Gesundheit – Bundesregierung gegen „vorzeitige“ Lockerungen von Corona – Gesundheit

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Gesundheit – Bundesregierung gegen „vorzeitige“ Lockerungen von Corona – Gesundheit

Berlin (dpa) – Die Bundesregierung sieht derzeit keinen Anlass, die Corona-Maßnahmen zu lockern.

„Sobald wir das Gefühl haben, dass wir uns verantwortungsvoll entspannen können, werden diese Bundesregierung, alle Landesregierungen genau diesen Schritt gehen“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Im Moment sei es „noch etwas verfrüht“, diesen Schritt zu gehen. Man ist noch in der Phase, in der es mit den Zahlen bergauf geht, täglich gibt es neue Rekordwerte. Der Höhepunkt der Welle ist noch nicht erreicht. „Und insofern warne ich im Moment davor, zu früh zu glauben, dass es schon vorbei ist“, sagte Hebestreit.

Auch der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen warnt vor zu schnellen Lockerungen. „Es gibt keinen Anlass für kurzfristige Öffnungsmaßnahmen“, sagte der Bundestagsabgeordnete. „Wir sind noch nicht über dem Hügel.“ Die Hospitalisierungsrate steigt nun wieder, es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Sollte sich die Situation verschärfen, wäre es besser, über eine Ausweitung bestehender Schutzmaßnahmen wie 2G Plus-Regeln nachzudenken.

lockern oder nicht?

Auch die nächsten Corona-Krisenberatungen von Scholz und den Ministerpräsidenten der Länder sind für den 16. Februar geplant. Dort soll laut FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner „unter welchen Auflagen, mit welchen Zwischenschritten“ und wie das besprochen werden Land kann neu gestartet werden. Lindner begründete dies am Montag im Fernsehsender „Welt“ damit, dass Branchen wie Kultur und Events eine Vorlaufzeit benötigten, bevor sie ihre Geschäfte wieder aufnehmen könnten.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich zuvor im ARD-„Bericht aus Berlin“ dafür ausgesprochen, bis zur nächsten Ministerpräsidentenkonferenz zu warten, aber für die Zeit danach zu planen. Söder nannte mehr Zuschauer bei Sport- und Kulturveranstaltungen und „mehr Möglichkeiten“ im Bereich Gastronomie oder Messen.

„Wir müssen uns noch gedulden“, sagte CDU-Chef Friedrich Merz in Berlin. „Für Lockerungen ist es meiner Meinung nach heute noch zu früh. Aber das kann in zwei bis drei Wochen anders sein.“ Der neue CDU-Chef Friedrich Merz ruft die Bevölkerung zu Geduld auf. „Meiner Meinung nach ist es heute noch zu früh, um sich zu entspannen, aber das kann in zwei bis drei Wochen anders sein“, sagte Merz. „Wir müssen noch ein bisschen Geduld haben.“ „Einige Einschränkungen bei persönlichen Kontakten“ und auch bei Großveranstaltungen seien weiterhin notwendig.

Trotz weiter steigender Corona-Infektionszahlen wurden zuletzt Rufe nach einem Konzept zur Aufhebung der Beschränkungen lauter. Entsprechende Äußerungen machten unter anderem führende FDP- und CSU-Politiker. Sie begründeten dies mit dem bisher weniger schweren Krankheitsverlauf in der Omicron-Welle.

Der Anspruch auf einen PCR-Test soll bestehen bleiben

PCR-Tests zum Nachweis einer Corona-Infektion sollen künftig vor allem Personen aus dem Gesundheitswesen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sollte das Recht auf diese qualitativ hochwertigen und genauen Tests für alle bestehen bleiben. Darüber informierte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne nach einer Videoschalte mit ihren Landeskollegen und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Aufgrund der Priorisierung müssten die Menschen gegebenenfalls damit rechnen, dass es etwas länger dauert, bis sie ihre PCR-Testergebnisse erhalten, so Grimm-Benne. Die Priorisierung ist Aufgabe der Labore. Für Sachsen-Anhalt etwa könne die Testkapazität von rund 10.000 PCR-Tests pro Woche auf 20.000 verdoppelt werden, sagte der SPD-Politiker.

Auf eine Rückkehr zum Genesungsstatus in sechs Monaten konnten sich die Gesundheitsminister am Montag nicht einigen. Einen Antrag Bayerns auf Verlängerung des Genesungsstatus von derzeit drei auf sechs Monate lehnten die Abteilungsleiter ab. Laut Grimm-Benne hatte Lauterbach in der Schalte bestätigt, dass die Verkürzung des genesenen Status auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiere.

