G7-Gipfel gewinnt an Bedeutung: „Mammutaufgabe“ für die Region

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Erste Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger zum G7-Gipfel – Joachim Herrmann (CSU) spricht bei einer ersten Informationsveranstaltung zum G7-Gipfel. – © Foto: Uwe Lein/dpa

Barack Obama bei einem Glas Weißbier unter weiß-blauem Himmel und im Einklang mit Angela Merkel auf einer Bank vor der Bergidylle: Die Bilder vom G7-Gipfel in Elmau gingen 2015 um die Welt – und sie werden es jetzt wieder gezaubert. Im Juni soll das Treffen wieder nach Elmau kommen.

Damals habe alles sehr gut funktioniert, sagte der stellvertretende Leiter des Bundespresseamtes, Johannes Dimroth, am Sonntag in Krün. Er erwarte, „dass wir wieder weltweit einen großen Eindruck machen werden“. Die Situation ist jedoch allen klar, hat sich seitdem und vor allem in den letzten Tagen dramatisch verändert.

Dimroth sagte bei der Informationsveranstaltung in der Region, dass der rechtswidrige Angriff auf die Ukraine auch inhaltliche Auswirkungen auf den Prozess haben werde. Der Austausch mit internationalen Partnern ist vielleicht wichtiger denn je. Es geht auch um einen gemeinsamen Umgang mit den Themen Nachhaltigkeit, Vorsorge für ein gesundes Leben und wirtschaftliche Stabilität in einer gerechten Welt. Auch außenpolitisch will die neue Bundesregierung einen „Fußabdruck“ auf dem Gipfel hinterlassen.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, gerade „in diesen äußerst schwierigen Zeiten“ sei es wichtig, dass sich die Staats- und Regierungschefs persönlich treffen und diskutieren können, um eine friedliche Entwicklung in der Welt voranzutreiben.

Krüns Oberbürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU) sagte, es sei „nicht irgendein Gipfel“, sondern „der vielleicht wichtigste“ bisher. Es ist eine große Ehre, aber auch eine große Herausforderung. Der Garmischer Landrat Anton Speer (Freie Wähler) rief zur Unterstützung auf – es sei eine „Mammutaufgabe“. Vor sieben Jahren gab es keine Corona-Pandemie und keine Flüchtlingskrise, jetzt sind Klimaaktivisten aktiver und die Vorbereitungszeit ist kurz.

Der G7-Gipfel unter Vorsitz von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) findet vom 26. bis 28. Juni statt. Was von Demonstrationen zu erwarten sei, sei noch unklar, sagte Manfred Hauser, Polizeipräsident von Oberbayern Süd. Er geht von einem Polizeieinsatz in der Größenordnung von 2015 aus. Damals waren knapp 20.000 Beamte im Einsatz.

Die Stimmung unter den Einheimischen ist geteilt. Hoteliers und andere Vermieter von Gästebetten melden fantastische Buchungszahlen. Noch bevor der Gipfelort offiziell bekannt wurde, hatten verschiedene Organisationen groß angelegte Reservierungen vorgenommen – für ein „Sommer-Event“; der Gipfelplan war noch geheim.

Mittlerweile ist für die Zeit rund um den Gipfel fast kein Bett mehr frei. Allein für die Polizei sind rund 17.000 Plätze reserviert, auch Delegationsmitglieder und Tausende Journalisten werden erwartet. Vor allem Vermieter rund um Krün freuen sich auf den Gipfel – für sie blieben die Einschränkungen 2015 gering.

Weniger begeistert sind dagegen viele Einwohner in Garmisch-Partenkirchen. Rad- und Wanderwege sind teilweise gesperrt. Damals gab es noch keine Busse und Geldautomaten gaben kein Geld aus. Es gab viele Kontrollen. Es werde wieder Einschränkungen geben, auch wenn man versuche, diese gering zu halten, sagte Herrmann. Geschäftsleute rechnen mit Umsatzeinbußen. Die Vorsitzende des Werbeverbandes Garmischer Zentrum, Michaela Nelhiebel, berichtet von Einbußen von 25 bis 49 Prozent im Jahr 2015 – und fordert staatliche Hilfen.

Auch bei anderen Veranstaltungen wie der Sicherheitskonferenz in München habe das Geschäft Einbußen erlitten, sagte Herrmann. „Das will ich nicht wegwischen“, sagte der Minister. Aber: „Niemand hat je daran gedacht, dass der Freistaat das ersetzen müsste.“ Aber die Frage wird nochmal geprüft.

Diesmal soll es eine Versicherung gegen mögliche Schäden an Geschäften und Häusern geben, etwa durch Demonstranten. Es werde auch eine Richtlinie zur Entschädigung geben, sagte Herrmann. „Sie können sicher sein, dass der Schutz mindestens so gut sein wird wie beim letzten Mal.“

Ein Einheimischer macht sich Sorgen um seine Hochzeit im Juni. Wegen ausgebuchter Hotels hatte er die Hochzeitsgesellschaft jenseits der Grenze in Österreich untergebracht. Er will vom Innenminister wissen, ob die Gäste einreisen könnten. Herrmann riet, keinen Sprengstoff und keinen Baseballschläger im Gepäck zu haben. „Wenn du nur Porzellan für deinen Junggesellenabschied hast, ist das kein Problem.“

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