Auch in Hamburg und auf der Nordsee kam es zu zwei Zwischenfällen mit Schiffen: Ein Lastkahn blieb im Hamburger Hafen unter einer Brücke stecken. Ein Polizeisprecher sagte, das Schiff sei beim Durchfahren des Steuerhauses auf der Freihafenelbbrücke stecken geblieben und steckengeblieben. Nach ersten Erkenntnissen gab es keine Verletzten. An Bord des Schiffes befanden sich zwei Personen. Die Unfallursache war zunächst unklar. Möglicherweise hat der Kapitän den steigenden Wasserstand der Elbe falsch eingeschätzt.
Der zweite Vorfall ereignete sich 16 Seemeilen (ca. 30 Kilometer) vor der ostfriesischen Küste. Dort trieb ein unbeladener Frachter mehrere Stunden im Meer. Die 190 Meter lange „Vienna“ hatte wegen des Sturms offenbar Probleme beim Manövrieren, wie ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven am Morgen mitteilte. Die Maschine war zu schwach, um das Schiff gegen Wind und Wellen zu halten. Deshalb wurden unter anderem Notschlepper zum Havaristen geschickt. Nach etwa sechs Stunden war der Frachter gesichert.
„Hätten wir nicht eingegriffen, wäre das Schiff zu einem Risiko für die Küste geworden, sagte der Sprecher. Nach ersten Erkenntnissen blieben die 24 Besatzungsmitglieder unverletzt. Der Frachter, der unter der Flagge der Marshallinseln fährt, wurde nicht beschädigt Um die Schleppverbindung herzustellen, wurden demnach mehrere speziell ausgebildete Seeleute von einem Hubschrauber der Bundespolizei auf den Frachter geseilt. Das Sturmtief über der Nordsee erschwerte den Einsatz erheblich der Nordsee waren sechs bis sieben Meter hoch.
Weitere Einsätze gab es beispielsweise auch in Schleswig-Holstein. Allein im Norden des Landes mussten die Feuerwehren rund 120 Mal eingesetzt werden. Das sagte ein Sprecher der Landesleitstelle, die unter anderem für Flensburg, Schleswig und Husum zuständig ist.
Laut einem Sprecher war die Feuerwehr in Bremen in der Nacht mehr als 40 Mal im Einsatz. Im Kreis Aurich in Ostfriesland wurde die Feuerwehr rund 25 Mal zu Hilfe gerufen.
Der Sturm brachte auch Feuerwehr und Polizei in Mecklenburg-Vorpommern viele Einsätze. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte, in Schwerin und Umgebung seien fast 200 Menschen im Einsatz gewesen. Auch in Stralsund hatte man laut Lagezentrum alle Hände voll zu tun.
Aufgrund von Sturmschäden kam es auch in Norddeutschland zu massiven Problemen im Bahnverkehr. Die Deutsche Bahn hat gestern am frühen Abend den Fernverkehr in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen für rund 50 Minuten eingestellt. Besonders betroffen waren die ICE-Strecken zwischen Hamburg und Bremen sowie zwischen Hamburg und Berlin. Es gebe noch größere Beeinträchtigungen, wie ein Sprecher sagte.
Auch im Regionalverkehr kommt es laut Bahn zu Ausfällen und Verspätungen. Reisende und Pendler sollten sich vor Fahrtantritt über die Website, die App oder telefonisch informieren, ob ihr Zug wie geplant fährt. Wann die Züge wieder wie geplant verkehren, hänge vom weiteren Sturmverlauf ab, sagte der Bahnsprecher.
Wegen der Unwetterwarnungen fielen am Wochenende auch zahlreiche Fährverbindungen aus. Alle Verbindungen der Halliglinie auf der Nordsee wurden am Wochenende gestrichen, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei (WDR) mitteilte. Betroffen waren auch Verbindungen aus Föhr, Amrum und Dagebüll. In Mecklenburg-Vorpommern wurde der Fährverkehr auf der Ostsee zwischen Rostock und Gedser auf der dänischen Insel Falster eingeschränkt. Nach Angaben der Reederei Scandlines wurden von gestern Nachmittag bis heute Morgen mehrere Verbindungen gestrichen. Der reguläre Fahrplan soll später wieder aufgenommen werden.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte gestern vor Unwettern bis hin zu Orkanböen gewarnt. Am Kieler Leuchtturm seien Windgeschwindigkeiten von bis zu 122,8 Stundenkilometern gemessen worden, in Greifswald bis zu 118,1 Stundenkilometern, sagte eine DWD-Sprecherin gestern Abend. Die Warnlage im Norden wird voraussichtlich bis heute Morgen andauern. Einzelne Orkanböen sind weiterhin möglich.
Den norddeutschen Bundesländern droht nach BSH-Informationen bereits die nächste Sturmflut: Heute werden die morgendlichen und nachmittäglichen Überschwemmungen an der deutschen Nordseeküste 1,5 bis 2 Meter und im Weser- und Elbegebiet 2 bis 2,5 Meter höher sein als die durchschnittliches Hochwasser eingeben. Für die Ostseeküste gilt die Niedrigwasserwarnung noch bis Sonntagmorgen. Die Experten rechnen jedoch damit, dass die Wasserstände im Tagesverlauf bis zu 130 Zentimeter über dem mittleren Wasserstand ansteigen werden.
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten