Berliner investieren mehr in Fonds: „Viele wissen nicht, wohin mit dem Geld“ – Berlin

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Berliner investieren mehr in Fonds: „Viele wissen nicht, wohin mit dem Geld“ – Berlin

Wenn jemand normalerweise von einem „befriedigenden“ Ergebnis spricht, dann ist das nicht gut, aber es ist okay. Wenn der Vorstandsvorsitzende der Berliner Sparkasse, Johannes Evers, in seiner Jahresbilanz von „befriedigend“ spricht, präsentiert er sie mit so viel Elan, dass sich das alles wie eine einzige Erfolgsgeschichte anhört. Die Ergebnisse seien beeindruckend, sagt Evers: „Weil es turbulente Zeiten sind“.

Das Jahr 2021 war geprägt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie, wirtschaftlichen Anspannungen, anhaltend niedrigen Zinsen und Lieferkettenproblemen – sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden hätten sich mit den Herausforderungen auseinandersetzen müssen.

Dennoch habe die größte Bank Berlins mit 42 Millionen Euro ein Jahresergebnis auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr erzielen können und „über den eigenen Erwartungen gelegen“.

Jetzt kommt der Krieg in der Ukraine, der die Aussichten düster macht, „aber düstere Stimmung hilft niemandem“, sagt Evers. Auf das laufende Geschäftsjahr blickt er mit Vorsicht, „aber auch mit Selbstvertrauen“ und prognostiziert für 2022 sogar einen Gewinn von 85 Millionen Euro. Aber der Krieg ist natürlich ein Wendepunkt.

Die Bank macht derzeit das, was viele Unternehmen mittlerweile am besten können: Helfen und Unterstützen. Einerseits durch Spenden und ehrenamtliches Engagement, aber auch konkret als Bank: 2.500 Flüchtlinge aus der Ukraine durften bisher kostenlos ein Girokonto bei der Berliner Sparkasse eröffnen, „jeden Tag haben 200 bis 400 Ukrainer ein Konto bei uns“, sagt Evers. Anmelde- und Ausweisdokument sind ausreichend.

Vorstandsvorsitzender der Berliner Sparkasse: Johannes Evers.Foto: Berliner Sparkasse

Nach sechs Monaten müssten sie wie alle anderen Kunden etwa 4,95 Euro im Monat (je nach Kontotyp) bezahlen. Die Bank lege großen Wert auf schnelle und unkomplizierte Kontoeröffnungen, „denn sie sind entscheidend für die Teilhabe am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben und für den Zugang zu staatlichen Dienstleistungen“.

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Bei der kundenbezogenen Exportfinanzierung in Kriegsländern gibt es Projekte – wie zum Beispiel einen Windpark in der Ukraine – die mit mehreren hundert Millionen Euro finanziert wurden. Aber 95 Prozent des Geldes sind staatlich abgesichert. „Wir haben einen verbleibenden Selbstbehalt von zehn Millionen Euro“, sagt Evers. In Russland hat die Berliner Sparkasse keine direkten Projekte mitfinanziert. Welche weiteren Auswirkungen der Krieg haben wird, weiß niemand, aber klar ist: „Der Osthandel wird nicht mehr sein, was er einmal war“.

Tagesspiegel-Spendenaktion für Opfer des Ukraine-Krieges

  • der Spendenverein Tagesspiegel bittet um Geld für seine Aktion „Menschen helfen!“ zusammen mit unserem HauptkooperationspartnerAllianzentwicklung hilft für die Opfer des Krieges in der Ukraine, in betroffenen Nachbarländern und in Deutschland, besonders hier Berlin-Brandenburg.
  • Der Spendenverein will einen Teil des Gesamtbetrags für die akute Nothilfe an andere Organisationen weitergeben Berlin und Brandenburg proaktiv vergeben. Wir helfen allen, unabhängig von Nationalität und Herkunftsland.
  • Spenden Account: Empfänger: Spendenaktion Der Tagesspiegel eV, Zweck: „Menschen helfen!/Ukraine“Berliner Sparkasse BIC: BELADEBE, IBAN: DE43100500000250030942
  • Bitte geben Sie für die Spendenquittung Ihren Namen und Ihre Adresse an (Online-Banking möglich). Für Beträge bis 300 Euro reicht der Überweisungsträger für die Steuer aus.

