Gesundheit – Abgeordnete plädieren für Impfpflicht ab 50 – Gesundheit

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Gesundheit – Abgeordnete plädieren für Impfpflicht ab 50 – Gesundheit

Berlin (dpa) – Mit dem Gesetzentwurf zur möglichen Einführung einer Impfpflicht ab 50 Jahren liegt die dritte formulierte Position einer Abgeordnetengruppe zu dem umstrittenen Thema vor.

Nach Ansicht der Gruppe um den FDP-Abgeordneten Andreas Ullmann sollen alle noch nicht geimpften oder genesenen Menschen über 18 Jahren eine Beratungspflicht erhalten. Dann soll eine Impfung für Menschen über 50 eingeführt werden – allerdings nur „vorbehaltlich einer Lagebeurteilung im Herbst 2022“, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Entwurf.

Der Entwurf soll im Bundestag diskutiert werden, ebenso ein Entwurf für eine Impfpflicht ab 18 Jahren und ein Antrag gegen eine Impfpflicht ohne Parteidruck. Auch die Unionsfraktion hatte einen eigenen Antrag gestellt, der zunächst nur ein Impfregister und dann je nach Pandemielage einen Stufenplan mit einer möglichen Impfpflicht für bestimmte Gruppen vorsieht.

Entscheidung vor Ostern?

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hatte sich am Vortag einer Entscheidung vor Ostern sicher gezeigt. Im Januar sagte Mützenich, der Prozess werde im März abgeschlossen. Beobachter bezweifeln, dass einer der Anträge eine Mehrheit erhält. Bundeskanzler Olaf Scholz und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD) sprechen sich für eine generelle Impfung aus. Hintergrund ist, dass damit eine neue Corona-Welle im Herbst verhindert werden soll.

Der Entwurf der Ullmann-Gruppe sieht vor, dass alle Erwachsenen von ihren Krankenkassen über Beratungs- und Impfmöglichkeiten informiert werden. „Bis zum 15. September 2022 müssen diese Personen entweder einen Impf- oder Genesungsnachweis oder einen Nachweis über eine ärztliche Impfberatung vorlegen“, heißt es in dem Entwurf. Ebenfalls ab dem 15. September soll der Bundestag vorschreiben können, dass Personen über 50 einen Impf- oder Genesungsnachweis haben müssen.

Mehrere Mitunterzeichner betonten ihre Expertise in Gesundheitsberufen und ihre Herkunft aus Ländern mit vielen Impfgegnern oder -skeptikern. Die Abgeordnete Paula Piechotta (Grüne) sagte, man habe im Hinterkopf, dass eine Impfpflicht auch in Regionen mit niedrigen Durchimpfungsraten machbar sein solle.

„Gründlichkeit vor Schnelligkeit“

Ullmann verteidigte die etwas spätere Vorlage des Entwurfs im Vergleich zum Entwurf zur Impfpflicht ab 18. Dieser wurde am Freitag vorgestellt. Das Bundesgesundheitsministerium habe frühzeitig kooperiert, es habe keine Verzögerungen gegeben, aber Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit, sagte der FDP-Politiker.

Die Gruppe Impfpflicht ab 18 Jahren will zudem, dass die Krankenkassen zunächst alle Erwachsenen über Beratung und Impfmöglichkeiten informieren. Wer noch nicht geimpft ist, soll ihrer Meinung nach drei Impfungen brauchen oder sich angesteckt haben. „Wer am 1. Oktober nicht vollständig geimpft ist, muss mit einem Bußgeld rechnen“, heißt es in ihrem Entwurf.

In einem ebenfalls vorliegenden Antrag gegen die Impfpflicht von Abgeordneten um Wolfgang Kubicki (FDP) heißt es dagegen, der Bundestag solle festlegen, „dass es keine generelle Impfpflicht gegen SARS-CoV-2 geben wird der Bundesrepublik Deutschland“.

Gleichzeitig wollen diese Parlamentarier an die Bevölkerung appellieren, „dass möglichst viele Menschen sich weiterhin bestmöglich vor COVID-19 schützen, indem sie die empfohlenen Angebote einer Corona-Impfung wahrnehmen“. Der FDP-Abgeordnete Konstantin Kuhle, der der Ullmann-Gruppe angehört, betonte deshalb, man habe der Kubicki-Gruppe die Hand ausgestreckt. Die Kolleginnen und Kollegen sollten noch einmal überlegen, ob sie die Impfpflicht ab 50 Jahren mit Vorbehalten mittragen könnten.

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