Geschlechterrollen aufbrechen: Männer aus der Region stellen sich unbequeme Fragen

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Geschlechterrollen aufbrechen: Männer aus der Region stellen sich unbequeme Fragen

Frauenprojektleiterin Katharina Rust (rechts) und Maren Haag bereiten die Fragen für ihr Interview mit Prof. Oliver Lenzen vor. Foto: privat Foto: privat

Was haben Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel, der Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung Reinhold Geilsdörfer, der Rektor der Hochschule Heilbronn Oliver Lenzen und Moderator Sascha Straub gemeinsam? Sie alle sind erfolgreiche Männer aus der Region. Und: Teil einer Interviewreihe, die das Karriereentwicklungsprogramm Woment und das Frauennetzwerk Gebietsleitung Heilbronn zum Leben erweckt haben. Den Ball nahm das Team um Woment-Projektleiterin Katharina Rust bei der Unternehmerin Frnzi Khne auf, die ihr Buch „Was Männer nie gefragt werden – ich frage trotzdem“ im November 2021 bei einer Online-Veranstaltung in Heilbronn vorstellte. Es enthält mehr als 20 Interviews mit gut -bekannte Männer wie Axel Bosse oder Gregor Gysi.

Das Besondere daran: Khne drehte den Spieß um und stellte den Männern Fragen, die sonst nur ihr oder Geschäftsfrauen im Allgemeinen gestellt werden: über das Aussehen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder wie man sich eigentlich in reinen Männerkreisen am besten behauptet.

„Das sind nicht die Art von Fragen, mit denen ich normalerweise ein Gespräch beginne“

Die Frauen um Katharina Rust ziehen ein durchweg positives Zwischenfazit zu ihren bisher veröffentlichten Interviews mit erfolgreichen Männern aus der Region Heilbronn. Auch wenn es ihnen nicht immer leicht fiel, Fragen wie „Nach welchen Attributen wählst du deine Kleidung aus?“ zustellen. „Mit solchen Fragen beginne ich normalerweise kein Gespräch“, sagt Sandra Büchele, Gleichstellungsbeauftragte bei der Agentur für Arbeit Heilbronn. „Es war ein großer Schritt, sie zu fragen.“

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Katharina Rust sieht das ähnlich. „Ich war froh, dass wir zu zweit im Vorstellungsgespräch waren. Das gab mir die Sicherheit, unangenehmen Fragen nicht aus dem Weg zu gehen.“ Die Woment-Projektleiterin interviewte Oliver Lenzen, Rektor der Hochschule Heilbronn, mit Maren Haag, Beraterin des Führungsfrauen-Netzwerks. Es hat auch geholfen, das Gespräch im Nachhinein zu zweit zu reflektieren und zu Papier zu bringen. Es sei ihr wichtig gewesen, die Fragen wertschätzend und nicht vorwurfsvoll zu stellen, sagt sie.

Männer gelten als nachdenklich

Rust gefiel, dass die Männer sehr reflektiert und authentisch an ihre Anfänge zurückdachten. Einige gaben zu, dass sie nicht die wären, die sie heute sind, wenn sie nicht eine Frau gehabt hätten, die zu Hause geblieben wäre und sich um die Kinder gekümmert hätte, nennt Rust als Beispiel.

Die Interviews hätten dazu geführt, den Mann auf einer ganz anderen, menschlicheren Ebene anzusprechen, zieht auch Maren Haag ein positives Zwischenfazit. „Wir sprechen selten mit Männern über Geschlechterrollen.“ Die Organisatoren waren überrascht, dass sich die Männer weniger als Vorbilder, sondern eher als Mentoren oder Unterstützer sehen. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Wunsch, ein Vorbild für andere zu sein, eher mit Frauen assoziiert wird. Sonst wären die Männer eloquent und schlagfertig gewesen. Eine Erkenntnis, die Maren Haag aus den Interviews mitnimmt, ist, dass nicht jeder in die Stiefel der Männlichkeit passt, die ihm die Gesellschaft auferlegt. „Geschlechterrollen eng.“

Wurde sogar mit geschlechtsspezifischen Fragen konfrontiert

Die Organisatoren selbst wurden oft mit geschlechtsspezifischen Themen konfrontiert, wie sie sagen. Zum Beispiel bei der Frage, ob sie trotz Kinder Vollzeit arbeiten oder wer sich um ihren Nachwuchs kümmert, während sie im Büro sind. Frauen-Mentorin und Unternehmensberaterin Jessica Nagel wurde bereits gefragt, ob ihr Freund nichts dagegen habe, wenn sie Karriere macht. Und wenn sie langsam keine Kinder haben will.

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Die 26-Jährige schreibt derzeit ihre Doktorarbeit. Sie stellt klar, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht an eine mögliche Familienplanung denke. Für die Zukunft wünschen sich die Organisatoren ein Umdenken und „dass wir künftig über Diversität sprechen, ohne Angst zu haben, in Schubladen gesteckt zu werden“, sagt Woment-Projektleiterin Katharina Rust. Die Gleichstellung der Geschlechter ist kein Frauenthema, obwohl sie oft als solches deklariert wird.

Mehr erfahren

Bis Mai werden regelmäßig neue Interviews mit Unternehmern aus der Region veröffentlicht. Die Interviews finden Sie unter Wissensstadt.hn


Weitere Gespräche

Die Frauen um Woment Projektleiterin Katharina Rust haben bereits Interviews mit Reinhold Geilsdörfer (Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung), Harry Mergel (Bürgermeister Heilbronn), Oliver Lenzen (Rektor der Hochschule Heilbronn) und Sascha Straub (Moderator und Kabarettist) geführt. . Gespräche mit Sebastian Heymann (Handballer der Bundesliga) und Thomas Bornheim (Geschäftsführer 42 Heilbronn) stehen noch aus.