FDPAktuelles InterviewBundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger will eine gute Balance finden zwischen der Integration in unser Bildungssystem und der Bewahrung der ukrainischen Identität.
Für die jungen Ukraine-Flüchtlinge Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger regte die Wiedereinführung sogenannter Willkommensklassen nach dem Modell von 2015 an. Denn die nach Deutschland geflüchteten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine brauchen nicht nur Sicherheit, sondern auch eine Perspektive. „Wir können von den Erfahrungen von damals profitieren“, so Stark-Watzinger zu „t-online“. Die entsprechenden Prozesse sind in vielen Schulen bereits bekannt. Ziel müsse es nun sein, „eine gute Balance zu finden zwischen der Integration in unser Bildungssystem und dem Erhalt der ukrainischen Identität“.
Die Integration der vielen ukrainischen Flüchtlinge ist eine große Aufgabe – auch für das deutsche Bildungssystem. Bundesbildungsminister @starkwattinger setzt auf pragmatische Lösungen. Packen wir das gemeinsam mit den Ländern an! #WeStandWithUkraine https://t.co/HzXqYIUnVz
— Jens Brandenburg (@JBrandenburgFDP) 20. März 2022
Mit Blick auf die Flüchtlingsbewegung geht der Bundesbildungsminister davon aus, dass „mindestens ein Drittel der Flüchtlinge“ unter 18 Jahre alt sind. Daher müsse man sich auf beides einstellen: „Dass viele Kinder und Jugendliche für die zurückkommen absehbare Zeit – sondern auch, dass sie länger hier bleiben“, Stark-Watzinger fuhr fort.
Konkret geht es um Kita-Plätze und Schulunterricht. Ein Modell ist das während der Flüchtlingskrise etablierte Klassen willkommen. Dort werden deutsche Sprachkenntnisse vermittelt und der Übergang in den regulären Schulbetrieb vorbereitet. Von dieser Erfahrung können Sie profitieren. Denn: „Viele Schulleiter wissen, dass man in einer solchen Situation Lehrer aus dem Ruhestand zurückholen kann. Sie wissen, wie sie kurzfristig zusätzliche Unterrichtsräume finden – und wissen vor allem eines: Viele der Jugendlichen sind traumatisiert und benötigen zusätzliche Betreuung in den Willkommensklassen“, betonte der FDP-Politiker. Auch geflüchtete ukrainische Lehrer sollten einbezogen werden. Denn bei den Bildungsangeboten für Flüchtlingskinder würden „geflüchtete ukrainische Lehrer sicherlich helfen wollen und können“, sagte die Ministerin.
Da das ukrainische Schulsystem modernisiert und digitalisiert wurde und einigen Schülern der Schulabschluss bevorsteht, kann dies auch der Fall sein Digitale Formate spielen dabei eine zentrale Rolle Ukrainisch-Unterricht nach Deutschland zu bringen, sagte der Minister.
Schulen müssen auch in Zukunft geöffnet bleiben
An jedes Kind, egal welcher Herkunft, das gleiche Entwicklungs- und Verwirklichungschancen Der Bundesbildungsminister plant, dies zu ermöglichen Startchancen-Programm. „Wir helfen dort, wo Hilfe am nötigsten ist und unterstützen einige Schulen besonders intensiv.“ Geplant ist, 4.000 Schulen mit Hilfe eines Investitionspakets und eines Opportunity-Budgets zu unterstützen. „Wir unterstützen auch die Schulsozialarbeit, denn natürlich wird in den Bildungseinrichtungen mehr getan als nur Wissensvermittlung“, betonte Stark-Watzinger.
Insgesamt wirke das Schulsystem nach zwei Jahren Corona-Pandemie ausgelaugt, resümierte die Ministerin. „Viele Lehrer beschweren sich, dass sie sich seit mehr als zwei Jahren nicht mehr um Schüler mit besonderen Bedürfnissen kümmern können. Viertklässler verloren durch die Schulschließungen sechs Monate lang ihre Lesekompetenz.“ Das ist eine katastrophale Situation. Daher ist es das Ziel, die Schulen auch in Zukunft geöffnet zu halten. „Präsenzunterricht ist die beste und fairste Form der Bildung, das steht jetzt fest. Die Schüler müssen in der Schule sein, um wirklich zu lernen.“
Auch der Digitalpakt 2.0 beschleunigt werden müssen, „wenn wir die Schulen insgesamt voranbringen wollen.“ Schulen müssen die Wartung der technischen Endgeräte zuverlässig sicherstellen und daran arbeiten, dass Bildungseinrichtungen in Zukunft besser ausgestattet sind. Dafür braucht es andere gesetzliche Möglichkeiten, damit der Bund zum Beispiel mehr aus der Digitalisierung machen kann.
„Solange die Bildungsgerechtigkeit noch nicht erreicht ist, werden wir daran arbeiten“, sagte die Bildungsministerin #Bildung und #Forschung @starkwattinger. Zentrales Projekt: a #BAföG-Reform. Und ein #Startchancen-Programm für Gymnasiasten. #100days https://t.co/e4lF0GS2PF
— BMBF (@BMBF_Bund) 20. März 2022
Putins Regime darf nicht von europäischem Wissen profitieren
Gerade aufgrund der aktuellen Situation ist Bildung und Forschung an Hochschulen wichtiger denn je. So werden deutsche Steuergelder nicht mehr für Forschungsprojekte und -programme mit staatlicher Beteiligung aus Russland verwendet. Dennoch sei die Beendigung von Forschungskooperationen sowie Technologie- und Wissenstransfer „natürlich ein einschneidender Schritt für die Wissenschaftskooperation“. betonte Stark-Watzinger: „Putins Regime darf nicht von europäischem Wissen profitieren – denn im schlimmsten Fall könnten sie es für ihre Kriegsführung nutzen.“
Ob es künftig noch Forschungskooperationen mit Russland geben wird, hängt davon ab, wie sich Putin in Zukunft verhält. „Die Wissenschaft ist oft eine Brücke in Länder, mit deren Regierungen die Zusammenarbeit oft schwierig ist. Auch um mit der Zivilgesellschaft in diesen Staaten in Kontakt zu bleiben. Deshalb ist es immer eine Gratwanderung.“ Darüber müssen wir jetzt in Europa reden. Denn eines habe die aktuelle Situation gezeigt: „Wir müssen für unsere Werte einstehen.“
„Ich erinnere mich an die Reden von Frau Karliczek, die achselzuckend dastand und man den Eindruck hatte, sie sei Abteilungsleiterin in einem schlecht geführten Baumarkt mit dem Motto ‚Nicht meine Abteilung‘. Wir sorgen für bessere Bildung!“ ” @christianduerr an pic.twitter.com/lwskwftRC5
– Fraktion der Freien Demokraten (@fdpbt) 23. März 2022