Rheinland-Pfalz: Was wir über die toten Polizisten wissen und was nicht – Panorama

Startseite » Rheinland-Pfalz: Was wir über die toten Polizisten wissen und was nicht – Panorama
Rheinland-Pfalz: Was wir über die toten Polizisten wissen und was nicht – Panorama

Es ist am frühen Montagmorgen, als eine Polizeistreife im rheinland-pfälzischen Kreis Kusel ein Auto anhält. Sie kontrollieren den Innenraum, wenig später fallen die Schüsse. Die beiden Beamten funkten ihre Kollegen an, doch als Verstärkung am Tatort in der Kreisstraße 22 in Ulmet eintraf, flohen die Täter und für die Polizisten kam jede Hilfe zu spät: Die beiden Beamten, eine Frau und ein Mann, starben.

Wie lief die Tat?

Über den genauen Ablauf ist wenig bekannt. Offenbar waren die Polizisten in einem zivilen Streifenwagen unterwegs. Sie trugen eine Uniform und Warnwesten, sagte eine Sprecherin. Ob der Wagen bei der Routinekontrolle aus einem bestimmten Grund angehalten wurde, ist unklar. „Eine Kontrollstelle wurde nicht eingerichtet“, teilte die Polizei mit.

Als die Schüsse gegen 4.20 Uhr fielen, hatten sich die Beamten vermutlich dem Fahrzeug genähert und begonnen, es zu kontrollieren. Darin fanden sie totes Wild, wie sie nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ihren Kollegen aus Sicherheitskreisen per Funk berichteten.

Wenige Minuten später schlug die Polizei Alarm. Sie funkten: „Sie schießen!“ Nach dpa-Informationen aus Sicherheitskreisen gab der Polizist am Tatort mehrere Schüsse ab. Die Waffe seines Kollegen kam offensichtlich nicht zum Einsatz.

Wie oft geschossen wurde und wo die Polizisten verletzt wurden, konnte ein Polizeisprecher nicht sagen. Dass die beiden wie die in den Kopf geschossen wurden BildZeitungsberichte konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Aber die Schutzwesten reichten von der Taille bis zum Hals. Die Frau war sofort tot, der Mann lebte zunächst noch, starb aber beim Eintreffen der Rettungskräfte.

Wer sind die Opfer?

Beide Polizisten waren relativ jung. Die Frau war erst 24 Jahre alt und Kandidatin für das Amt des Polizeikommissars. Sie studierte an der Polizeischule. Ihr 29-jähriger Kollege war Polizeikommissar. Beide kommen aus dem Saarland, wie der dortige Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) mitteilte.

Der Tatort liegt im Kreis Kusel in Rheinland-Pfalz.

(Foto: REUTERS)

Wer sind die Flüchtlinge?

Das ist noch nicht klar. Es könne sich möglicherweise um mehr als nur eine Person handeln, sagte ein Polizeisprecher. Darauf deutet auch der Wortlaut des zweiten Funkspruchs im Plural hin. Offenbar ist mindestens ein Täter bewaffnet. Die Dienstwaffen der beiden Polizisten nahmen die Flüchtigen nicht mit.

Um welches Auto es sich dabei handelte, konnte ein Sprecher nicht sagen. Es befand sich nicht mehr am Tatort und wurde daher vermutlich als Fluchtfahrzeug eingesetzt. Es könnte sein, dass der oder die Täter nach einiger Zeit zu Fuß geflüchtet sind, aber dafür gibt es noch keine Hinweise. Die Polizei forderte Anwohner im Kreis Kusel auf, keine Anhalter mitzunehmen.

Auf viele der offenen Fragen hat die Polizei noch keine Antworten gegeben. „Wir tappen noch völlig im Dunkeln“, sagte ein Sprecher am frühen Nachmittag auf die Frage nach dem Auto des Täters. Ein anderer Sprecher hatte zuvor jedoch gesagt, dass aus taktischen Gründen möglicherweise nicht alle Ergebnisse veröffentlicht werden. Das könnte den Tätern sonst helfen.

Möglicherweise hat die Polizei bereits erste Hinweise auf Verdächtige: Der Tagesspiegel und die Deutsche Presse-Agentur berichten unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass es sich bei einem Verdächtigen um einen polizeibekannten Mann handelt. Er soll in der Vergangenheit wegen Fahrerflucht aufgefallen sein und einen Waffenschein besitzen. Die Polizei wollte diese Angaben zunächst nicht bestätigen.

Wie geht die Polizei vor?

Der Tatort wurde am Morgen großflächig abgesperrt, die Polizei sicherte Beweismittel. Kurz hinter dem Ort Mayweilerhof sperrten Beamte die zweispurige Straße nach Ulmet mit rot-weißem Absperrband. „Im Moment wird auf dieser Straße jeder Stein umgedreht“, sagte eine Polizeisprecherin. Neben ihren Einsatzfahrzeugen patrouillierten schwer bewaffnete Polizisten in Schutzausrüstung. Die Suche nach den Tätern dauere an, teilte die Polizei mit. Unterstützung gibt es von Kollegen aus dem benachbarten Saarland.

In den Städten Kusel und Ulmet stehen Beamte als Ansprechpartner zur Verfügung. Bisher sind mehr als 50 Tipps aus der Bevölkerung eingegangen. Die Polizei bittet um Hinweise unter 0631 369-2528.

Wie reagiert die Politik?

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte zum Tod der beiden Beamten: „Unabhängig vom Motiv der Tat: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung und zeigt, dass Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren. “ Nähere Angaben dazu, inwiefern die Situation einer Hinrichtung ähnele, machte Faeser nicht.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) zeigten sich entsetzt über die Tat: „Wir sind sehr erschüttert, dass zwei junge Menschen im Dienst ihr Leben verloren haben.“ Dreyer ordnete Trauerfahnen für das gesamte Bundesland an, alle Streifenwagen sollten mit schwarzen Bändern fahren. Auch im Saarland sollten die Flaggen „als Ausdruck der Trauer und Solidarität“ auf Halbmast gesetzt werden, sagte Hans. Der Regierungschef zeigte sich nach Angaben seiner Staatskanzlei „zutiefst erschüttert“ und „absolut fassungslos“.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte sich „am Boden zerstört durch den gewaltsamen Tod eines Kollegen“. Landesvorsitzende Sabrina Kunz sagte: „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der beiden Toten und auch bei allen Kolleginnen und Kollegen. Kunz weiter: „Diese skrupellose Aktion und die Tat haben mich fassungslos gemacht.“

Der Gewerkschafter rief die Bürgerinnen und Bürger in der Region Kusel und Kaiserslautern dazu auf, „aus Rücksicht auf das Geschehene“ an diesem Montagabend nicht an Versammlungen gegen die Corona-Politik teilzunehmen. Für die Ermittlungen werde der Rettungsdienst benötigt.