Berlin (dpa) – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die „Bild“ wegen der jüngsten Berichterstattung in der Corona-Krise scharf angegriffen.
„Die Bild-Zeitung und der Springer-Verlag machen Hetze gegen mich und verbreiten Unwahrheiten“, sagte der SPD-Politiker der „taz“ (Wochenendausgabe). „Ziel ist es, die Pandemie herunterzuspielen und die Schutzmaßnahmen zu diskreditieren.“
Lauterbach verwies auf die Printausgabe der Zeitung vom Donnerstag. Auf der Titelseite steht: „Gesundheitsminister Lauterbach – Intensivstationen waren NIE überlastet“. Im dazugehörigen Artikel auf Seite 2 der Zeitung heißt es: „In einem Brief (liegt BILD vor) an Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (69, FDP) räumt er ein: Die Intensivstationen seien noch nie überlastet gewesen. Konkret heißt es dort aus Lauterbachs Staatssekretär Edgar Franke: „Eine deutschlandweite, regionale gleichzeitige Überlastung aller verfügbaren ITS-Kapazitäten, die eine systemische Unterversorgung intensivmedizinisch notwendiger COVID-19-Fälle bedeutet hätte (…), ist nicht eingetreten.“
Der SPD-Politiker sagte der „taz“: „Dass das Gesundheitssystem nie überlastet war, ist zum Beispiel eine manipulative Täuschung. Richtig ist: Mehr als 70 Prozent der Intensivstationen waren auf dem Höhepunkt teilweise oder ganz überlastet Die Pandemie. Es gab nur keine deutschlandweite Überlastung des Gesundheitssystems, also nicht an allen Orten gleichzeitig. Aber Patienten mussten von einem Bundesland in ein anderes verlegt werden. Wir mussten Patienten nach Italien fliegen. Operationen mussten verschoben werden.“ Die Situation war dramatisch. „Die Bild-Zeitung weiß das und macht daraus: Es gab nie eine Drohung. Das ist eine manipulative Falschmeldung.“
Ein „Bild“-Sprecher sagte auf Anfrage: „Uns würde die Aussage von Bundesminister Karl Lauterbach in der „taz“ gefallen, dass die Behauptung, „dass das Gesundheitssystem niemals überlastet worden wäre“, „eine manipulative Falschdarstellung“ sei. nicht bewerten, weil BILD dies in dem betreffenden Text und der dazugehörigen Überschrift nicht behauptet hat.“
Der Sprecher verwies auf die im Artikel zitierte Passage aus dem Schreiben des Ministeriums. In der Überschrift auf der Titelseite ist diese Aussage, wie in den Medien üblich, abgekürzt. „Im Artikel selbst erfahren die Leser ausführlich, dass es regional und in einzelnen Kliniken zu einer Überlastung gekommen ist.“ Der Sprecher weiter: „Allerdings ist dieser Aspekt hier weit weniger relevant als die Kernaussage, weil Herr Lauterbach selbst seit vielen Wochen damit droht, dass ein systemischer Zusammenbruch der Intensivstationen droht, die Begründung der Maßnahmen Freiheitseinschränkungen über einzelne Kliniken oder regionale Probleme waren in der Regel nicht möglich.“
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