Sparkasse: 800.000 Kunden im Online-Banking

Besonders freut sich der Vorstandsvorsitzende, dass sich der Trend zur Digitalisierung bei der Berliner Sparkasse im vergangenen Jahr fortgesetzt hat und weiter fortsetzen wird: Rund 800.000 Kunden sind inzwischen auf Online- und Telefonbanking umgestiegen – das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Innerhalb von sechs Jahren haben sich die Kartenzahlungen auf rund 114 Millionen verdoppelt.

Das kontaktlose Bezahlen – also durch einfaches Vorzeigen der Girocard am Terminal in der Supermarktkasse – hat sich in den vergangenen Jahren sogar verdreifacht (rund 87 Millionen).

Für digital weniger versierte Kunden gibt es Sparkassenbusse und Berater in Altenheimen

Aber was ist mit Menschen, die weniger digital versiert sind, oft ältere Kunden? Was tun, wenn immer mehr stationäre Standorte nicht mehr verfügbar sind? Bei der Sparkasse gibt es rund eine halbe Million, die kein Online-Banking nutzen.

Fast 80 Filialen hat die Berliner Sparkasse in Berlin, sagt Evers. Wo Bedarf besteht, kommen ein bis zwei Busse der Sparkassen zum Einsatz, die neun Haltestellen in der Stadt anfahren. Hier können Personen, die eine klassische Beratung benötigen oder ihre Überweisungen tätigen möchten, den Filialservice in Anspruch nehmen.

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Außerdem gibt es sechs Partnerstandorte für „Red Desks“. Sie befinden sich zum Beispiel in Altenheimen wie der Diakonie. Täglich arbeiten dort Sparkassenberater. Weitere Filialschließungen seien nicht geplant, sagt Evers. Aber beobachten Sie den Kundenstrom.

Wichtig ist nur, dass man erreichbar ist, er ist überzeugt, dass eine feste Filiale nicht zwingend notwendig ist. Interessant wird es sicherlich auch für die Berliner Sparkasse, wie ihre Kunden auf die anstehenden Preiserhöhungen für Konten und Depots reagieren werden.

Die Sparkasse erhöht die Preise – die Kunden müssen schriftlich zustimmen

Die Briefe gingen kürzlich raus, in denen sie aufgefordert wurden, den neuen Geschäftsbedingungen zuzustimmen. Die Preise seien seit 2016 nicht gestiegen. „Wir versuchen erst einmal, lange mit den Kunden zu reden.“

Aber am Ende sagt Evers, dass jeder, der sich weigert, gefeuert werden muss. Die Pandemie wirkte sich offenbar auch auf das Vermögen vieler Kunden aus: „Die Leute haben viel auf die Seite gelegt, weil manche nicht in den Urlaub gefahren sind. Viele wissen nicht, was sie mit dem Geld anfangen sollen“, sagt der CEO.

Für dieses Luxusproblem hatte die Bank natürlich Lösungen parat: 30.000 neue Fondssparverträge wurden im vergangenen Jahr abgeschlossen. „Es geht um langfristige Sparverträge mit kleinen Summen: mal 50, mal 100 Euro im Monat.“ Denn eines ist allen klar: Mit Geld auf dem Konto verdient niemand etwas.

Die Jahresbilanz in Zahlen

Firmenkundengeschäft: Trotz Pandemie wuchs die Zahl der Firmenkunden von rund 92.000 im Jahr 2020 auf 95.000 im vergangenen Jahr. 2021 wurden 334 klassische Stiftungen und Start-ups ins Leben gerufen. Die Bank berät Unternehmen und Selbstständige in eigenen „FirmenCentern“ zu Digitalwirtschaft, Handel, Gastgewerbe, Handwerk, Medien etc.

Kreditportfolio: Im Firmenkundengeschäft erhöhte sich der Kreditbestand auf 20,35 Mrd. Euro (Vorjahr: 19,68 Mrd. Euro). Im Corona-Jahr 2020 hatten sich viele Firmenkunden angesichts der Folgen des Corona-Virus bereits durch staatliche Hilfen mit ausreichend Liquidität versorgt. Die Einlagen von Firmenkunden beliefen sich auf 10,56 Milliarden Euro; im Vorjahr waren es 9,40 Milliarden Euro gewesen.

Ausblick: Das Jahr 2022 steht ganz im Zeichen des Krisenmanagements. Angestrebt wird ein Ergebnis von 85 Millionen Euro (vor Steuern). Aber Russlands Krieg ist mit Preissteigerungen bei den Energiekosten verbunden, die Inflation steigt. Auch bei den Kreditausfällen rechnet die Bank mit einer Zunahme: Unternehmen sollen noch in diesem Jahr Corona-Kredite zurückzahlen.