Kliniken erwarten mehr Patienten

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte befürwortet eine Debatte über Lockerungen. Bei einer stabilen Lage auf den Intensivstationen könne man unter anderem an einer Perspektivdebatte nicht vorbeikommen, sagte der SPD-Politiker am Morgen im Deutschlandfunk. Diskussionspunkte könnten die 2G-Regulierung im Einzelhandel und die Auslastung von Fußballstadien sein. Für den Einzelhandel hält Bremens Oberbürgermeister eine bundesweite Maskenpflicht statt der 2G-Verordnung für denkbar. 2G gibt an, dass nur geimpfte oder genesene Personen entsprechende Innenbereiche betreten dürfen. „Und wir müssen bei Großveranstaltungen zu einer möglichst einheitlichen Regelung kommen“, sagte Bovenschulte mit Blick auf den Sport.

CSU-Chef Markus Söder sagte am Sonntagabend im „Bericht aus Berlin“ der ARD: „In dieser Omikron-Mauer, die auf uns zukommt, müssen wir auch nach einer Tür suchen, durch die man in eine neue Zeit gehen kann. Also Vorsicht ja. aber auch mit Hoffnung.“ Aufgrund der rasanten Verbreitung der omicron-Variante bereiten sich Kliniken auf zahlreiche neue Patienten vor.

Bund und Länder hatten sich vor einer Woche darauf verständigt, Öffnungsperspektiven für den Moment zu entwickeln, in dem eine Überlastung des Gesundheitssystems ausgeschlossen werden kann.

Experten stehen dem 3G-Prozess kritisch gegenüber

Experten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages bewerten das neue Verfahren zur Feststellung des Corona-Genesungsstatus kritisch. In einem vom AfD-Abgeordneten René Springer in Auftrag gegebenen „Entwurf“ verweisen sie auf mögliche rechtliche Probleme. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.

Das Papier analysiert unter anderem, ob die Frage des Genesungsnachweises überhaupt auf einfache Weise per Verordnung geregelt werden kann, weil bei Corona-Maßnahmen, die an den Genesenen- oder Impfstatus gekoppelt sind, Grundrechte berührt werden. Es wird auf die sogenannte Essentialitätslehre – ein Begriff aus dem Verfassungsrecht – verwiesen, wonach in „Grundlagenbereichen“ ein formelles Gesetz erforderlich ist.

„Die Regelung des Immunitätsnachweises durch Rechtsverordnung ist im Hinblick auf die Anforderungen der Wesentlichkeitslehre kritisch zu sehen“, heißt es in dem Gutachten vom 28. Januar. Kritisiert wird auch, dass die Neuregelung „wesentliche Aspekte“ belasse das Thema Genesungsnachweis an das Robert-Koch-Institut (RKI) und dass die Internetseite des RKI als Informationsquelle für mögliche Änderungen des Status von Genesenen angegeben wird.

Experte: Subtyp könnte Welle verlängern

Experten gehen davon aus, dass auch eine vermutlich noch leichter übertragbare Untervariante von Omicron zu einer Ausweitung der aktuellen Infektionswelle führen könnte. „BA.2 wird sich auch bei uns durchsetzen“, schrieb der Immunologe Carsten Watzl auf Twitter. Dies könnte die Omicron-Welle verlängern. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie verwies auf eine noch nicht extern begutachtete Studie aus Dänemark zum Omicron-Subtyp BA.2.

Laut Studie ist das Infektionsrisiko bei BA.2 mehr als doppelt so hoch wie beim Subtyp BA.1. Dies gilt sowohl innerhalb der Gruppe der Nicht-Geimpften als auch für Menschen mit Grundschutz und diejenigen, die aufgefrischt wurden. Das Risiko, das Virus weiterzugeben, sei bei infizierten ungeimpften Personen ebenfalls stark erhöht, nicht jedoch bei geimpften und geboosterten Personen, heißt es in der Studie. BA.1 ist bisher in Deutschland vorherrschend, BA.2 existiert aber bereits.

Die Impfung habe mit dem Aufkommen von BA.2 auch eine Wirkung gegen Infektionen, Übertragungen und schwere Erkrankungen gehabt, wenn auch reduziert im Vergleich zu früheren Varianten, schreiben die Forscher. Die höhere BA.2-Empfindlichkeit und Übertragbarkeit bei Ungeimpften werde wahrscheinlich zu einer noch weiteren Zunahme von Übertragungen bei ungeimpften Kindern führen, beispielsweise in Schulen und Kindertagesstätten, stellen sie fest.

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