Vergebliche Rettungsaktion: Junge stirbt nach Tagen in tiefem Brunnen in Marokko

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Auf der ganzen Welt machen sich Menschen und Familien Sorgen um den Fünfjährigen. Scharen von Schaulustigen strömten trotz der Kälte an die Unfallstelle. Medienberichten zufolge errichteten lokale Behörden Absperrungen, um die Menschenmenge vom Brunnen fernzuhalten. Die Menschen seien eine Gefahr für die Rettungsaktion und die beteiligten Helfer, hieß es.

Gefahr durch ungesicherte Brunnen

Eine marokkanische Organisation warf den örtlichen Behörden vor, seit langem von der Problematik ungesicherter Brunnen durch illegale Bohrungen gewusst zu haben. Die vielen tiefen Schächte seien eine Gefahr für die Bevölkerung, insbesondere für Kinder, kritisierte die Nördliche Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Marokko.

Wegen der Dürre und Wasserknappheit in der Region seien viele Brunnen ohne Genehmigung gegraben worden, sagte ein Politiker in der marokkanischen Provinz Chefchaouen. „Mehr als 90 Prozent der Familien in der Gegend von Tamorot haben ihre eigenen Brunnen“, sagte Abdelhai al-Tayar am Sonntag. „Rayans Tod hat den desolaten Zustand von Tamorot und die extreme Armut, unter der die meisten Familien leiden, deutlich gemacht.“

Papst Franziskus dankte den Marokkanern für ihre Hilfe und Anteilnahme bei den Rettungsversuchen. „Leider haben sie es nicht geschafft“, sagte der Papst am Sonntag nach dem wöchentlichen Angelusgebet zu den Gläubigen auf dem Petersplatz. „Ein ganzes Land hat versucht, Rayan zu retten. Sie haben alles versucht“, betonte das katholische Kirchenoberhaupt und lobte das Zeichen der Nächstenliebe.

Ähnliche Unfälle gab es in den letzten Jahren. Vor knapp einem Jahr starb in Syrien ein zehnjähriger Junge, nachdem er in einen etwa 20 Meter tiefen Brunnen gestürzt war. Erst vor drei Jahren konnten Helfer einen Zweijährigen tot aus einem Schacht in Spanien bergen. Julen stürzte über 70 Meter tief in einen illegal gebohrten Brunnen.

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