Fasten: Wie lange und was ist zu beachten? | NDR.de – Wegweiser

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Stand: 28.02.2022 11:47 Uhr

Die Fastenzeit ist für viele ein Anlass zum bewussten Verzicht. Fasten soll den Körper entgiften und zu innerer Balance verhelfen. Wie lange dauert das Fasten und worauf sollten Sie achten?

Am Aschermittwoch beginnt für gläubige Christen die Fastenzeit, in der sie sich traditionell auf Ostern und damit auf das Fest der Auferstehung Jesu vorbereiten. Indem sie auf Nahrung oder Genussmittel verzichten, wollen sie sich mehr auf ihre Beziehung zu Gott konzentrieren. Für viele Menschen, die jetzt fasten, stehen jedoch andere Motive im Vordergrund: Sie nehmen sich eine Auszeit, um zur Ruhe zu kommen und ihr seelisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Gleichzeitig soll das Fasten den Darm reinigen, Rheuma lindern, die Gefäße elastischer machen sowie Bluthochdruck und Cholesterinspiegel senken.

Verzicht: Auszeit für Körper und Geist

Zentraler Gedanke ist der bewusste Verzicht, mit dem der Fastende seinen Alltag unterbricht. Fasten soll die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen, reinigen und regenerieren. Der Verzicht muss sich nicht auf Lebensmittel beziehen: Der Fastende kann beispielsweise auch auf Fleisch, Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten für eine gewisse Zeit verzichten, aber auch auf Fernsehen oder das Smartphone. Außerdem wichtig: Zum richtigen Fasten gehören viel Bewegung, Entspannung und ausreichend Trinken.

Heilfasten nach Buchinger

Sauerkrautsaft unterstützt die Stuhlentleerung während des Fastens.

Eine besondere Form des Fastens ist das Heilfasten, eine der ältesten Naturheilmethoden der Welt. Der Fastende nimmt für einen bestimmten Zeitraum, der einige Tage oder vier Wochen betragen kann, keine feste Nahrung zu sich. Fasten soll dem Körper helfen, sich selbst zu „entgiften“ und so gesundheitliche Probleme zu lindern und chronischen Krankheiten vorzubeugen. Nachweislich gehen während des Fastens entzündliche Prozesse im Körper zurück, die Blutwerte verbessern sich und der Cholesterinspiegel sinkt. Eine der bekanntesten Methoden ist die klassische Heilfastenkur nach Buchinger, die auf den deutschen Arzt und Naturheilkundler Otto Buchinger zurückgeht.

Fasten unter ärztlicher Aufsicht

In Zusammenarbeit mit A Kompetenter Fastenarzt der fastende lernt auch, ein neues verantwortungsbewusstsein für seinen körper zu entwickeln und sich in zukunft gesünder zu ernähren. Wer nicht ambulant fasten möchte, kann in spezialisierte Kliniken gehen. Vorteile dort: Der Patient wird ständig von einem Arzt begleitet, lässt seinen Alltag hinter sich und kann sich ganz auf sich konzentrieren. Der Aufenthalt in einer solchen Klinik dauert bis zu vier Wochen – inklusive der Zeit, in der sich die Patienten wieder an ihre normale Ernährung gewöhnen. Menschen mit chronischen Erkrankungen sollten nur unter ärztlicher Aufsicht fasten.

Bewegung hilft Muskelabbau vorzubeugen

Kräutertee in einer Teetasse aus Glas.  © fotolia Foto: Joshua Resnick

Eine Grundregel des Fastens lautet: Viel und regelmäßig trinken – zum Beispiel Tee.

Heilfasten ist keine Nulldiät: Die Nahrungsaufnahme wird nur bewusst unter das erforderliche Maß reduziert. Der Körper wird weiterhin mit ausreichend Flüssigkeit (Wasser, Tee, Saft, Brühe), wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt. Das ganzheitliche Konzept geht weit über eine Ernährungsumstellung hinaus. Zur Therapie gehören auch Entspannungsübungen und viel Bewegung. Fachkliniken begleiten die Kur mit Aktivitäten wie Wandern, Radfahren und Schwimmen. Bewegung ist während des Fastens besonders wichtig, da der Körper während des Fastens Protein aus den Muskeln reißt, was zu einem Muskelabbau führt.

Fasten und mögliche Nebenwirkungen

Auch als Methode zum Abnehmen ist Fasten wieder im Trend, denn es schärft die Wahrnehmung für Hunger, Sättigung und Appetit. Innerhalb der ersten drei Tage passt sich der Körper an und zehrt dann von seinen Reserven – Fett wird abgebaut. Dies kann zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, niedrigem Blutdruck, Hautreaktionen, Schlafstörungen oder schlechter Laune führen. Nach dieser Phase herrscht bei vielen Fastenden Hochstimmung: Der Körper schüttet verschiedene Botenstoffe und Hormone aus und es kommt zur sogenannten Fasten-Euphorie.

Intervallfasten: Gesund abnehmen ohne Jojo-Effekt

Allerdings ist mehrtägiges Fasten nicht besonders gut zum Abnehmen geeignet, sondern sogenanntes Intervallfasten, bei dem man nur stunden- oder tagelang fastet. Vorteil: Der Stoffwechsel bleibt unverändert, der Körper baut keine Muskeln ab, der gefürchtete Jo-Jo-Effekt tritt nicht auf. Denn nach Crash-Diäten ist das alte Gewicht meist schnell wieder erreicht oder sogar überschritten. Intermittierendes Fasten hingegen verbessert auch den Zucker- und Fettstoffwechsel des Körpers.

Nach dem Fasten: Was essen an den Aufbautagen?

Am Ende der Fastenzeit sind die Montagetage. Sie erfordern besondere Disziplin, denn der Fastende sollte langsam wieder mit dem Essen beginnen. Idealerweise markieren die Aufbautage den Übergang zu einer Ernährungsumstellung und einem neuen, gesünderen Lebensstil. Dazu gehört eine vollwertige Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, Achtsames Essen und Bewegung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat eine Richtlinie herrausgebracht.

Richtig fasten – Tipps für eine gesunde Kur:

  • Konsultieren Sie einen Arzt, bevor Sie mit dem Fasten beginnen, um sicherzustellen, dass medizinisch nichts dagegen spricht.
  • Trinken Sie täglich mindestens drei Liter Flüssigkeit, am besten Wasser, Kräutertees, Frucht- und Gemüsesäfte oder Gemüsebrühe.
  • Vermeiden Sie schädliche Lebensmittel wie Alkohol, Nikotin und Süßigkeiten, am besten in der Zeit vor und nach der Fastenkur.
  • Wechseln Sie körperliche Aktivität mit Bettruhe und Entspannung ab.
  • Entleeren Sie den Darm zu Beginn der Fastenzeit mit Kochsalzlösung – danach alle zwei Tage mit Glaubersalz, Sauerkrautsaft oder Einläufen. Entleeren reduziert das Hungergefühl.
  • Kranke, Menschen über 65 Jahre, Kinder unter 16 Jahren, Schwangere, Stillende und Untergewichtige sollten nicht fasten: Der Angriff auf ihre Energiereserven kann für sie gefährlich werden.

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Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungsdokumentation | 14.02.2022 | 9.00

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