kräuter dreht. Mehr als 17.000 User folgen dem Blog, zehn Facebook-Gruppen sind angeschlossen, in denen sich Interessierte unter anderem zu „Naturkosmetik und Seifen“, „ZeroWaste und Nachhaltigkeit“, „Fermentieren und Konservieren“, „Trocknen und Trocknen“, „Likör, Schnaps und Sirup“. Die größte Gruppe „Herb and Salve“ hat über 62.000 Mitglieder. Eine riesige, virtuelle Community, die ihren Schwerpunkt in der Region Trier hat.
„Do it yourself ist einfach. Was ich dann habe, ist natürlich. Und ich lebe gesund damit“, erklärt die Gründerin der Krautgeschwister-Community, Sonja Bart, das Motto ihres Blogs. Die gebürtige Freudenburgerin hat vor drei Jahren gemeinsam mit Elisabeth Engler, einer ehemaligen Buchhändlerin und Sachbuchautorin, die „Krautgeschwister“ ins Leben gerufen aus München, die sie auch über eine Facebook-Gruppe kennengelernt hat. Generell sei sie überrascht gewesen, sagt Bart, „wie viele Gleichgesinnte ich kennengelernt habe, die wirklich tolle Sachen machen.“ Genau dafür sind Facebook-Gruppen hervorragend für: Wenn Sie sich für ein Thema interessieren, finden Sie schnell andere Menschen mit den gleichen Interessen und dem gleichen Know-how, die Ihnen weiterhelfen können.

Aus der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Elisabeth Engler entstand zuerst der Blog, dann die Gruppen: „In nur wenigen Monaten war ich komplett in das Thema vertieft“, sagt Sonja Bart. Und: „Die Gruppe wuchs und wuchs, und jetzt sind wir bei über 60.000.“ Das Interesse ist also groß, wenn auch zwischen den Geschlechtern ungleich verteilt: „Der Frauenanteil ist wahnsinnig hoch. Wir haben verschwindend wenige Männer“, sagt Bart. Allerdings ziehen auch bestimmte Gruppen zunehmend Männer an, z. B. „Gären und Einmachen“ oder „Trocknen“. und Trocknen“, denn „Männer machen gerne ihr eigenes Beef Jerky.“ Und sie fügt lachend hinzu: „Kein Wunder: Männer kommen gerne in unsere Likörgruppe.“ Alles rund ums leibliche Wohl spricht beide Geschlechter an, während die heilende Wirkung von Kräutern und Naturkosmetik eher Frauensache ist.
Sonja Bart kann mittlerweile als die Kräuterexpertin der Region Trier bezeichnet werden und hat zusammen mit Elisabeth Engler auch zwei DIY-Bücher geschrieben: Das erste ist mit dem Titel „Heilpflanzen und Wildkräuter für Anfänger. Grundlagen, Pflanzenportraits, Rezepte“ erschienen 2019 folgte im vergangenen Jahr die zweite – „Naturkosmetik von Kopf bis Fuß bei den Kräutergeschwistern“. Anlass für das erste Buch war die Erkenntnis, dass ein großer Bedarf an Kräuterbüchern besteht, die sich explizit an Anfänger richten. Dementsprechend beschäftigt sich Sonja Barts Buch mit Pflanzen, die leicht zu finden sind, die nicht mit anderen verwechselt werden können und die sofort eine sinnvolle Anwendung haben, zum Beispiel für die Hausapotheke, Pflanzen, die jeder kennt, wie Holunder, Ringelblume, Rosmarin und Salbei.

