Aufgrund des derzeit vorherrschenden Fachkräftemangels tun sich viele Unternehmen schwer, geeignetes Personal zu finden. Zudem suchen immer mehr Unternehmen händeringend Auszubildende. Warum das so ist und was Unternehmen jetzt tun sollten.
Junge Menschen von heute sind kaum bereit, einen klassischen Lehrberuf zu erlernen – zumindest scheint es so, wenn man die Zahl der Bewerber mit der Zahl der offenen Stellen vergleicht. Neben dem allgemein vorherrschenden Fachkräftemangel wird in einigen Branchen zunehmend verzweifelt nach Auszubildenden gesucht. Robert Brüderlein von der Agentur für Arbeit ordnet die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt ein. Er beschreibt, welche Branchen am stärksten zu kämpfen haben und gibt Tipps, wie Unternehmen ihre Attraktivität für künftige Auszubildende steigern können.
Viele Betriebe klagen darüber, dass sie keine Auszubildenden mehr bekommen. Ist der Ausbildungsmangel wirklich so groß und welche Branchen haben am meisten mit unbesetzten Ausbildungsstellen zu kämpfen?
Im letzten Berufsberatungsjahr (01.10.2020 bis 30.09.2021) wurden der Agentur für Arbeit 5.461 offene Ausbildungsstellen gemeldet. Dem standen 3.137 Bewerber für einen Ausbildungsplatz gegenüber. Allein diese Zahlen zeigen, dass die Ausbildungsstellen oft nicht besetzt werden können. Rein rechnerisch entfallen auf jeden Bewerber 1,74 Ausbildungsplätze.
Die meisten unbesetzten Ausbildungsstellen wurden in den Bereichen Kaufmann, Einzelhandel, Zahnarzt, Handwerk, Koch, Bau und Lebensmittelhandwerk (Fleischer/Bäcker) gemeldet. Aufgrund der insgesamt großen Diskrepanz zwischen Bewerbern und Stellen gibt es keine wirklich „überquellenden“ Ausbildungsplätze.
Was sind die Folgen für die Zukunft für Unternehmen, Wirtschaft und Verbraucher?
Der Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Unternehmen müssen sich noch stärker mit den Themen Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter auseinandersetzen. Verbraucher können längere Wartezeiten für Dienstleistungen und Waren haben.
Welche Anreize können Unternehmen schaffen, Mitarbeiter allgemein und auch speziell in den Bereichen Handel und Vertrieb zu rekrutieren?
Unternehmen müssen sich attraktiv präsentieren. Für viele Mitarbeiter und Auszubildende ist nicht nur das Einkommen entscheidend, sondern auch Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Auch für Unternehmen lohnt sich ein zweiter Blick auf die Bewerber. Gerade bei Lehrstellensuchenden gelten Noten in Zeugnissen oft als Ausschlusskriterium bei der Bewerbung. Arbeitgeber bekommen durch die Möglichkeit eines Praktikums einen viel besseren Eindruck. Hier kommen bei jungen Menschen oft verborgene Talente und Fähigkeiten zum Vorschein, ganz unabhängig von Noten und Zeugnissen. Sind bei den Jugendlichen jedoch Defizite erkennbar, kann die Agentur für Arbeit auch während der Ausbildung mit ausbildungsbegleitenden Unterstützungsmöglichkeiten helfen. Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen.
Agentur für Arbeit / RNRed