Stand: 24.03.2022 16:16 Uhr
Basierend auf wissenschaftlichen Studien und medizinischen Leitlinien bewertet der IGel Monitor individuelle Gesundheitsleistungen, die Ärzte kostenpflichtig anbieten. Laut Experten sind die meisten IGel-Dienste nutzlos.
Seit 2012 bietet die Seite an Igel-Monitor Bewertungen und Preisspannen medizinischer Behandlungen und Leistungen, deren Kosten nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Die Bilanz nach zehnjähriger Arbeit fällt nun ernüchternd aus: Von den 55 erfassten IGEL-Leistungen überwiegen die meisten Nachteile oder die Wirkung der Behandlungen sei „unklar“. Lediglich in zwei Fällen erhielten die Leistungen von IGel das Prädikat „eher positiv“.
Patienten seien oft nur unzureichend über die Selbstzahlerleistungen informiert und daher verunsichert, erklärt der Medizinische Service Bund, Portalbetreiber und Nachfolgeorganisation des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes der Krankenkassen (MDS).
Früherkennung von Eierstockkrebs: Ultraschall liefert oft falsch positive Ergebnisse
Ein besonders negatives Beispiel für fragwürdige IGEL-Leistungen sind Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Diese würden häufig zu falsch positiven Befunden führen, die weitere unnötige Untersuchungen und Eingriffe erfordern würden. Im Interesse der Patientensicherheit soll dieser IGEL-Service nicht mehr angeboten werden, betont Stefan Grönemeyer, Vorsitzender des Medizinischen Service Bundes. Auch internationale Fachgesellschaften würden von der Untersuchung abraten.
Vitamin-B12-Check: Nutzen für als „unklar“ eingestufte Patienten.
Auch der gesundheitliche Nutzen von Tests und Kuren zur Behebung eines Vitamin-B12-Mangels ist fraglich. Die Auswertung wissenschaftlicher Studien hat keine Hinweise ergeben, dass dieser Service die Gesundheit der Betroffenen verbessert. Mögliche Schäden sind jedoch unwahrscheinlich. Allergische Reaktionen können nur sehr selten bei Injektionen und Infusionen auftreten. Daher erhielt diese Leistung das Prädikat „unklar“.
IGel-Services erhöhen den Termindruck bei Standardprüfungen
Eine weitere Erkenntnis der bisherigen Arbeit: Patienten berichten immer wieder, dass Termine für Standarduntersuchungen bei Fachärzten oft Wochen und Monate im Voraus ausgebucht sind. Termine für Selbstzahlerleistungen sind dagegen oft zeitnah möglich. Dies deutet darauf hin, dass die Leistungen von IGel die medizinische Grundversorgung insgesamt verschlechtern.
Kritik an Unabhängigkeit und wissenschaftlicher Bewertung
Ärztekammern haben in der Vergangenheit die Unabhängigkeit des von den Krankenkassen finanzierten IGel-Monitors kritisiert. Die Auswahl relevanter IGel-Dienste war ein Zankapfel. Kritisiert wurde zum Beispiel, dass OCT-Untersuchungen für Glaukompatienten im IGel-Monitor auftauchen, obwohl sie in der Praxis keine Rolle mehr spielen, weil sie sich nicht bewährt haben. Auch in diesem Fall kritisierten Experten die wissenschaftliche Bewertung: Weil keine konkreten Studienergebnisse zu OCT-Untersuchungen bei Glaukompatienten vorlagen, wurden die Ergebnisse von OCT-Studien auf andere Indikationen übertragen.
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