Bremen/Oldenburg (dpa/ln) – Leere Betten und verwaiste Gästezimmer: Die längere Absage von Klassenfahrten wegen der Corona-Pandemie trifft die Jugendherbergen in Niedersachsen. Viele Schulen hatten vor allem für März Klassenfahrten gebucht, und zwar in „viel größerem Umfang“ als vor der Pandemie, wie der Landesverband Unterweser-Ems des Deutschen Jugendherbergswerks auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Nach einer entsprechenden Anordnung der Landesregierung, die das mehrtägige Verbot von Klassenfahrten von Januar bis zu den Osterferien im April verlängerte, mussten diese Fahrten nun abgesagt werden. Nach Angaben des Verbandes werden rund 20.000 Übernachtungen wegfallen.
Aus Sicht der Jugendherbergen ist ein generelles Verbot unnötig, da die Hotels ihre Stornobedingungen bereits an die Pandemiesituation angepasst haben. Demnach könnten Schulen Corona-bedingt flexibel auf eine Infektion reagieren und Klassenfahrten bis zum Anreisetag kostenfrei stornieren. „Wir haben daher kein Verständnis für das längerfristige Verbot von Klassenfahrten bis Ostern“, sagte Geschäftsführer Thorsten Richter.
Die Gesundheit von Schülern und Lehrern habe ohne Zweifel oberste Priorität, sagte Richter. Er habe daher Verständnis dafür, dass derzeit keine Klassenfahrten stattfinden können. Richter mahnte aber auch, Schulausflüge als Orte des außerschulischen Lernens und der Kompetenzentwicklung sollten jungen Menschen nicht unnötig lange vorenthalten werden. „Wir hören von Lehrern, Eltern und Schülern, wie wichtig nach zwei Jahren Corona-Pandemie gemeinsame Reisen für das Sozialgefüge einer Klasse sind“, sagte Richter.
Angesichts steigender Infektionszahlen durch die Omicron-Variante des Coronavirus hatte das Bildungsministerium eine Verlängerung des Verbots mehrtägiger Klassenfahrten angeordnet. Demnach umfasst das Verbot nicht mehr nur Reisen bis zum 31. Januar, sondern bis zum Beginn der Osterferien am 4. April. Eintägige Klassenfahrten seien hingegen weiterhin möglich, wenn nach Abwägung der Schule der pädagogische Nutzen das Risiko aus dem aktuellen Infektionsgeschehen überwiege, teilte das Ministerium mit.
Fast alle 27 Jugendherbergen im Nordwesten Niedersachsens sind nach Verbandsangaben von der Stornierungswelle betroffen. Da Schulreisen eher langfristig gebucht werden, besteht wenig Hoffnung auf Ersatzbuchungen, etwa aus anderen Bundesländern. Auch die anderen regionalen Jugendherbergsverbände in Hannover (23 Jugendherbergen) und Nordmark (4 Jugendherbergen) in Niedersachsen seien von dem Verbot betroffen, hieß es.
Die Herbergen blicken daher mit Ungewissheit auf das Jahr 2022. Obwohl der Vorverkauf gut ist, hat die Pandemie zuletzt gezeigt, wie schnell sich Entwicklungen wieder ändern können. „Wir appellieren eindringlich an die Landesregierung, keine weiteren längerfristigen Verbote zu erlassen, Klassenfahrten so früh wie möglich wieder zuzulassen und damit die gesellschaftliche Bedeutung von Klassenfahrten zu unterstreichen“, sagte Thorsten Richter.
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