Update 23. Februar: Die Auslieferung von Nuvaxovid nach Deutschland verzögert sich nach Informationen der Bundesregierung. Der Impfstoff soll nun ab Montag, 28. Februar, verfügbar sein. in den Staaten verfügbar sein.
Wie wirkt der Novavax-Impfstoff Nuvaxovid und wie unterscheidet er sich von den bisher zugelassenen Covid-19-Impfungen?
Nuvaxovid ist ein sogenannter Proteinimpfstoff. Es enthält Spike-Proteine des Coronavirus, auf die das Immunsystem reagiert, indem es Antikörper und T-Zellen dagegen bildet. Um die Immunantwort stark genug zu machen, enthält der Impfstoff einen Booster, der als Adjuvans bezeichnet wird. Novavax hat nicht die oft üblichen Aluminiumsalze verwendet, sondern eine neue Verstärkersubstanz namens Matrix-M1 entwickelt. Es basiert auf Saponin, einer Seife, und verhindert, dass Spike-Proteine zu schnell eliminiert werden, bevor die gewünschte Immunantwort einsetzt. Matrix-M1 wird bereits in einem Impfstoff gegen das Windpockenvirus Varizella-Zoster eingesetzt und dort bereits getestet viele klinische Studien.
Novavax wirkt etwas anders als die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna oder die Vektor-Impfstoffe von Astrazeneca und Janssen. Die im vergangenen Jahr veröffentlichten Impfstoffe bringen ein Stück genetische Information in menschliche Zellen, entweder eingehüllt in kleine Fettpartikel oder eingebaut in ein Impfvirus. Wenn die genetische Information die Zellen erreicht, stellen sie Spike-Proteine her und präsentieren sie auf ihrer Zelloberfläche. Das Immunsystem erkennt sie als fremd und baut dagegen eine Abwehr bestehend aus Antikörpern und T-Zellen auf.
Novavax hingegen liefert bereits fertige Spike-Proteine, die zusammen mit dem Wirkstoffverstärker das Immunsystem dazu anregen, eine Abwehrreaktion einzuleiten.
Wie wirksam ist die Novavax-Impfung und schützt sie auch vor Omicron?
Novavax hat seinen Impfstoff in einer klinischen Phase-3-Studie an rund 20.000 Probanden getestet und anschließend die Zahl der Corona-Infektionen mit der von rund 10.000 Menschen verglichen, die nur ein Placebo erhalten haben.
Die Versuche liefen von Dezember 2020 bis Februar 2021 in den Vereinigten Staaten und Mexiko. In dieser Zeit erkrankten rund 77 Personen aus der Placebogruppe an Covid-19. In der doppelt so großen Impfgruppe waren es hingegen nur 14 Personen. Und noch wichtiger: Bei den Geimpften kam es nur zu leichten Infektionen, bei der Placebo-Gruppe ebenfalls zu mittelschweren bis schweren Verläufen. Novavax gibt daher den errechneten Schutz seines Impfstoffs Nuvaxovid mit 90 Prozent gegen eine symptomatische Infektion und mit 100 Prozent gegen schwere Verläufe an.
Allerdings gibt es ein Problem: Zum Zeitpunkt der klinischen Studien war die Alpha-Variante in den USA gerade auf dem Vormarsch. Delta und Omicron waren dagegen noch nicht bekannt. Die klinische Studie kann daher keine Aussagen zum Schutz vor dieser Virusvariante treffen.
Allerdings gibt es etwas neuere Daten aus der Phase-3-Studie, in der Novavax die Impfung in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen getestet hat. Dort schützte der Impfstoff zu 80 Prozent vor einer Ansteckung mit Delta, teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. Dementsprechend führten die Forscher auch Labortests mit dem Serum geimpfter Jugendlicher durch. Das enthielt Antikörper gegen Omicron. Die Daten aus diesen Studien wurden jedoch noch nicht veröffentlicht und eine unabhängige Bewertung steht daher noch aus.
Welche Nebenwirkungen hat Nuvaxovid, der Novavax-Impfstoff?
