„Ich erinnere mich noch gut an die kleine Marianne“, beginnt Edith Stein ihren Brief an die aus Landau stammende Schülerin Marianne Karg, die die Dominikanerschule in Speyer besucht hatte. 1932 stand die junge Frau vor der Berufswahl und hatte sich vermutlich an ihre Lehrerin gewandt und sie um Rat gefragt.
Offenbar war die Studentin unschlüssig, ob sie einen sozialen Beruf oder den Lehrberuf ergreifen sollte. Stein schlägt ihr vor, Mathematik für das Lehramt in Kombination mit Theologie zu studieren. Von einem sozialen Beruf wollte sie dem Mädchen nicht abraten. „Es ist sicherlich ein sehr schöner Job, aber sehr schwierig und wenig erfolgsversprechend“, betont sie. „Die Jobs waren schon immer sehr schlecht bezahlt und jetzt werden natürlich immer mehr abgezogen; Außerdem werden Arbeitsplätze gerettet, und man muss angesichts der aktuellen Situation in Deutschland damit rechnen, dass immer weniger Gelder für wohltätige Zwecke ausgegeben werden“, sagt Stein.
Fünf Jahre beim Bischof von Speyer
Der Brief wurde in Breslau, dem Geburtsort von Edith Stein, geschrieben. Nach acht Jahren als Lehrerin in Speyer zog Stein 1932 kurzzeitig zu ihrer Familie nach Breslau.
Der ehemalige Dekan von Landau, Klaus Armbrust, erhielt den Brief aus dem Nachlass von Marianne Karg Anfang der 1990er Jahre. „Ein Originalbrief von Edith Stein ist etwas Besonderes“, sagt er. Armbrust überreichte es vor rund fünf Jahren dem Bischof von Speyer. „Edith Stein wurde im Februar 1922 in der Hauskapelle im Speyerer Bischofshaus konfirmiert“, stellt er die Verbindung her. In diesem Jahr gedenken wir der Taufe und Firmung von Stein vor 100 Jahren. Der Brief beleuchtet die Bildungswege von Frauen in den 1930er Jahren – und scheint bis heute aktuell.
Ein Brückenbauer
1987 selig- und 1998 heilig gesprochen, schlug Edith Stein wichtige Brücken zwischen Judentum und Christentum, Wissenschaft und Glaube. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.bistum-speyer.de/aktuelles/edith-stein-jubilaeumsjahr.