Zeckenalarm in Berlin und Brandenburg: Was müssen Spaziergänger wissen?

Startseite » Zeckenalarm in Berlin und Brandenburg: Was müssen Spaziergänger wissen?

Das bevorstehende Frühlingswetter lockt auch Berliner ins Freie – und mit steigenden Temperaturen werden Zecken wieder mobiler. Die kleinen Blutsauger lauern am liebsten im Wald auf Gras und Sträuchern, aber auch im heimischen Garten. Kinderwagen und spielende Kinder sollten sich vor Zeckenstichen schützen, denn die Spinnentiere können Krankheiten übertragen. Ein Überblick:

Wann treten Zecken in Aktion?

Schon bei Temperaturen um die acht Grad Celsius werden die kleinen Blutsauger flink. Laut der Parasitologin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim sind Zecken mittlerweile vor allem in Schutzgebieten wie Stadtparks aktiv. Zecken halten normalerweise von November bis Ende Februar Winterschlaf.

Experten beobachten jedoch seit einiger Zeit, dass sie ihre Aktivitäten aufgrund des Klimawandels und milder Winter ausweiten. Grundsätzlich lieben die Blutsauger eine warme, feuchte Umgebung. Ist das Frühjahr zu trocken, stört dies die Entwicklung der Tiere. Die häufigste Zeckenart in Deutschland ist die Gemeine Holzbock.

Wo kommen Zecken vor?

Sie lauern in Wäldern und Parks, aber auch im heimischen Garten auf Gräsern, Farnen oder Sträuchern. Von dort gelangen sie zu vorbeilaufenden Tieren oder Menschen und beißen in weiche Hautstellen wie Kniekehlen, unter den Armen und am Haaransatz. Sie benutzen ihre mit Widerhaken versehenen, stachelartigen Mundwerkzeuge, um sich in die Haut zu bohren, um Blut zu saugen. Dabei können gefährliche Krankheitserreger übertragen werden.

Welche Krankheiten können Zecken übertragen?

Zecken können unter anderem den Erreger der sogenannten durch Zecken übertragenen Enzephalitis (FSME), einer durch Viren bedingten Hirnhautentzündung oder Enzephalitis, übertragen. Im Jahr 2021 registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit 390 FSME-Erkrankungen. Das waren 45 Prozent weniger als 2020, als es eine Rekordzahl von 712 Erkrankungen gab. Eine FSME-Übertragung durch den Verzehr von Rohmilch oder Rohmilchprodukten ist möglich, aber selten.

Am häufigsten wird durch Zecken jedoch die sogenannte Borreliose übertragen, die durch Bakterien verursacht wird und das Nervensystem und die Gelenke schädigen kann. Schätzungen über die Zahl der Krankheitsfälle schwanken stark zwischen 40.000 und 120.000 pro Jahr. Treten innerhalb von vier Wochen grippeähnliche Symptome, Fieber, Lymphknotenschwellungen oder das sogenannte Erythem auf, sollte sicherheitshalber ein Arzt aufgesucht werden. Sonst drohen auch noch Jahre später Spätfolgen.

Gibt es eine Impfung?

Eine Impfung bestehend aus drei Einzeldosen, die alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden muss, schützt langfristig vor FSME. Fast alle Erkrankten sind nicht oder unzureichend geimpft. Allerdings gibt es keine Impfung gegen Borreliose. Früh erkannt, lässt sich die Infektion gut mit Antibiotika behandeln.

Wie hoch ist das Krankheitsrisiko?

175 kreisfreie Städte und Landkreise in Deutschland sind derzeit als FSME-Risikogebiet eingestuft, sechs mehr als im Vorjahr. Dazu gehören vor allem Bayern und Baden-Württemberg, Südhessen, Südostthüringen und Sachsen. Einzelne Risikogebiete gibt es auch in Mittelhessen, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Experten schätzen, dass selbst in Risikogebieten nur wenige Zecken infiziert sind – im Schnitt 0,1 bis fünf Prozent.

Die Borreliose kommt deutschlandweit vor – je nach Region tragen bis zu 30 Prozent der Zecken den Erreger in sich. Sie werden jedoch erst übertragen, wenn die Zecke bereits einige Stunden Blut gesaugt hat. Nur ein sehr kleiner Teil der Infizierten, etwa ein Prozent, entwickeln Krankheitssymptome.

Welcher Schutz ist möglich?

Wanderer sollten im Wald, auf dem Feld und auf der Wiese lange Kleidung und festes Schuhwerk tragen. Über die Hosenbeine gezogene Strümpfe machen es Zecken schwer, nackte Haut zu finden. Anti-Zecken-Produkte bieten nur begrenzten Schutz. In einem Zeckentest der Stiftung Warentest im Jahr 2017 hielten die besten Präparate die Blutsauger mindestens sechs Stunden auf Distanz. Nach einem Ausflug ins Freie sollte die Haut unbedingt gründlich kontrolliert werden, das gilt auch für Kinder nach dem Spielen.