Die Teilnehmer der Phase-3-Studie berichteten hauptsächlich über den üblichen Impfarm, dh Schmerzen an der Injektionsstelle. Bei den sogenannten systemischen Reaktionen – das sind Nebenwirkungen, die den ganzen Körper betreffen – führten Kopfschmerzen, Erschöpfung sowie Muskel- und Gelenkschmerzen an erster Stelle. Fieber hingegen wurde kaum berichtet und war in den wenigen Fällen nicht häufiger als in der Placebogruppe. Das bedeutet, dass höchstwahrscheinlich kein Zusammenhang zwischen Fieberschüben und der Impfung bestand.
Schwerwiegende Nebenwirkungen wie Myokarditis und Perikarditis (Entzündung des Herzmuskels und des Herzbeutels) sowie schwere allergische Reaktionen oder Gefäßverschlüsse (Thrombozytopenie) wurden nicht beobachtet. Allerdings sind solche Nebenwirkungen auch bei den anderen Impfstoffen sehr selten aufgetreten, meist im Verhältnis von einer zu 100.000 Impfungen. Da bisher nur etwas mehr als 20.000 Menschen mit Nuvaxovid geimpft wurden, wurden solche seltenen Nebenwirkungen möglicherweise einfach übersehen. Sie würden sich erst in den nächsten sechs Monaten zeigen.
Für wen ist Novavax nicht zu empfehlen und kann man Novavax zur Auffrischung nehmen?
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut die Impfung mit Novavax zunächst nur zur Grundimmunisierung von Personen über 18 Jahren. Sie erhalten zwei Impfdosen im Abstand von mindestens drei Wochen. (Aufgrund der langsamen Reifung der Immunantwort sollte auch bei Novavax ein längeres Intervall von Vorteil sein).
Für Schwangere und Stillende sowie für Kinder und Jugendliche gibt es aber noch keine generelle Empfehlung, da noch Daten fehlen, so die Stiko. In Einzelfällen können aber auch Angehörige dieser Gruppen, wenn medizinische Gründe gegen eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff sprechen – etwa bei bekannten Allergien oder einem Risiko, an Myokarditis oder Perikarditis zu erkranken – auf Novavax umsteigen.
Der Impfstoff wird auch für diejenigen empfohlen, die zuvor keine Reaktion auf die anderen Impfstoffe hatten. Novavax kann auch als Auffrischungsimpfung für Personen verwendet werden, die bisher nur eine Infektion durchgemacht haben. Für die allgemeine Auffrischung ist der Impfstoff noch nicht zugelassen, aber auch dort sollen laut Stiko Ausnahmen für diejenigen gemacht werden, bei denen medizinische Gründe gegen eine Impfung mit mRNA sprechen.
Wer erhält Novavax zunächst und wie melde ich mich dafür an?
Deutschland soll nun voraussichtlich im Februar 1,4 Millionen Impfdosen bekommen, also zunächst nur an noch nicht geimpfte Personen ausgegeben werden, die demnächst von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen sind, also Mitarbeiter von Kranken- und Altenpflegeeinrichtungen und Integrationshilfe für Menschen mit Behinderungen.
Novavax sollte jedoch noch in diesem Jahr allen Hausärzten zur Verfügung stehen. Deutschland rechnet im Jahr 2022 mit insgesamt 16,3 Millionen Impfdosen. Da der Impfstoff einfach zu lagern ist – hier reicht ein gewöhnlicher Kühlschrank – eignet er sich ideal für den Einsatz in allgemeinmedizinischen Praxen.
In Sachsen-Anhalt können Interessierte die Internetseiten der Landkreise nutzen (z.B. hier im Saalekreis oder hier drin Saal) bei den jeweiligen Impfstellen. Thüringen bietet eine zentrale Impfportal für die Anmeldung, in Sachsen koordiniert diese Deutsches Rotes Kreuz über sein Impfportal die Termine für die Novavax-Impfung, sobald der Impfstoff eingetroffen ist.