Geschichte – Seitenroda:Der letzte Wehrturm der Leuchtenburg ist freigelegt
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Seitenroda (dpa/d) – Auf der Leuchtenburg bei Kahla ist seit Donnerstag der letzte von vier vor rund 550 Jahren errichteten Wehrtürmen freigelegt. Wie die Leuchtenburg-Stiftung mitteilte, soll ein Saugbagger zunächst die Glücksscherben aus den Anfängen der Leuchtenburger Porzellanwelt aus dem sogenannten Schleierturm entfernen. Anschließend werden rund 150 Jahre alter Schutt abtransportiert, bevor mit den archäologischen Arbeiten begonnen werden kann.
Der etwa zehn Meter hohe Turm unterscheidet sich von den anderen Türmen der Festungsanlage. Es hat die Form einer Träne und ist von massivem Mauerwerk umgeben. Laut Bauforscher Benjamin Rudolph, der die Anlage von 2012 bis 2015 untersuchte, war sie der einzige Turm, der vom gegenüberliegenden Berg von Artillerie getroffen werden konnte. „Die Wandverstärkung bot zusätzlichen Schutz und konnte angreifende Kugeln abwehren.“
Den Angaben zufolge diente der Schleierturm zuvor unter anderem als Gefängnis und verdankt seinen Namen dem ehemaligen Häftling Hans Schleier, der dort 1535 wegen Täuferung – also einer anderen Auslegung der vorherrschenden Religionslehre – inhaftiert war. Auch der berühmte Theologe Philipp Melanchthon kam auf die Leuchtenburg, um die Glaubensfrage zu klären. Sein Vernehmungsprotokoll führte schließlich zum Freispruch Schleiers.
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