FFP2-Masken werden eingehalten: Berliner Hochschulen kehren zurück zum Präsenz-Wissen

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FFP2-Masken werden eingehalten: Berliner Hochschulen kehren zurück zum Präsenz-Wissen

Vier Semester lang haben die Berliner Hochschulen überwiegend digital gelehrt – jetzt geht es zurück auf den Campus. Das gaben FU, HU, TU und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HTW) auf Anfrage des Tagesspiegels für das Sommersemester bekannt.

Auch der Pandemiestab der Hochschulen hat sich mit der Staatssekretärin für Wissenschaft auf die entsprechenden Eckpunkte verständigt. „Wir halten an unserer Linie fest: Wir wollen das Sommersemester persönlich gestalten“, sagt Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität, der derzeit für die Landesrektorenkonferenz spricht.

Fahrplan wie bisher

Von allen Institutionen heißt es, dass der Stundenplan praktisch so aussehen wird wie bisher – aber vielerorts sollen auch die während der Pandemie geübten digitalen Inhalte in die Lehrveranstaltungen integriert werden. „Denn natürlich wird es auch Studierende und Lehrende geben, die nicht anwesend sein können“, sagt Christian Schröder, Vizepräsident für Studium und Lehre der Technischen Universität – egal ob diese Personen Risikopatienten sind oder in Quarantäne bleiben müssen.

Das Tragen von FFP2-Masken in geschlossenen Räumen sollte eingehalten werden. Das sieht auch das Eckpunktepapier für das Sommersemester vor, das gemeinsam mit Staatssekretär Armaghan Naghipour erarbeitet und an diesem Donnerstag veröffentlicht wurde. „In Lehrveranstaltungen in Gebäuden sowie in Verkehrsflächen und auf Fluren sollte immer eine FFP2-Maske getragen werden“, heißt es dort. Je nach Situation vor Ort könnten die Universitäten auch das Tragen einer FFP2-Maske verpflichtend machen.

Maskenpflicht – rechtlich schwierig

Rechtlich könnte das nicht einfach sein: Das Infektionsschutzgesetz sieht keine Maskenpflicht an Hochschulen vor. Es ist zu hören, dass dies über das Hausrecht oder das Arbeitsschutzgesetz durchgesetzt werden kann. Außenminister Naghipour sagte, dass die Zusammenführung von Wissenschaft und Gesundheitsschutz „in der aktuellen Pandemieentwicklung eine Herausforderung bleibt“.

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Er rechne nicht mit Beschwerden, sagt FU-Präsident Ziegler. „Ich bin erstaunt, wie vernünftig unsere Schüler sind.“ Das Tragen einer Maske halte er persönlich auch nicht für eine Grundrechtseinschränkung: „Wir sollten sie nicht zu hoch hängen.“

Carsten Busch, Präsident der Hochschule für Technik (HTW), sagt: „Wir wollen präsent sein, dann werden wir dafür die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen treffen.“ An den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, darunter auch der HTW, beginnt an diesem Freitag das Sommersemester. „Ich werde vor 1.000 Studenten stehen und sie live begrüßen“, sagt Busch – „aber draußen.“

Die Infektion wird engmaschig überwacht

Dennoch werde das Infektionsgeschehen nach Angaben aller Hochschulen genau beobachtet. „Alles dreht sich um die Frage: Wie entwickelt sich das?“ sagt TU-Vize Schröder. HTW-Präsident Busch verweist auf ein internes Überwachungssystem, das ihn täglich über an die HTW gemeldete Infektionen informiert. „Wenn die Zahlen besorgniserregend sind, ziehen wir die Reißleine.“

Neben der Maskenpflicht appelliert das Eckpunktepapier an Studierende, Lehrende, Forschende und Beschäftigte, „weiterhin gemeinsam und verantwortungsvoll auf den Gesundheitsschutz zu achten“. Dazu gehören auch freiwillige Maßnahmen wie die Einhaltung der 3G-Regeln auf dem Campus und die Nutzung von Testangeboten. HTW-Präsident Busch sagt, seine Hochschule fordere alle auf, Verantwortung für die Einhaltung der 3G-Kriterien zu übernehmen, da eine institutionelle Kontrolle nicht als rechtlich durchsetzbar erachtet werde.

An der TU soll – wie auch an den anderen Universitäten – die digitale Lehre in Präsenzveranstaltungen integriert werden.Foto: Daniel Naupold/dpa

Auch die TU Berlin hält an ihrer Lehrplanplanung fest, in der Hörsäle mit halber Bestuhlung belegt sind, also mit bis zu 600 Personen im größten Raum. Werde Berlin Im Falle einer Ausrufung des Corona-Hotspots wären beispielsweise schnell einzuführende 3G-Kontrollen und die Ausgabe von Impfplaketten geplant.

Dem widerspricht die FU bei der Belegung der Räume weitgehend aus dem Normalbetrieb, Auch die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen könne bei Bedarf je nach Standort in den Räumen begrenzt werden, sagt Präsident Ziegler.

Digitale Inhalte sollen die Lehre ergänzen

Wie wird die Unterrichtsstruktur aussehen? Alle Präsidenten haben wiederholt bekräftigt, dass es kein Zurück in die Vor-Corona-Zeit geben wird. Ist das jetzt immer noch so?

Ja, TU-Vize Schröder kündigt an: „Wir haben viel gelernt, wir werden viel nutzen, um die Präsenzlehre zu unterstützen.“ Große Vorträge sollen weiterhin parallel für diejenigen gestreamt werden, die nicht dabei sein können – oder es werden Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt. „Die Videos wurden mit großem Aufwand produziert.“

Wenn es zu einer Vorlesung mehrere begleitende Tutorien gibt, will die TU mindestens eine davon digital anbieten. Die Formate würden von den einzelnen Fächern und den Lehrkräften abhängen. Sollte sich die Corona-Situation verschärfen, böte dies auch die Möglichkeit, den Präsenzunterricht schrittweise zu reduzieren. Ein Seminar könnte etwa halbiert werden, wobei die Hälfte der Studierenden von zu Hause aus teilnehmen würde.

Einige Vorträge werden live übertragen

„Die digitale Lehre hat große Fortschritte gemacht“, sagt FU-Präsident Ziegler. An der FU entscheiden die Fachbereiche selbst, wie hybride Studiengänge gestaltet werden. Als mögliches Beispiel nennt Ziegler ein Seminar, bei dem ein Kollege aus Berkeley zugeschaltet statt eingeflogen wird, „was auch finanziell und ökologisch der Wahnsinn wäre“.

HTW-Präsident Busch sagt, es gebe keine Lehrkraft mehr, die nicht Unterlagen digital aufbereite und zur Verfügung stelle. Weit über zehn Prozent der Veranstaltungen sollen live übertragen werden.