Russische Aktien nicht mehr handelbar – das müssen Sie wissen

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Was passiert an der Moskauer Börse?

Die kurze Antwort: nichts. Die Moskauer Börse (MOEX) schloss am 28. Februar ihre Pforten. Seitdem ist der Handel dort ausgesetzt. Es ist der längste Ausfall in der Geschichte der russischen Börse. Die Börsenaufsicht will verhindern, dass die Aktienkurse in den Abgrund stürzen, wie es angesichts des Zusammenbruchs der russischen Wirtschaft durch internationale Sanktionen und Boykotts zu erwarten wäre. Wann der Handel wieder geöffnet wird, ist unklar. Die Zentralbank hat gestern den Handelsstopp erneut verlängert. Der Devisenhandel sollte jedoch wieder aufgenommen werden. Sie wurde erst am Samstag ausgesetzt, nachdem der Rubel gefallen war.

Was ist der Preis der russischen Aktien jetzt?

In den Tagen vor der Handelsunterbrechung fiel der russische Leitindex MOEX bereits um rund 33 Prozent. Dieser Rückgang führte zu der Entscheidung der Zentralbank, den Handel auszusetzen. Das bedeutet nicht nur, dass Aktien nicht mehr an der Moskauer Börse gehandelt werden können, sondern auch, dass keine neuen Preise mehr berechnet werden. Theoretisch sind alle russischen Aktien immer noch so viel wert wie am letzten Handelstag, dem 25. Februar. In der Praxis dürften diese Kurse aber schnell fallen, sobald die Börse wieder öffnet.

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Was ist mit Aktien russischer Unternehmen an ausländischen Börsen?

Aktien russischer Unternehmen werden nicht nur in Moskau, sondern auch an vielen anderen Börsen weltweit notiert. Dort sind sie jedoch meist dem Handel ausgesetzt. An der New Yorker NYSE und der Tech-Börse Nasdaq gilt das für Papiere des Suchmaschinenbetreibers Yandex, des Online-Händlers Ozon, des Finanzdienstleisters Qiwi, des Telekommunikationskonzerns Mobile Telesystems und des Stahl- und Kohleproduzenten Mechel. Papiere des Spieleentwicklers Nexters, der Online-Jobbörse Headhunter und der Immobilienplattform Cian können in New York derzeit weder gekauft noch verkauft werden.

Nach Angaben der Deutschen Börse sind rund 30 russische Aktien in Frankfurt gelistet. Auch sie sind alle vom Handel suspendiert. Gleiches gilt für Notierungen in London, wo mehr als 50 Aktien aus dem Handel genommen wurden. Dies ist ein Routineprozess an Börsen. Die Deutsche Börse etwa gibt an, Aktien grundsätzlich aus dem Handel zu nehmen, wenn ein geordneter Handel nicht mehr möglich ist oder Anleger und Anlegerinnen vor übermäßigen Kursverlusten geschützt werden müssen.

Was mache ich, wenn ich jetzt russische Aktien besitze?

Wer direkt in russische Aktien investiert hat, kann nur abwarten. Auf dem Papier verloren die Aktien durch die Handelsaussetzung nicht an Wert. Allerdings ging es für die meisten bereits deutlich bergab. Anleger haben jetzt zwei Möglichkeiten: Lehnen Sie sich zurück und setzen Sie darauf, dass sich Ihre Aktien langfristig erholen werden. Wer diese Ruhe nicht hat, muss darauf achten, wann der Handel wieder aufgenommen wird, um sein Papier dann schnellstmöglich zu verkaufen.

Was ist mit Zertifikaten auf russische Aktien?

Russische Aktien werden in Deutschland oft nicht direkt, sondern über sogenannte American Depository Receipts (ADR) gehandelt. Dies sind Zertifikate, die Finanzinstitute verkaufen, wenn sie die echten Aktien nicht anbieten können. Allerdings ist jeder ADR durch einen realen Anteil der Bank gedeckt. Auch der Handel mit diesen ADRs ist derzeit ausgesetzt. Schließlich können die Banken die echten russischen Aktien hinter ihnen nicht mehr handeln. Dementsprechend gelten hier die gleichen Regeln wie bei echten Aktien.

Was passiert mit Fonds und ETFs, die russische Aktien enthalten?

Russische Aktien sind in vielen aktiven und passiven Fonds enthalten. Investoren sind sich dessen oft gar nicht bewusst. Wer beispielsweise einen ETF auf den MSCI Emerging Markets besitzt, investiert auch 1,6 Prozent in russische Wertpapiere. Gleiches gilt für viele regionale ETFs und natürlich ohnehin für ETFs auf dem russischen Markt.

Hier haben die Fondsgesellschaften meist zwei Maßnahmen ergriffen: Auch Fonds, die rein auf russische Aktien basieren, sind derzeit vom Handel ausgesetzt, weil die Fondsanbieter die entsprechenden Aktien schließlich nicht handeln können. Das bedeutet, dass Sie sich derzeit nicht von Ihren Fondsanteilen trennen können.

Bei ETFs ist die Situation etwas komplizierter. Der größte Anbieter der zugrunde liegenden Indizes, das US-Unternehmen MSCI, hatte am vergangenen Donnerstag angekündigt, russische Aktien aus vielen seiner Aktienkörbe zu entfernen. Das müssen die ETF-Anbieter jetzt umsetzen. Wie einfach das ist, hängt davon ab, wie die Anbieter den jeweiligen MSCI-Index nachbilden. Anbieter, die die im Index enthaltenen Aktien vollständig (Vollreplikation) oder zumindest als repräsentative Stichprobe (Teilreplikation) halten, konnten die Änderungen noch nicht umsetzen, da sie sich von den entsprechenden russischen Aktien nicht trennen können. Anbieter, die einen Index auf andere Weise (synthetisch) replizieren, können entsprechende Änderungen vornehmen. Welchen Weg Ihr ETF-Anbieter einschlägt, erfahren Sie im Verkaufsprospekt des ETFs.

Der Anbieter SPDR teilte das mit Süddeutsche Zeitung hat kürzlich bekannt gegeben, dass die russischen Aktien für seine voll- und teilreplizierten ETFs im Fonds verbleiben, aber mit Werten nahe 0 bewertet werden. Das dürfte den Wert der ETFs leicht schmälern. Allerdings hatten viele Anbieter ihre Russland-Anteile bereits in den vergangenen Jahren reduziert. Im globalen MSCI World beispielsweise ist Russland überhaupt nicht vertreten.

Wichtig: Als Anleger müssen Sie sich hier um nichts kümmern, die ganze Arbeit fällt Ihrem ETF-Anbieter zu. Sie können nur prüfen, welcher Anteil russischer Aktien bisher in Ihren ETFs steckt.

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