Geschichte: Neues Wahrzeichen für Hamburg – der Bunker wird grün – Unterhaltung

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Geschichte: Neues Wahrzeichen für Hamburg – der Bunker wird grün – Unterhaltung

Auch im Inneren des terrassenförmigen Anbaus geht es voran. Dort entsteht derzeit eine Halle, die nach dem Widerstandskämpfer und Hitler-Attentäter Georg Elser benannt ist. Es bietet Platz für bis zu 2200 Personen. Tagsüber wird es für den Schulsport genutzt, abends und am Wochenende sind kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen geplant. Hinzu kommen ein Hotel mit 136 Zimmern, Räume für Kunst und Kultur sowie eine Bar und ein Restaurant.

Von Zwangsarbeitern gebaut

Die Bunkeranlage sollte ursprünglich Hamburg im Zweiten Weltkrieg vor alliierten Bombern schützen. „Aufgrund mehrerer Luftangriffe auf Berlin und andere norddeutsche Städte geriet die NS-Führung ab Herbst 1940 in eine gewisse Panik“, erklärt Christoph Strupp von der Hamburger Forschungsstelle für Zeitgeschichte. Deshalb wurden neben unzähligen kleineren Bunkern in Berlin, Wien und Hamburg acht solcher Flaktürme errichtet. Der Bunker an der Feldstraße wurde ab April 1942 mit Zwangsarbeitern errichtet. Nach rund 300 Tagen war die Anlage mit einer Grundfläche von 75 mal 75 Metern und einer Höhe von 38 Metern einsatzbereit.

Der Bunker habe große Bomberflotten nicht abwehren können, sagt Strupp. Sie diente aber auch dem Schutz der Bevölkerung. „Der Turm war für 18.000 Menschen ausgelegt. Aber noch mehr Menschen suchten dort Schutz, als es Fliegeralarm gab.“ Der Bunker erfüllte auch eine psychologische Funktion: „Er erinnert an mittelalterliche Befestigungsanlagen – und das war auch so gewollt. Die Nazis wollten der Bevölkerung das Gefühl geben, selbst schwerste Luftangriffe überleben zu können.“

Nach dem Krieg wurden im Bunker an der Feldstraße Wohnungen, Firmen und Lagerräume untergebracht – eine Entwicklung, die bis heute andauert. Zu den heutigen Mietern zählen ein Musikclub und zahlreiche Medienunternehmen.

Für viele Akteure ist die Aufstockung ein landschaftsarchitektonisches und städtebauliches Vorzeigeprojekt. Doch es gibt auch kritische Stimmen aus Politik und Gesellschaft: Die Gegner bemängeln, dass der Grünbunkerbau der reinen Veranstaltung und Kommerzialisierung eines Ortes mit dunkler Geschichte diene. Zudem hatten sich Bestandsmieter öffentlich über die Arbeiten beschwert. Auch gegen die Baugenehmigung war geklagt worden – allerdings ohne Erfolg.

Kritiker auf der Tagesordnung

Historiker Strupp befürchtet, dass der Denkmalcharakter der Anlage verloren geht. „Natürlich ist der Komplex deprimierend. Allein die monumentale Größe erlaubt es, eine ganz andere Verbindung zum Zweiten Weltkrieg herzustellen“, sagt er. Und das wird von den Strukturen in Frage gestellt.

Urte Ußling vom Verein Hilldegarden sieht darin keinen Widerspruch. Sie weist darauf hin: „Ist es nicht etwas zutiefst Beruhigendes, eine grüne Struktur und ihre gärtnerische Nutzung hinzuzufügen?“ Der Denkmalcharakter des Bunkers wird durch das Projekt nur noch betont. Der Verein aus der unmittelbaren Umgebung verantwortet auch die Gedenk- und Informationsstätte, die die Geschichte des Bunkers, das Schicksal der Zwangsarbeiter und den Bombenkrieg in Hamburg aufklären soll.

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