Lietzow (dpa/mv) – Nach dem massenhaften Fischsterben im Kleinen Jasmunder Bodden auf Rügen fordert die AfD im Schweriner Landtag eine Prüfung der Freilassung von Fischen. „Nach der jetzt unbedingt notwendigen Ursachenforschung sollten auch künstliche Besatzmaßnahmen in Betracht gezogen werden, sofern dies aus gewässerökologischer Sicht möglich ist“, sagte Paul-Joachim Timm, Sprecher der Fischerei der AfD-Bundestagsfraktion, weiter Dienstag.
Eine Anfrage der Bundestagsfraktion ergab, dass die Landesregierung davon ausgeht, dass Berufsfischern durch das Massensterben jährlich mindestens 80.000 Euro verloren gehen. Helfer haben Anfang des Jahres rund 31 Tonnen tote Fische geborgen – nachdem Angler und Anwohner am Boddenufer ungewöhnlich viele tote Fische entdeckt hatten.
Laut einer Mitteilung des Umweltministeriums von vergangener Woche ist die genaue Ursache noch unklar. Kürzlich wurde ein Giftstoff identifiziert, der bei der Zersetzung von Naturstoffen wie Holz entsteht, aber auch als Industriechemikalie vorkommt. Es wurde nur in sehr geringen Konzentrationen gefunden. Weitere Ermittlungen sollten ausschließen, dass er maßgeblich ist. Den Angaben zufolge wurde eine wissenschaftlich begleitete Fischerei vereinbart, um herauszufinden, wie stark der Bestand betroffen ist und ob das Fischsterben noch andauert.
Die Umweltorganisation WWF hatte die Vergiftung durch mehrere Faktoren ins Spiel gebracht. Neben Witterung und Düngemitteln aus der Landwirtschaft spielten auch belastete Abwässer eine Rolle. Grund dafür soll die jahrelange Abwassereinleitung bis zum Bau einer Kläranlage nach der Wiedervereinigung gewesen sein. Eine Eisdecke begünstigte die Bildung von Giftstoffen.
Experten wollten nach Angaben des Ministeriums Maßnahmen entwickeln, um das stark nährstoffbelastete Gewässer langfristig wieder in einen guten Zustand zu bringen.
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