Gesundheit – Südafrika besteht auf Patentzulassung für Impfstoffe – Gesundheit

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Genf/Brüssel (dpa) – Südafrikas Präsident hat bei einem gemeinsamen Gipfel der Europäischen Union (EU) und der Afrikanischen Union (AU) eine Patentzulassung für Corona-Impfstoffe gefordert.

Cyril Ramaphosa sagte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel in Brüssel, dass es inakzeptabel sei, dass Afrika bei Medikamenten immer in den Hintergrund treten müsse.

Spenden allein seien kein nachhaltiger Weg, um Resilienz aufzubauen, sagte Ramaphosa, der Coronavirus-Pandemiebeauftragte der AU. Es muss um das Leben von Millionen Menschen gehen – und nicht um die Gewinne einiger weniger Unternehmen.

Am Rande des zweitägigen Gipfels wurde bekannt gegeben, dass in absehbarer Zeit mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in sechs afrikanischen Ländern patentfreie mRNA-Impfstoffe hergestellt werden sollen. Allerdings geht Südafrika bei diesem Schritt nicht weit genug.

Auf dem EU-Afrika-Gipfel gab die WHO die Standorte Südafrika, wo der erste afrikanische mRNA-Impfstoff entwickelt wird, Ägypten, Kenia, Nigeria, Senegal und Tunesien bekannt. Die Länder sollen nun die notwendige Technik erhalten und bei der Ausbildung von Fachkräften unterstützt werden.

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie gefährlich es sei, von wenigen Impfstoffherstellern abhängig zu sein, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Seit Monaten kritisiert er scharf, dass sich reiche Länder einen Großteil der Corona-Impfstoffproduktion mit Vorverträgen gesichert haben und viele Länder monatelang praktisch leer ausgingen. Bis heute hätten mehr als 80 Prozent der Afrikaner nicht einmal ihre erste Impfdosis erhalten, sagte er.

Die WHO hat Südafrika 2021 als mRNA-Zentrum ausgewählt, um den ersten afrikanischen Corona-Impfstoff zu entwickeln. Von dort aus wird die Technologie lizenzfrei in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen geliefert. Der Impfstoff soll 2023 fertig sein. Er verletzt laut WHO keine Patente. Neben Corona-Impfstoffen sollen auch andere Medikamente, etwa Insulin, Krebsmedikamente oder solche gegen Malaria, Tuberkulose oder HIV, in den Ländern auf Basis der mRNA-Technologie hergestellt werden können.

Auch das Mainzer Unternehmen Biontech hat eine Afrika-Initiative gestartet. Sie will in der zweiten Jahreshälfte die ersten mobilen Container für die Impfstoffproduktion ausliefern. Es ist mit Ruanda, Senegal und möglicherweise Südafrika geplant. Im Gegensatz zur WHO-Initiative will Biontech die Containeranlagen zunächst selbst mit eigenem Personal betreiben.

© dpa-infocom, dpa:220218-99-186899/3