Corona: Was wir über die omicron-Subvariante BA.2 wissen – Gesundheit

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Corona: Was wir über die omicron-Subvariante BA.2 wissen – Gesundheit

Was ist BA.2?

BA.2 ist wie die bisher in Europa dominierende Variante BA.1 ein Subtyp der Omicron-Variante von Sars-CoV-2. Beide Untervarianten wurden kurz nach der Entdeckung von Omicron Ende November 2021 bemerkt und unterscheiden sich in rund 20 Mutationen voneinander. Während sich BA.1 zunächst durchsetzte und die dominante Delta-Variante zu verdrängen schien, blieb BA.2 zunächst unbemerkt. Während PCR-Tests beide Subtypen erkennen, können sie sie nicht ohne weiteres unterscheiden. Zunächst war nur BA.1 in einem angepassten PCR-Test als Omikron identifizierbar, BA.2 nicht.

Will man die Ausbreitung dieser Untervariante verfolgen, sind aufwändigere und länger andauernde Analysen notwendig, da in ihrem Genom keine Mutation vorliegt. In Dänemark, wo deutlich mehr Proben sequenziert werden, stellten Mitarbeiter des Statens Serum Instituts in Kopenhagen im Januar fest, dass sich BA.2 offenbar schnell ausbreitet. BA.2 hat inzwischen BA.1 als dominierende Variante in Dänemark abgelöst, und auch in anderen Ländern nimmt der Anteil zu.

Wie verbreitet sich der omicron-Subtyp BA.2?

Der Berliner Virologe Christian Drosten hat die beiden Subtypen am Dienstag im NDR-Podcast „Coronavirus Update“ mit zwei Autos verglichen. Der BA.2-Motor hat also „ein paar PS mehr“. BA.2 könnte sich womöglich noch schneller ausbreiten als Typ BA.1, der derzeit noch Höchstwerte bei Fallzahlen und Inzidenzen verursacht. Basierend auf einer noch nicht von externen Experten begutachteten Studie aus Dänemark geht Drosten davon aus, dass BA.2 möglicherweise einen, wie er es ausdrückte, „Fitnessvorteil“ und damit eine erhöhte Übertragbarkeit haben könnte.

Wie schwer ist der Krankheitsverlauf?

Die Datenlage ist noch sehr spärlich, weshalb sich vieles noch nicht mit Gewissheit sagen lässt. Im Januar schrieb das Statens Serum Institute, dass erste Analysen keine Unterschiede in der Anzahl der erforderlichen Krankenhauseinweisungen zeigten. Die sehr frühen Beobachtungen aus Dänemark „deuten darauf hin, dass es keinen großen Unterschied zwischen BA.1 und BA.2 in der Schwere der Erkrankung zu geben scheint“, betont Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Universität Frankfurt Krankenhaus. Der französische Epidemiologe Antoine Flahault, Leiter des Instituts für Globale Gesundheit an der Universität Genf, sagte vor wenigen Tagen, dass Infektionen mit dem Subtyp nach aktuellem Wissensstand nicht schwerer verliefen.

Was bewirkt die Impfung?

Eine Impfung würde immer noch eine Wirkung gegen BA.2 haben, wenn auch etwas reduziert im Vergleich zu früheren Varianten, schreiben die dänischen Forscher in ihrer Ende Januar auf einem Preprint-Server veröffentlichten Studie. Allerdings muss man unterscheiden zwischen der Wahrscheinlichkeit, sich selbst anzustecken, der Wahrscheinlichkeit, das Virus weiterzugeben, zu erkranken oder einen schweren Krankheitsverlauf zu haben. Laut Studie könnte das eigene Ansteckungsrisiko durch BA.2 mehr als doppelt so hoch sein wie durch BA.1. Möglicherweise ist die Fähigkeit zur sogenannten Immunflucht größer, sodass eine vorangegangene Infektion oder eine Impfung weniger gut gegen BA.2 schützen könnte als gegen andere Varianten.

Auch das Übertragungsrisiko sei bei infizierten Ungeimpften stark erhöht, schreiben die Forscher, nicht aber bei Geimpften und Geboosterten. Die Forscher schreiben, dass die höhere Anfälligkeit und Übertragbarkeit von Ungeimpften möglicherweise zu einer weiteren Zunahme von Übertragungen bei ungeimpften Kindern beispielsweise in Schulen und Kitas führen wird.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Deutschland richtet sich der Anteil des Subtyps nach den Jüngsten Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts „noch sehr niedrig“. In der zweiten Woche des Jahres lag der Anteil von BA.2 bei 2,3 Prozent nach 1,4 Prozent in der Vorwoche. Neuere Daten werden diese Woche erwartet. „BA.2 wird sich auch bei uns durchsetzen“, schreibt der Immunologe Carsten Watzl auf Twitter. Das „könnte die Omicron-Welle verlängern“. Auch Drosten geht davon aus, dass der BA.2-Anteil in Deutschland steigen wird, aufgrund der geltenden Infektionsschutzmaßnahmen aber womöglich langsamer als in anderen Ländern.

Was bedeutet BA.2 für die Diskussion um Lockerungen?

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte kürzlich in der Bundespressekonferenz, er rechne mit einem Höhepunkt der Infektionszahlen Mitte oder Ende Februar. Kommt es dann zu deutlich weniger Infektionen, könnten die Anti-Corona-Maßnahmen gelockert werden. Aber wegen BA.2 könnte es evtl. etwas länger dauern. Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen hält Lockerungen in den nächsten vier Wochen für unwahrscheinlich. „Es ist möglich, dass sich die Trendwende um mehrere Wochen verzögert“, sagte Dahmen den Funke-Zeitungen. Es wird erwartet, dass die BA.2-Verteilung den Höhepunkt der aktuellen Welle weiter nach hinten verschieben wird.

Der Virologe Drosten sieht in den kommenden Osterferien eine Zeitschwelle und einen „Planungshorizont“ für die Entspannung der Lage. Die Übertragungsnetze werden derzeit aus dem Schulbetrieb gespeist. „Spätestens die Osterferien machen dann Schluss damit.“ Auch die dann wärmeren Temperaturen sollen sich reduzierend auf die Inzidenzen auswirken. Ob BA.2 bis dahin „das Feld komplett übernommen“ haben wird, bleibt abzuwarten.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann machte kürzlich deutlich, dass er nicht an ein Ende der Beschränkungen vor Mitte April glaubt. Er bezog sich nicht ausdrücklich auf BA.2.