Oder Johanniskraut, aus dem sich, wie wir aus Barts Buch erfahren, Tee, Tinkturen und medizinische Öle herstellen lassen, die entzündungshemmend, krampflösend, schmerzlindernd und nervenstärkend wirken und dementsprechend viele Anwendungsgebiete vom Hexenschuss bis zum Hexenschuss haben trockene Haut bis hin zu innerer Unruhe und Schlaflosigkeit Sonja Bart kann eine schöne alte Legende über diese Pflanze erzählen, deren gelbe Blüten dem Öl beim Extrahieren eine rote Farbe verleihen: Als ein Jäger durch den Wald streifte und ein Reh erlegen wollte, verfehlte sein Pfeil das zielen und einen Elf treffen. Ihr Blut tropfte auf das Johanniskraut, daher die rote Farbe, die man an den Händen bekommt, wenn man die Blüten der Pflanze reibt. Johanniskrautöl wird daher auch Elfenblut genannt. Man merkt ihr ihre Begeisterung an, wenn sie die Legende erzählt: „Solche Legenden gibt es noch mehr. Ich könnte stundenlang darüber reden“, sagt Sonja Bart, und ihre Augen strahlen.
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema für Bart und ihre Community. Das sieht man auch in ihrem Buch über Naturkosmetik: „Benutzt man ein Duschgel, ist die Plastikflasche in zwei Wochen leer, eine handgekochte Seife hält viel länger.“ Zudem sei die in der Werbung immer wieder gemachte Aussage, Duschgele seien ph-neutral, letztlich irreführend: „Duschgele entfetten die Haut so, dass diese pH-Neutralität nicht mehr wichtig ist“, erklärt Bart. Und eine trockene Haut ist offen für alle negativen Einflüsse von außen. Eine selbstgemachte, überfettete Seife, bei der nicht alle Fette mit einer Lauge verseift sind, ist daher eine bessere, gesündere und nachhaltigere Alternative. Hat man den Dreh raus, kann man in einer halben Stunde eine Seife machen, die man auch optisch ansprechend gestalten kann: Sonja Bart hat zahlreiche Seifen in Cupak-Form in ihrer Küche stehen: „Mein Mann fragt immer: ‚Darf ich das machen Essen oder ist es für die Haut“, sagt Bart schmunzelnd. Und auch wenn Frauen eher an Naturkosmetik interessiert sind, findet sich in Sonja Barts Buch sogar ein Kapitel mit DIY-Pflegeprodukten für Männer wie „Bartöl für wilde Biker“ und „ Oak Power Aftershave“.

Eine tiefe Verbundenheit mit der Natur ist Teil der Krautgeschwister-Philosophie: „Es ist unsere Aufgabe, mit der Natur zu leben und nicht gegen sie“, sagt Bart nachdenklich. Schon als Kind in Wasserliesch ist sie im Wald aufgewachsen, hat viel Zeit mit den Nachbarsjungen und dem Hund auf Streifzügen in die Natur verbracht. Auch in Freudenburg lebt sie in der Natur: „Ich stolpere zweimal, dann habe ich schon die meisten Kräuter, die ich brauche.“ Sie besitzt nicht einmal ein Auto – und braucht sie auch nicht, wie sie erklärt. Das Arbeiten mit Kräutern macht Spaß und erfordert weder große Anstrengung noch lange Wege.
Und es gibt Ihnen die Möglichkeit, sich selbst ein wenig zu helfen. Barts Bandscheibenprobleme waren ein wichtiger Grund, warum sie anfing, die heilenden Eigenschaften von Kräutern zu studieren. Da sie allergisch auf Schmerzmittel reagierte und keine Opiate einnehmen wollte, suchte sie nach einer natürlichen Alternative und fand sie im Beinwell – einer Heilpflanze, deren Name aus dem Mittelhochdeutschen stammt und bereits andeutet, dass sie „den Knochen gut tut“. Eine selbstgemachte Beinwellsalbe mit Bienenwachs hilft ihr sehr gut. Sie weist jedoch nachdrücklich darauf hin, dass die Naturheilkunde den Arzt nicht ersetzt: „Der erste Schritt muss immer der Arzt sein für eine echte Diagnose.“ Ist das geschafft, können Heilpflanzen eine gute Unterstützung leisten. Schulmedizin und Naturheilkunde sind nicht als Gegensätze zu verstehen. Es komme auf ein „gesundes Mittelmaß“ an, sagt Bart: „Ich bin kein Fan von großen Ideologien.“

Mittelfristig möchte Sonja Bart über ihre Community auch die Ausbildung zur zertifizierten Kräuterpädagogin und zertifizierten Aromatherapeutin unter Einsatz neuer Technologien wie Virtual Reality anbieten. Diese befindet sich derzeit noch in der Planungsphase, wird ihren Followern aber künftig die Möglichkeit geben, auf ganz andere Weise von ihrem Wissen zu profitieren.
Die Krautgeschwister-Community bietet vorerst jedem die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und etwas nachhaltiger zu leben: „Wer sich uns anschließt, kauft und konsumiert bewusster.“ Mein Credo lautet: ‚Geht nicht, gibt es nicht’“, sagt Sonja Bart aufmunternd.