Boom in der Chipindustrie: Siltronic startet optimistisch ins Jahr

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Boom in der Chipindustrie: Siltronic startet optimistisch ins Jahr

Unternehmen auf der ganzen Welt suchen händeringend nach elektronischen Chips – davon profitieren Unternehmen wie Siltronic, die die Basis dafür herstellen. Ganz vom Tisch ist die Übernahmefrage aber noch nicht.

München – Die weltweiten Chip-Engpässe geben dem Waferhersteller Siltronic weiterhin Rückenwind. Insgesamt sei von einem guten Start ins Jahr 2022 auszugehen, teilte das SDax-Unternehmen am Mittwoch bei der Vorlage vorläufiger Zahlen für 2021 mit.

Zuvor war am Dienstag bekannt geworden, dass die geplante Übernahme von Siltronic durch den taiwanesischen Konzern Globalwafers gescheitert ist. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hatte die erforderliche Genehmigung bis Ende Januar nicht erteilt.

Unabhängig davon sieht Siltronic-Chef Christoph von Plotho das Unternehmen gut aufgestellt. Das Unternehmen erklärte, dass inflationsbedingt deutlich steigende Kosten das Ergebnis belasten dürften. Das Marktumfeld bleibt jedoch positiv und die Verkaufspreise dürften weiter deutlich steigen. Die Nachfrage bleibt hoch. In diesem Umfeld sind die von Siltronic hergestellten Wafer – hauchdünne Siliziumscheiben, die die Basis für elektronische Chips bilden – bei Chipkonzernen sehr gefragt.

Im vergangenen Jahr steigerte Siltronic den Umsatz nach vorläufigen Zahlen um 16 Prozent auf gut 1,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg um gut 40 Prozent auf 466 Millionen Euro. Dies entspricht einer operativen Marge von 33 Prozent. Im Durchschnitt hatten Analysten deutlich weniger Gewinn auf dem Zettel. Die endgültigen Ergebnisse sollen am 9. März veröffentlicht werden.

Starke Nachfrage

Das vergangene Jahr sei von einer starken Kundennachfrage geprägt gewesen, berichtete Siltronic. Als Ursachen nannte das Unternehmen Nachholeffekte ab 2020, weiterhin hohe Investitionen in die Digitalisierung und den Einsatz von Halbleiterbauelementen in immer mehr Anwendungen. Allerdings hätten höhere Energie- und Frachtkosten einen Teil der positiven Entwicklung aufgezehrt. Fast alle Unternehmen haben derzeit mit solchen Problemen zu kämpfen. Allerdings wirken sich die Strompreise besonders stark auf energieintensive Hersteller wie Siltronic aus.

Um das erwartete Nachfragewachstum in den kommenden Jahren bedienen zu können, kündigte Siltronic im vergangenen Sommer an, eine milliardenschwere Fabrik in Singapur zu bauen und den Produktionsstandort im sächsischen Freiberg zu erweitern.

Ganz vom Tisch ist das Thema Übernahmen aber nicht. Siltronics Großaktionär Wacker Chemie sucht noch nach einem Käufer für seine 31-prozentige Beteiligung an dem Münchner Halbleiterzulieferer. Zeitdruck sieht Wacker-Chemie-Chef Christian Hartel allerdings nicht.

Für potenzielle Käufer könnte es teurer werden

Potenzielle Käufer müssen jedoch möglicherweise tiefer in die Tasche greifen. Globalwafers hatte den Siltronic-Aktionären 145 Euro je Aktie geboten. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag) zeigte sich von Plotho jedoch zuversichtlich, dass dies im aktuellen Umfeld wohl nicht mehr ausreichen werde.

„Wafer sind knapp und die Preise steigen“, sagte der Manager. „Wir bauen eine riesige Fabrik in Singapur. Wir haben mit Kunden Lieferverträge im Wert von mehreren Milliarden abgeschlossen. Wir werden Hunderte Millionen Einzahlungen erhalten. Die Finanzierung steht.“ Mit der neuen Fabrik kann das Unternehmen seinen Marktanteil erhöhen. „Siltronic ist besser aufgestellt als zuvor. Aus heutiger Sicht ist ein unverändertes Angebot wenig attraktiv.“ Zudem hat sich die geopolitische Lage massiv verändert.

Der vorbörsliche Handel am Mittwochmorgen zeigte, dass die Siltronic-Aktie fast drei Prozent zulegte. Ihr Kurs sollte also an die Erholung der vergangenen zwei Tage anknüpfen. Zuvor, als sich abzeichnete, dass der Globalwafers-Deal scheitern würde, war er von rund 140 Euro auf rund 110 Euro gerutscht. dpa