Köln/Houston (dpa) – Der Astronaut Matthias Maurer hat als vierter Deutscher in der Raumfahrtgeschichte die Raumstation ISS für eine Außenmission verlassen.
Wie sein amerikanischer Kollege Raja Chari kam der 52-jährige Saarländer am Mittwoch im Raumanzug durch eine Schleuse am Außenposten der Menschheit, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten.
Wartungsarbeiten bei Arbeiten im Freien
Der Außeneinsatz war auf sechseinhalb Stunden ausgelegt. Bis zum Nachmittag (17 Uhr MEZ) lief alles nach Plan. Auf der externen europäischen Forschungsplattform „Bartolomeo“ sollten die beiden Astronauten neue Schläuche an einem Kühlsystem befestigen, eine Kamera ersetzen und Strom- und Datenverbindungen herstellen. Die beiden Astronauten blieben in ständigem Kontakt und Austausch mit dem NASA-Kontrollzentrum am Boden. Laut Plan soll Maurer „nahezu die gesamte Raumstation ablaufen“, wie er zuvor gesagt hatte.
Für die Astronauten der europäischen Raumfahrtagentur Esa war es die erste externe Mission in rund 400 Kilometer Höhe über der Erde. „Heute ist der Tag“, twitterte die ESA. Vor dem Weltraumspaziergang war die Besatzung der Raumstation zu sehen, die Maurer und Chari beim Anziehen ihrer Raumanzüge half. Maurer hatte die Feldmission zuvor als das „große Highlight“ seines Weltraumflugs bezeichnet.
Bei Outdoor-Missionen erleben Astronauten extreme Temperaturunterschiede von minus 150 Grad auf der Nachtseite und plus 120 Grad auf der Tagseite der ISS. Kühlung und Heizung befinden sich im Anzug. Zudem ist Maurers US-Raumanzug trotz des geringeren Innendrucks relativ steif – gegen diesen Widerstand müssen Astronauten bei Außeneinsätzen immer ankämpfen. Das macht die Mission im offenen Kosmos noch anstrengender.
Bleiben Sie auf der ISS
Am 11. November flog Maurer mit drei Kollegen der US-Raumfahrtbehörde Nasa in einem US-Raumschiff zur ISS, wo er bis Ende April bleiben soll. Der 52-Jährige ist der zwölfte Deutsche im All und der vierte auf der ISS. Auch seine drei Vorgänger auf dem Außenposten der Menschheit hatten eine Feldmission absolviert: Thomas Reiter (2006), Hans Schlegel (2008) und Alexander Gerst (2014).
Die Feldoperation findet inmitten der schwersten Spannungen zwischen Russland und dem Westen wegen des Ukraine-Krieges statt. Zumindest vorerst haben die US-Raumfahrtbehörde Nasa und die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos angekündigt, die ISS weiterhin gemeinsam zu betreiben. Neben Maurer und Chari befinden sich derzeit die Russen Anton Schkaplerow und Pyotr Dubrow sowie die Amerikaner Mark Vande Hei, Thomas Marshburn und Kayla Barron an Bord der ISS. Hinzu kamen am Freitag die drei Russen Oleg Artemyev, Denis Matweyev und Sergey Korsakov.
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