Es ist eine kreative Rebellion innerhalb eines Literaturbetriebs, der es sich in den letzten Jahren – auch vor Corona – zwischen Planung und Konzeption, Vertrieb, Aufschwung, Konjunktur und Depression gemütlich gemacht hat. Eine Alternative, die über starre Begriffe wie „Kulturtechnik“ hinausgeht, die immer eine gewisse Gewissheit, etwas Greifbares und Berechenbares mit sich bringt, ein „wir planen mit Ihnen…“ oder „wir hoffen auf…“ oder „unsere Erwartungen sind das gleiche …“ – Äußerungen, die den Eindruck erwecken, Kultur sei die kleine Schwester der Politik, denn zumindest rhetorisch überschneiden sich die Ankündigungen unverkennbar. Ja, es ist ein Aufbruch im doppelten Sinne des Wortes, eine Revolte ohne Gegner, wegen der Revolte. Immerhin ist es die zu „Wir wollen lesen!“ gewordene Veranstaltung, mit der Autoren vor einiger Zeit in einem Brief auf die Absage der diesjährigen Leipziger Buchmesse reagierten. Mehr als 50 Verlage haben sich inzwischen zusammengeschlossen, um die alternative Buchmesse „Buchmesse_popup“ ins Leben zu rufen. Keine kleinen Verlage, sondern etablierte Institutionen wie CH Beck, Suhrkamp, Wagenbach, Klett-Cotta und Matthes & Seitz stehen auf der Liste. Die Veranstaltung soll von sein 18. bis 20. März im „Werk2“ in Connewitz stattfinden.
Die Organisation einer alternativen Messe ist mehr als nur das Ergebnis der Proteste „wütender“, „trauriger“ und „fassungsloser“ Autoren, die seit Jahren an ihren Büchern arbeiten und nun keine Gelegenheit haben, sie einem Publikum zu präsentieren. Es ist – wie üblich – der abschätzige Umgang mit der Kultur und ihren Repräsentanten im Allgemeinen, der sich in der spontanen Schaffung alternativer Kulturwege widerspiegelt. Der Schrei nach Unabhängigkeit, der laut wird, wenn diejenigen, von denen man sich abhängig machen musste, zu angespannt, zu träge agieren. Wenn die Lust zu schreiben, zu lesen, zu publizieren durch nicht-literarische Rahmenbedingungen im weitesten Sinne eingeschränkt und eingeengt wird.
Nicht gegen die Buchmesse, nicht gegen die Verlage
Das geben die Initiatoren Leif Greinus (Roland & Quist Verlag) und Gunnar Cynybulk (Kanon Verlag) auf der bekannt Seite? ˅ der Pop-up-Messe: „Nach der Absage der hoch angesehenen Leipziger Buchmesse wollten wir nicht untätig bleiben. Alle unsere Autoren und ihre Bücher brauchen die positive Energie, die im Frühjahr von Leipzig ausgeht.“
Die Initiative richtete sich weder gegen die Leipziger Buchmesse noch gegen die Verlage, die ihre Teilnahme abgesagt hatten Klett-Cotta-Verleger Tom Kraushaar. Sie wollen also nicht, dass die Veranstaltung als Protest verstanden wird; zumindest nicht als Protest gegen bestehende Institutionen, die sich direkt angegriffen fühlen könnten. Und doch liegt dieser Entscheidung eine Euphorie inne, eine Energie, die sich plötzlich entlädt und in ihrer Produktivkraft an plötzlich aufgeflammte Proteste erinnert.